Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Titel: Bevor du stirbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe , Åsa Träff
Vom Netzwerk:
einzige freie Stuhl. Wir hatten kein geheimes Rendezvous. Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber so war das nun mal.« Stefan hob in einer entwaffnenden Geste die Handflächen. Aus irgendeinem Grund wollte er seine Überlegungen über Magdalena nicht mit Anders teilen. Vielleicht, weil er selbst nicht so ganz wusste, wie er über sie dachte. Und vielleicht, weil Anders meistens das, was mit Mädchen zu tun hatte, nicht weiter ernst nahm.
    »Was du nicht sagst, Steffe. Und wann seht ihr euch wieder? Vielleicht am Samstag bei mir? Kommt sie zum Fest?« Anders musterte ihn mit neutraler Miene, aber Stefan kannte ihn zu gut, um einen dermaßen ungeschickt ausgelegten Köder zu schlucken.
    »Ich weiß nicht, aber du musst doch deine eigene Gästeliste im Kopf haben.« Er trank einen Schluck von dem inzwischen kalt gewordenen Kaffee, schluckte die bittere Flüssigkeit ganz schnell hinunter.
    »Wie gefällt dir also das Buch?« Anders hatte Stefans Wink offenbar erkannt und wollte das Gesprächsthema wechseln.
    »Das Buch? Ja, verdammt, ich hab zwei Würfel für dich mitgebracht. Dachte, wir könnten das mal ausprobieren.« Sie lachten beide, und Stefan spürte, wie sich die Erleichterung in ihm ausbreitete. Es wurde nicht mehr über Magdalena geredet. Sie waren wieder beim alten Jargon, der ihm so vertraut war, bei dem er sich sicher und am richtigen Ort fühlte. Er beschloss, bis auf Weiteres nicht an Magdalena zu denken. Er würde am Samstag genug Zeit haben, um mit ihr zu reden.

Stockholm 2010

Eine ganze Weile vor der Mittagspause bin ich wieder in der Praxis. Der Duft von frischgekochtem Kaffee und Zimtschnecken schlägt mir entgegen, als ich die Post vom Boden in der Diele aufhebe und die junge Frau grüße, die im Wartezimmer sitzt und liest.
    In der Küche nimmt Marianne Kaffeetassen aus der Spülmaschine und stellt sie in den Schrank. Ich sehe, dass ihre graublonden Haare auf der einen Seite platt anliegen, als habe sie darauf geschlafen und sie dann nicht ausgekämmt.
    »Hallo, Siri«, sagt sie und lächelt, und ich nicke als Antwort.
    »Kann man was abhaben?«
    »Ja, das kann man.«
    Sie gießt die heiße braune Flüssigkeit in eine Souvenirtasse vom Eiffelturm und reicht sie mir. Ich höre in einem anderen Raum jemanden pfeifen.
    »Sven ist offenbar gut gelaunt.«
    Marianne lächelt ein in sich gekehrtes, schwer zu deutendes Lächeln.
    Als Sven hereinkommt, hat Marianne für ihn schon eine Tasse Kaffee eingegossen, schwarz, mit Zucker, so, wie er das gern hat.
    »Wie geht es Sara?«, frage ich und schlürfe das heiße Getränk.
    Sven strahlt mich an und schiebt die Brust ein wenig vor, wie ein stolzer Hahn.
    »Ihr geht es wunderbar. Ihr wird nicht schlecht, und sie hat schon einen wunderbar schönen kleinen dicken Bauch. Ich muss zugeben, dass wir ungeheuer glücklich sind. Das mit der Zweisamkeit, das wird unterschätzt. Ich finde ja eigentlich, dass …« Er verstummt und blickt auf.
    Aina steht im Raum, sie trägt noch ihre Jacke. Ihre Haare hängen ungekämmt um ihr Gesicht, ihre Augen sind gerötet, und ihr Mund ist zu einem dünnen Strich zusammengekniffen. Sie ringt sich ein müdes Lächeln ab.
    »Jetzt glotzt doch nicht so, es ist alles in Ordnung«, sagt sie als Antwort auf die Frage, die niemand gestellt hat. »Ich bin heute einfach nicht in Form, hab nachts nicht geschlafen. Hatte Migräne. Oder so.«
    Sie macht eine abwehrende Handbewegung und sinkt auf den Stuhl neben mir. Ehe sie noch etwas sagen kann, ist Marianne da. Kaffee mit Milch. Kein Zucker. Marianne kennt sich aus.
    Aina lächelt ihr müde zu. Sie dreht sich zu mir um und schüttelt fast unmerklich den Kopf. Nein, nichts. Nein, keine Antwort.
    Ich drücke unter dem Tisch ihre eiskalte Hand, staune darüber, wie klein die mir vorkommt, wie die eines Kindes. Marianne räuspert sich.
    »Du hast um eins einen Klienten«, sagt sie und nickt mir zu.
    »Weiß ich, mal sehen, ob er kommt. Vorige Woche war er krank, behauptete aber, auf dem Weg der Besserung zu sein.«
    Marianne runzelt die Stirn und legt die Hände in die kräftigen Hüften. Ihre sonnengebräunten Brüste drohen die enge rote Bluse zu sprengen.
    »Wo liegt der?«
    »Was meinst du?«
    »Der Weg der Besserung, wo liegt der?«
    Sven erwidert meinen Blick, und ich sehe den Schmerz in seinen Augen. Wir alle haben Mariannes langen Weg vom Unfall durch die Reha zurück zu uns in die Praxis verfolgt.
    Aina steht auf, umarmt Marianne kurz.
    »Das ist nur eine Redensart,

Weitere Kostenlose Bücher