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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Besuche in der U-Haft zugegeben hatte.
    Manuel hatte aber auch noch einen Satz gesagt, der sich in ihrem Gehirn genauso oft meldete wie die tausend Ängste: »Als klassischer erfolgversprechender Wiederaufnahmeantrag fällt mir nur der geständige wahre Täter ein, der bislang dem Verurteilten selbst unbekannt war – oder wenigstens ein Zeuge, der diesen wahren Täter präsentiert.«
    Den wahren Täter. Ja.
    Chrissi war hinter sie getreten. »Du solltest versuchen, ein bisschen abzuschalten.« Ihre Stimme klang hohl.
    Monika drehte sich langsam um und sah in die feuchten Augen ihrer Tochter. »Ich weiß, ja, danke. Aber wenn du ehrlich bist, kannst du auch an nichts anderes denken.«
    Die junge Frau streichelte ihr übers Haar. »Manuel meint, es tut sich was. Er hat mit diesem Kommissar telefoniert.«
    Ihre Mutter schwieg. Viel zu oft schon hatte sie sich in den vergangenen Monaten an einen Strohhalm geklammert, der ihr dann weggezogen worden war. Niemals würde sie zwar die Hoffnung aufgeben, doch die Zweifel nagten immer kräftiger an ihr. »Was soll der Kommissar schon für Gerd tun können?«, fragte sie mutlos.
    »Manuel weiß es auch nicht genau, aber irgendwie scheinen sie wieder an etwas rumzumachen.«
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass Manuel alles versucht hat, alles.« Ihr rann eine Träne über die linke Backe. »Die glauben ihm nicht. Für sie ist Gerd ein Lügner.«
    Chrissi umarmte ihre Mutter. »Wenn es eine Gerechtigkeit gibt, wenn irgendjemand das Schicksal steuert oder lenkt, dann wird es auch Vati helfen.«
    Monika begann wieder zu weinen. »So ein Schicksal kann grausam sein«, schluchzte sie, »ich muss immer daran denken, was ein Pfarrer mal gesagt hat: Gottes Wege seien für uns Menschen nicht zu ergründen.« Sie hielt kurz inne. »Und wenn das bei Gerd auch so ist? Wenn ihm das Schicksal etwas bereithält, das keinen Sinn gibt? Was dann?«
    Die beiden Frauen schwiegen und sahen auf die Donau hinab.
    »Und vielleicht …«, Monika schluckte und schloss die Augen. »Vielleicht hält er ihm so einen Weg bereit.«

47
     
    »Von der Straße abgekommen, allein beteiligt«, sagte Linkohr, nachdem Häberle und Speckinger für einen Moment gestaunt hatten. »Keine Hinweise auf Fremdverschulden. Ich hab bei den Kollegen der Verkehrspolizei nachgefragt.«
    Häberle verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Naja, Herr Kollege, wär ja wohl auch ein dickes Ding gewesen, wenn da einer nachgeholfen hätte und wir hätten es nicht erfahren – so dicht an der Kreisgrenze.« Er fügte noch eher beiläufig hinzu: »Und wo ist das Auto jetzt?«
    »Verschrottet«, erwiderte Linkohr resigniert und zeigte sich über das Desinteresse des Chefs enttäuscht.
    Häberle bemerkte dies, weshalb er sofort anknüpfte: »Wenn Blüchers Neffe aber tatsächlich mit dem Grauer etwas zu tun hatte, dann müssten sich dafür Spuren finden. Was ist mit Grauers Computer?« Er wandte sich an Speckinger. Der hatte den Kollegen Stange darauf ansprechen wollen und auch etwas in Erfahrung bringen können: »Grauer war offenbar kein großer Computerfreak, wenn man von seiner Fotosammelleidenschaft mal absieht«, erklärte er und zog ein Blatt Papier aus dem Brusttäschchen seines Hemdes. »Textlich sei kaum was vorhanden, was über den dienstlichen Schriftverkehr hinausgeht, sagt der Kollege. Und im Rechner daheim waren fast nur Bilder drauf und irgendwelche aus dem Internet runtergeladene Seiten.« Er faltete das zerknüllte Blatt auseinander. »Auch seine Mailkontakte geben nichts her. Keine Auffälligkeiten.« Kollege Stange hatte auf Bitten Speckingers die vor Monaten bereits kopierten Festplatten noch einmal eingehend durchforstet, nachdem damals das Auffinden der DNA-Spuren auf Grauers Pullover und die weiteren Indizien weitere Nachforschungen nicht mehr so wichtig hatten erscheinen lassen.
    »Nichts, was auf diese Sache in Ulm hindeutet?«, hakte Häberle nach, worauf Linkohr sofort aufhorchte.
    »Nichts.« Speckinger grinste. »Zum Leidwesen unseres jungen Kollegen, der hinter dem Grauer einen Agenten vermutet.«
    Häberle verstand nicht. »Agenten?«
    »Ja«, Speckinger besah sich den Kollegen von der Seite, der nicht so recht wusste, ob er über diese Anspielung stolz oder beschämt sein sollte, »Baustellendetektiv. Agent Null-Null-Dreizehn, im Geheimauftrag seiner Majestät des Schwarzarbeiter-Schnüfflers Ulrich Blücher.«
    Häberle verkniff sich ein Lachen–weil er einerseits Linkohr nicht verärgern wollte und

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