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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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können, die Laptops zu verscherbeln. Er hatte den gesamten Suuqa Bakaaraha durchsucht, der auch als Umschlagplatz für Elektronik bekannt war, aber nur einen der Computer gefunden. Aber das war schon mehr, als er zu hoffen gewagt hatte.
    Wenn sich jemand die Mühe gemacht hatte, jemanden für den Mord an drei dänischen Entwicklungshelfern zu bezahlen, musste es einen Grund dafür geben. Am wahrscheinlichsten schien es, dass sie einen Warlord beleidigt hatten, indem sie ihm die Schutzgeldzahlung verwehrt hatten, oder dass es eine gescheiterte Entführung war. Doch in Anbetracht der Tatsache, wo auf der Welt er sich gerade befand, konnte es sich ebenso gut um einen Terroranschlag oder einen politisch motivierten Racheakt handeln. Die Grenzen zwischen alledem verschwammen immer mehr, und die Entwicklungshelfer waren inzwischen militärische Ziele wie alle anderen, jetzt, wo auch Soldaten Essensrationen austeilten. Immer häufiger wurden sie getötet oder gekidnappt, weil es nichts half, sich auf die eigene Neutralität zu berufen, wenn der Gegner einen nicht als neutral ansah.
    Da Warwick die drei Dänen aus Gründen, die auf der Hand lagen, nicht mehr befragen konnte, musste er sich mit der nächstbesten Lösung zufriedengeben: den Computer zu durchsuchen. Während er den warmen Tee schlürfte, öffnete er geduldig jedes Dokument und alle Bild- und Tondateien, die er auf dem Rechner finden konnte. Es war keine uninteressante Lektüre: Entwürfe zu Mails an die Ehefrau, die sich offenbar zu Hause dem Alkohol hingab, Aufzeichnungen über die finanzielle Lage der Projekte, die Toftegaard beaufsichtigt hatte, die garantiert nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, ebenso wie ein Kalender mit Angaben über Treffen und Geldbeträge – vermutlich ging es darum, korrupte Beamte zu bestechen. Mit anderen Worten eine Menge schmutziger Wäsche, aber nichts, was Anlass dazu gegeben hätte, ihn und seine Kollegen zu töten.
    Warwick bestellte eine weitere Kanne Shaah und klickte ein wenig auf dem Computer herum, bis es ihm überraschend gelang, mithilfe seines Handys eine Internetverbindung herzustellen. Sie war nicht stabil, so dass es mehrere Minuten dauerte, eine Seite zu laden. Dennoch hatte er sich bereits nach einer halben Stunde Zugang zu Toftegaards Mailprogramm verschafft. Der Computer erinnerte sich an das Passwort, sobald man die Mailadresse eingab, vermutlich, weil der Inhalt nicht weiter kontrovers war – allerdings kam es natürlich darauf an, wer ihn las. Er scrollte durch den Posteingang, bis er mit einem Mal stutzte. Er starrte auf den Bildschirm, klickte sich vor und zurück und las fieberhaft eine Reihe von Mails. Dann nahm er sein Handy und wählte eine Nummer. Nach einer halben Ewigkeit meldete sich endlich jemand.
    »Morgan? Ich hoffe, du kannst mir helfen. Es eilt ein bisschen.«
    Am anderen Ende der Leitung war ein Brummeln zu vernehmen. Morgan Cumberbatch war schon damals, als sie sich in Cambridge ein Zimmer teilten, kein großer Smalltalker gewesen, und seine Aversion gegen unnötiges Geplauder war mit den Jahren nicht geringer geworden. Dennoch hatte er nach dem Studium auf stetige und undramatische Weise Karriere gemacht und verdiente heute wahrscheinlich das Vierfache von dem, was Warwick damals bei Lloyd’s Register in London bekommen hatte.
    »Ich brauche eine schnelle Recherche. Was kannst du mir über ein Schiff namens Proserpine sagen?«
    »Dass man mit dieser Aufgabe nicht den stellvertretenden Geschäftsführer behelligen muss.«
    »Aber ich kenne nun mal nur diesen einen stellvertretenden Geschäftsführer. Vielleicht könnte er die Aufgabe an einen seiner vielen willigen Untergebenen delegieren?«
    Auch darauf antwortete der Freund nur mit einem Brummeln, und Warwick legte auf und wartete geduldig auf das Resultat. Morgan Cumberbatch arbeitete für das berühmte Schiffsregister in London, das seit 1764 ein »Register of Ships« herausgab, in dem Frachtschiffe von über hundert Bruttoregistertonnen im Hinblick auf ihren Zustand und ihre Ausstattung klassifiziert wurden – davon konnten Versicherungen und Charterer Gebrauch machen. Seit einigen Jahren hatte er sein Büro im Firmenhauptsitz in der Fenchurch Street, und soweit Warwick verstanden hatte, konnte man eigentlich nicht weiter aufsteigen. Während er wartete, las er noch einmal Teile der Korrespondenz, auf die er gestoßen war. Sie war nicht besonders umfangreich, was die Sache nur umso interessanter machte. Dann warf

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