Bevor ich verbrenne
Kopf und blickte ihn an, bevor sie das Interesse verlor und anfing, das Gras am Zaun zu fressen.
Er hatte keine Zeit, um zu warten. Der Lärm steigerte sich. Er rannte zum Auto und fuhr langsam weiter, zurück zur Schule. Nach ein paar hundert Metern hielt er und schaute zurück. Der Himmel über dem Homevannet war noch immer dunkel. Kein Rauch, kein Flammenmeer. Nichts.
Als er zur Schule kam, bog er vor die kleine Scheune, die direkt gegenüber dem alten Schulgebäude stand. Im Keller hatte der Werkunterricht stattgefunden, im ersten Stock hatten sie geturnt, und ganz oben gab es einen Dachboden, auf den man sich schleichen und ganz still sitzen konnte. Er blieb einen Moment stehen und betrachtete das Schulhaus, dann drehte er sich abrupt um und ging auf die Scheune zu.
Diesmal machte er es ganz einfach. Er hatte keine Zeit mehr für etwas anderes. Jederzeit konnten Autos auf der Straße vorbeikommen. Er goss den Rest des Benzins über ein paar Zaunpfähle. Ein einziges Streichholz und die Flammen schlugen sofort die Wand hinauf. Die Bretterwände waren mürbe und knochentrocken und entzündeten sich so rasch wie Pappe. Einfacher ging es nicht. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann war es erledigt. Er spürte ein perlendes Gefühl in sich, als er zurück zum Auto lief, den Kanister im Kofferraum verstaute und ruhig und beherrscht über die Ebene fuhr. Vorbei am Bordvannet und dem Haus von Anders und Agnes Fjelsgård in Solås. An der Kreuzung von Brandsvoll schaltete er das Licht ein. Er hatte sich so daran gewöhnt, im Dunkeln zu fahren, dass ihn das unvermittelte Licht geradezu überwältigte. Plötzlich sah er alles. Herumschwirrende Insekten, das sich scharf abzeichnende Gras am Straßenrand, die Bäume und Äste, die sich in der Dunkelheit verwoben. Als er an der Kreuzung von Brandsvoll links abbog, strichen die Scheinwerfer über die gesprungenen Fensterscheiben des ehemaligen Ladens, und er sah die alten Regale und Schubkästen, die einst mit Mehl, Erbsen, Graupen und Kaffee gefüllt waren, und nun allmählich verstaubten. Kurz darauf kam er am Haus von Alfred und Else vorbei, er sah Licht in Teresas Haus, eine einzelne Birne brannte. Dann bog er rechts ab, fuhr über die Brücke und den ruhigen Bach und war zu Hause. Er schlich hinein, ging ins Bad und wusch sich; einen Moment blieb er stehen und betrachtete ein paar Narben an der Stirn, die Finger rochen noch immer schwach nach Benzin. Seine Augen glühten und die Müdigkeit war verschwunden. Er hatte Grashalme im Haar. Er schloss die Augen und sah die im Rauch kreisenden Schwalben unter dem Dach. Dann löschte er das Licht und sprang mit vier Schritten die Bodentreppe hinauf. Er konnte sich gerade noch ausziehen und unter die kühle Bettdecke kriechen, als das Telefon im Flur anfing zu klingeln.
4.
I
A m Morgen des 3 . Juni schreibt Großmutter in ihr Tagebuch:
Das alte Haus von Olga ist abgebrannt. Die Scheune auch. Das ist doch nicht möglich. Und trotzdem ist es passiert. Kasper Kristiansen gehört das Haus jetzt, aber ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als Olga darin wohnte. Ich weiß noch, wie ich mit Kristen, Steinar, Olga und einer Patientin nach Oslo gefahren bin. Es war ein junges Mädchen, das unmöglich im Haus bleiben konnte. Sie musste in die Psychiatrische Anstalt von Gaustad. Also brachten wir sie nach Oslo. Das war direkt nach dem Krieg. Und jetzt ist Olgas Haus abgebrannt. Der Herr helfe uns allen.
Fædrelandsvennen , Samstag, 3 . Juni. Titelseite:
Gestern morgen um acht Uhr kamen Bezirksobmann Knut Koland und seine Beamten zu einer Krisensitzung im Polizeibüro von Søgne zusammen, um die nächtlichen Brände und die Ereignisse der letzten Wochen in Finsland zu besprechen. In der Gegend geht ein Pyromane um, der seine Aktivitäten vorläufig auf Scheunen und unbewohnte Gebäude begrenzt. In der Nacht brannten gleichzeitig in Lauvsland und Dynestøl in Finsland ein Hof, eine Scheune und ein Stall.
Die Osloer Zeitungen fangen an, über den Fall zu schreiben. Eine Notiz in Aftenposten . Ein Artikel in Verdens Gang. Beide verhältnismäßig nüchtern, keine Bilder. Der Rundfunk bringt eine längere Reportage, aber noch ist das Fernsehen nicht vor Ort, nicht vor Montagabend.
II
Ich hatte von der Geschichte einer Patientin gehört, die nach Gaustad gefahren werden musste, aber ich hatte keine Ahnung, dass Vater an dieser Fahrt beteiligt war. Ich wusste auch nicht, dass das Mädchen bei Olga gewohnt und sie die Patientin in
Weitere Kostenlose Bücher