Bewahre meinen Traum
getan. Aber das hätte deine Karriere in West Point ruiniert. Und wofür? Ich wollte nicht, dass du mich heiratest oder mir hilfst, sie großzuziehen. Ich hatte meine Familie, die mich unterstützt. Es dir zu erzählen hätte nichts gebracht, außer alle deine Zukunftspläne über den Haufen zu werfen.“
Er bestritt das nicht. „Ein Teil von mir ist dir dafür sehr dankbar. Aber ein anderer Teil …“ Er schaute wieder zu Sonnet, und es schien ihm die Sprache zu verschlagen.
Nina weigerte sich, sich zu entschuldigen. Sie wollte nicht, dass einer von ihnen etwas bedauerte, was nun nicht mehr zu ändern war. „Das Einzige, was wir tun müssen“, sagte sie, „ist herauszufinden, was das Beste für Sonnet ist.“ Sie fing Jennys Blick auf und winkte sie zu sich. „Bei allem, was wir tun, hat sie die oberste Priorität.“
„Natürlich.“ Er wartete, während Jenny und Sonnet Hand in Hand zu ihnen kamen. Laurence war ganz offensichtlich ratlos, wie er sich verhalten sollte; er sah aus, als wenn er gleich salutieren würde. Seinen Augen nahmen jedes kleine Detail seiner Tochter in sich auf.
„Hab keine Angst“, riet Nina, die schmerzlich spürte, dass er überhaupt keine Erfahrung mit Kindern hatte. Sie hatte Zeit gehabt, in die Elternrolle hineinzuwachsen – er hatte nur wenige Minuten. „Lächel einfach und geh in die Knie, auf Augenhöhe, und lass sie zu dir kommen.“ Nina macht es ihm vor. Sie ging in die Knie und öffnete die Arme. „Hey, Mäuschen. Hattest du Spaß auf der Wippe?“
„Ja. Ich bin ganz hoch geflogen“, sagte Sonnet mit ihrer Minnie-Maus-Stimme und warf sich Nina in die Arme. Ihr Geruch nach Zuckerwatte stieg Nina in die Nase und zauberte ihr wie immer ein Lächeln ins Gesicht.
Jenny stellte sich leise Laurence vor. Dann entschuldigte sie sich und trat ein paar Schritte beiseite, um den dreien ein wenig Privatsphäre zu lassen.
„Baby, ich möchte dir … meinen Freund vorstellen“, sagte Nina vorsichtig. „Er heißt Laurence Jeffries.“
„Hallo.“ Sonnet drückte sich gegen Nina und schaute zu dem Fremden auf.
„Hey.“ Ninas Rat folgend, kniete er sich auf einem Bein nieder – so als wolle er einen Antrag machen oder eine Waffe abfeuern. Trotzdem war er immer noch groß und beeindruckend. „Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen, Sonnet.“
„Sonnet Maria Romano“, sagte sie pflichtbewusst. Nina hatte ihr beigebracht, sich vorzustellen. „Ich habe einen Granat gefunden.“ Sie wühlte in ihrer Hosentasche und streckte ihre pummelige Hand aus. Rohgranate waren in dieser Gegend nicht unüblich, und einer von Sonnets Onkeln hatte ihr gezeigt, wie man sie fand. Auch wenn sie ihren Preis stolz herzeigte, klammerte sie sich mit der anderen Hand doch an Nina fest.
Nina war stolz auf die Intelligenz ihrer Tochter und ihre erwachsene Aussprache. Manchmal musste Nina sich selber daran erinnern, dass Sonnet noch zu jung war, um komplizierte Sachverhalte zu verstehen. Trotz ihres ausgeprägten Wortschatzes war es von ihr zu viel verlangt, zu verstehen, dass der gut aussehende Soldat vor ihr ihr Vater war.
„Das ist wirklich ein Granat“, sagte Laurence. „Da hast du aber Glück gehabt, ihn zu finden.“
„Behalt du ihn“, sagte Sonnet. „Als Geschenk.“
Das Angebot brachte das erste echte Lächeln auf sein Gesicht. Er streckte seine Hand aus. „Danke, Sonnet“, sagte er. „Ich werde ihn für immer behalten und niemals verlieren.“
Sie strahlte ihn an. „Okay.“
Für eine Sekunde verschwand ihre winzige Hand in seiner, und sie waren alle drei miteinander verbunden – Nina, Sonnet und Laurence, nun irgendwie eine Familie. Bei dem Gedanken wurde Nina vor Euphorie ganz schwindelig. Vielleicht …
Erneut fiel eine Autotür ins Schloss, und sie alle drehten sich um. Laurence verfiel sofort wieder in seinen Militärmodus und stand gerade wie eine Stahlklinge. Nina nahm Sonnet auf den Arm.
„Das ist Angela Hancock“, sagte Laurence, als eine wunderschöne, sehr gut gekleidete Frau sich zu ihnen gesellte. „Angela, das sind Nina und Sonnet Romano.“
Sie war auf ihre Art genauso selbstbewusst und Furcht einflößend wie er. Eine hochgewachsene, elegante nubische Prinzessin für den Märchenprinzen. „Wie geht es euch?“
„Angela ist meine Verlobte“, fuhr Laurence fort. „Wir heiraten nächste Woche.“
Ah, dachte Nina. Kein Wunder, dass er so nervös war. Es war gar nicht wegen ihr oder Sonnet. Sie brachte ein schmales Lächeln zustande.
Weitere Kostenlose Bücher