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Bewegungswissenschaft

Bewegungswissenschaft

Titel: Bewegungswissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wollny
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Reizgeneralisation und der Reizdiskrimination.
Wie funktioniert das motorische Lernen nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum?
Beschreiben Sie die experimentellen Phasen der operanten Konditionierung.
Kennzeichnen Sie die verschiedenen Formen der Verstärkung und der Bekräftigung menschlicher Verhaltensweisen.
Was unterscheidet die klassische, instrumentelle und operante Konditionierung voneinander?
Charakterisieren Sie die Theorie des Lernens am Modell von B ANDURA .
Wie können elementare motorische Fertigkeiten durch die Lehrmethoden des Shapings und der gezielten Darbietung von Modellverhalten geschult werden?

Lektion 6
Bewegung fängt im Kopf an – Welche Strategie der Bewegungsrepräsentation ist Erfolg versprechend?
    Mit der „kognitiven Wende“ in der Lernpsychologie verlieren ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die behavioristischen Vorstellungen über die Bewegungskontrolle und das motorische Lernen weit gehend an Bedeutung. Massiv infrage gestellt wird die eingeschränkte Betrachtung des motorischen Verhaltens als alleiniger Reiz-Reaktionsprozess, bei dem kognitive Entscheidungs- und Kontrollprozesse ebenso kategorisch unberücksichtigt bleiben wie die zentralnervösen und peripheren Strukturen, Mechanismen und Funktionsprozesse der Informationsverarbeitung. Moderne Lern- und Kontrolltheorien betrachten den Menschen als ein aktives, informationsverarbeitendes Wesen, das spezielle Konzepte über die eigene Person und die Umwelt entwickelt. Das Forschungsinteresse zentriert sich auf die Erklärung der zentralnervösen Repräsentation der Bewegung, des motorischen Lernens und der psychologischen Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsprozesse. Primäre Zielsetzung ist die Erweiterung des eingeschränkten behavioristischen „Black Box“-Modells um die kognitiven Verarbeitungsprozesse der Verschlüsselung, der Speicherung, der Umwandlung und des Abrufs verhaltensrelevanter Informationen ( vgl. Abb. 34 ).

    Abb. 34: Erweiterung des behavioristischen „Black Box“-Modells um kognitive Verarbeitungsprozesse
    Populärwissenschaftliche Publikationen erwecken seit einigen Jahren zwar die Illusion, dass die Rätsel der Strategie der Bewegungsrepräsentation weit gehend gelöst sind. Hiervon ist die Wissenschaft aber noch weit entfernt. Neurologen können zwar zusammen mit Radiologen die Strukturen der „Wetware“ des menschlichen Hirns mit bildgebenden Verfahren wie der Positronenemissionstomografie (PET) oder der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) differenziert abbilden. Doch dürfen die ermutigenden Befunde nicht darüber hinwegtäuschen, dass die neurobiologische Funktionsweise und die psychologische Bedeutung der „Wetware“ des Hirns für die Bewegungskontrolle und das motorische Lernen nahezu unergründet bleiben.
    Aus der Informationswissenschaft entlehnte Modelle wie digitale binäre Kodes oder parallel arbeitende neuronale Netzwerke (vgl. Kap. 3.3.2) werden seit mehr als 30 Jahren zur Erklärung der menschlichen Informationsverarbeitung herangezogen. Kaum aus den „Kinderschuhen“ entwachsen, hinterfragt eine Vielzahl plausibler Alternativen derartige Vorstellungen über die Motorik. Eine widerspruchsfreie Theorie der Bewegungskontrolle oder des motorischen Lernens liegt trotz des beachtenswerten neurobiologischen, psychologischen und bewegungswissenschaftlichen Kenntniszuwachses nicht vor. Vermehrt infrage gestellt wird, inwieweit eine einzelne Theorie oder einige wenige grundlegende Funktionsmechanismen alle Aspekte der Motorik und des motorischen Lernens plausibel erklären können.
1 Was ist von dieser Lektion zu erwarten?
    Lektion 6 informiert am Beispiel der Informationsverarbeitungsansätze (motor approaches) über die in den letzten drei Jahrzehnten in der sportwissenschaftlichen Bewegungsforschung favorisierten koordinations- und lerntheoretischen Grundannahmen über die Kontrolle und den Neuerwerb einfacher und komplexer Bewegungsfertigkeiten. Aufgegriffen werden folgende Fragestellungen: Welche körperinternen Voraussetzungen gewährleisten die Beherrschung sporttypischer Bewegungstechniken? Welche koordinationstheoretischen Vorstellungen liegen über die Stabilität und die Variabilität des motorischen Verhaltens vor? Wie werden die verschiedenen Lern- und Kontrolltheorien kategorisiert? Wie passt der Mensch beherrschte Bewegungstechniken an die sich nicht vorhersehbar verändernden Umweltbedingungen an? Inwieweit können einzelne Theorien oder einige wenige Grundannahmen

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