Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Idee: »He, Kollege, da hat doch einer von diesen Bauern auf Tourismus umgestellt. ›Ferien auf dem Bauernhof‹ oder so ähnlich. Erinnerst du dich?«
    »Der eine da … ja, wie hieß der nochmal … Erlenhof, glaub ich. Hudelmaier oder so ähnlich.«
    »Die Frage ist doch«, überlegte Speckinger, »was dies mit Ketschmar zu tun haben kann. Bisher wissen wir halt nur von einer Ketschmar-Grauer-Beziehung.«
    »Linkohr hat mir heut früh geschrieben. Er meint, bei den Fotos von ausländischen Autos, die wir bei Grauer gefunden haben, könnte es sich um Fahrzeuge von eingeschleusten Schwarzarbeitern handeln. Und wenn Grauer womöglich nebenher und in der Freizeit als Schnüffler unterwegs war, könnte es durchaus sein – so schreibt er –, dass ihm jemand aufgelauert ist und ihn beseitigt hat.«
    Speckinger dachte nach. »Eckert«, sagte er schließlich. »Eckert, dieser Kerl aus dem fast abgefackelten Bürocontainer, direkt am Tatort.«
    »Und wer bittschön will ihn dann ausräuchern?«, zeigte sich Häberle skeptisch.
    »Aber du hast recht«, lenkte Häberle sofort ein und deutete mit dem Finger auf das Mail von Linkohr, »der Kollege aus Geislingen hat wohl die halbe Nacht Protokolle gelesen. Bei Eckert gibt es einige Merkwürdigkeiten, die in der Euphorie des Gutachtens gegen Ketschmar untergegangen sind – und die auch die Staatsanwaltschaft nicht interessiert haben.« Speckinger nahm eine legere Haltung ein und streckte die Beine von sich. Er war gespannt, was Häberle aus Linkohrs Mitteilung las.
    »Eckert hat an diesem Freitagabend seinen Computer nicht ausgeschaltet«, machte der Ermittler weiter. »Er hat um 17.16 Uhr zuletzt an einer Datei gearbeitet, danach ist der Rechner bis Montagabend 16.48 Uhr durchgelaufen. Das könnte darauf schließen lassen, dass Eckert um Viertel nach fünf am Freitagabend seinen Bürocontainer Hals über Kopf verlassen hat.«
    Der Kollege zuckte wieder mit den Schultern. »Ich lass meine Kiste manchmal auch tagelang laufen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass wir Eckerts DNA an diesem Taschentuch sicherstellen konnten – und sie passt eben zu nichts, was wir bei dem Toten gefunden haben.«
    »Miesmacher«, stellte Häberle grinsend fest. »Und gleich wirst du mir sagen, dass tausend weitere Indizien gegen Ketschmar sprechen: Drohbriefe, Schaden am Auto – und dieser Spanngurt, der sich vorzüglich als Würgeinstrument eignet, um den angefahrenen Grauer vollends umzubringen. Du brauchst mir die Anklageschrift nicht nochmal vorzulesen.«
    »Versteh mich nicht falsch. Aber bei allem Wohlwollen, als wir die Analyse vorliegen hatten, war für uns der Fall gelaufen. Und im Übrigen auch für den Staatsanwalt. Trotzdem geb ich dir und dem Kollegen Linkohr recht. Wie ich mich entsinne, hat auch dieser Eckert irgendetwas gehabt, womit man jemanden die Luft abschneiden kann …?«
    Häberle drehte sich wieder zum Bildschirm. »Hat Linkohr auch rausgefunden. Eine Zeugin – eine Frau, die an diesem Freitagabend vom Steinberghof runtergefahren ist, hat um halb Sechs einen Mann gesehen–möglicherweise Eckert, der ein rot-weißes Absperrband in der Hand gehalten hat.«
    Die schrillen elektronischen Töne von Häberles Telefon unterbrachen das Gespräch. Der Chefermittler nahm ab, meldete sich und lauschte, während sein Gesichtsausdruck ernster wurde. Speckinger spürte, dass etwas geschehen sein musste. Diese Einschätzung bekräftigte Häberles Nachfrage: »Und wann war das?«
    Der Kommissar zog ein Blatt Papier zu sich her und machte einige Notizen. »Okay, wir kommen mal raus.« Dann legte er auf. »Es gibt Arbeit. Der Kollege Edwin Scholz vom Revier hat angerufen. Sie haben einen Vermissten.«
    »Und?«
    »Du wirst es nicht glauben …«
     
    Sie hatten wieder Albträume gehabt. Seit Wochen bereits konnten Monika Ketschmar und Tochter Chrissi kaum eine Nacht durchschlafen. Gestern Abend hatten sie sich von Manuel in allen Einzelheiten den ersten Prozesstag schildern lassen. Der junge Anwalt versuchte zwar so ehrlich wie möglich den Ablauf darzustellen, vermied es aber, auf Details einzugehen, die seinen Schwiegervater in ein schlechtes Licht gerückt hatten. »Der Vorsitzende gibt sich sehr viel Mühe«, resümierte Manuel und berichtete, wie ausführlich sich die Strafkammer mit Gerhards Einlassung auseinandergesetzt habe. Danach seien noch elf Zeugen vernommen worden – zunächst die Knolls vom Steinberghof, einschließlich deren Söhne und des alten Schorschs, der sich

Weitere Kostenlose Bücher