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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sehr oft«, erwiderte die Bäuerin. »Die Leute haben halt so ihre Gewohnheiten.«
    »Sind das alles nur – sagen wir mal – normale Kunden oder gibt es auch persönliche Bekanntschaften?« Häberle beobachtete, wie Opa mit stoischer Gelassenheit neuen Tabak in die Pfeife stopfte. Nach seinem Ausbruch war er wieder die Ruhe selbst.
    »Teils, teils«, meinte die Bäuerin, »manche sind immer in Eile, andere nehmen sich auch Zeit zu einem Schwätzle.«
    »Bei einem Glas Moscht«, warf Specki ein und grinste dem alten Herrn zu, der jedoch in dieser Beziehung keinen Spaß zu verstehen schien.
    »Wir sind keine Wirtschaft«, stellte er eigenwillig fest, »nicht, dass Sie uns noch was andichtet – von wege Schankerlaubnis und so’n Zeug. Mit wem ich Moscht trink, das entscheid ich – und das geht niemand was an.« Er starrte mit seinen flinken Augen die Besucher nacheinander an. »Hent mir uns da verstande?«
    Häberle hob beschwichtigend die Arme. »Keine Sorge. Das interessiert uns überhaupt nicht. Wir wollten nur wissen, ob die Namen, die Sie unseren Kollegen von der Schutzpolizei genannt haben, vollständig sind.«
    »Natürlich sind die vollständig«, betonte die Bäuerin. »Wir haben das hier gemeinsam zu Protokoll gegeben.«
    »Sie und Ihr Herr …«, Häberle überlegte, »Ihr Herr Vater …?«
    »Schwiegervater«, korrigierte sie.
    »Und was sagen Ihre Söhne?«
    »Nichts«, gab die Frau zurück, »die waren gestern Abend gar nicht da.«
    »Mit dem Auto unterwegs gewesen?«, fragte der Chefermittler vorsichtig, was sofort Opa Schorsch als persönlichen Angriff gegen die Familie empfand: »Meine Enkel hent mit der Sach nix zu tun. Was fällt Ihne eigentlich ein? Sie behandeln uns wie Schwerverbrecher – oder wie seh ich das?« Er zog gierig an seiner Pfeife und ließ kräftige Qualmschwaden aufsteigen. Linkohr musste husten.
    »Das hat alles nichts zu bedeuten«, beschwichtigte Häberle erneut und wandte sich an die Frau. »Wann sind die beiden denn heimgekommen?«
    Sie überlegte. »Erst heut früh. Sie waren in einer Disco.«
    Specki stutzte. »Aber man geht doch nicht schon um fünf oder sechs abends in eine Disco.«
    Opa Schorsch wurde ungehalten. »Ich glaub net, dass Sie das alles was angeht.« Seine Schwiegertochter gab ihm einen Wink. »Lass mal, Opa. Die Herren dürfen ruhig wissen, wo Marc und Oliver waren – sie haben ihre Freundinnen abgeholt. Eine in Reutlingen und die andere in Plochingen. Dann waren sie in Göppingen noch Pizza essen.«
    »Könnten uns die beiden das selbst erzählen?«, blieb der Kommissar hartnäckig, obwohl er sich damit wieder den Zorn des Steinberg-Schorschs zuzog.
    Die Bäuerin war jedoch bereit, die beiden jungen Männer zu holen, deren Nullbock-Mentalität Häberle sofort unangenehm aufstieß. Diese Coolness, wie man wohl heutzutage sagte, ging ihm gegen den Strich. Sie hatten nur ein kurzes »Hallo« herausgepresst und sich dann mit verschränkten Armen an die Oberkante des Tisches gestellt, wo ihre Mutter wieder Platz nahm. Opa Schorsch sah sich veranlasst, seine Enkel in Schutz zu nehmen: »Ihr müsset nix sage ohne Anwalt.«
    Häberle sah ihn giftig an. Specki war drauf und dran laut zu werden. Und Linkohr verfolgte gespannt, was geschehen würde.
    »Natürlich müssen Sie nichts sagen«, gab sich der Chefermittler wieder versöhnlich, »wir könnten Sie aber auch vorladen.« Dieser Hinweis war meist hilfreich, um Zeugen gesprächig zu machen. Wer wollte schon gerne zur Dienststelle kommen? »Wenn ich Sie jetzt frage, wann Sie gestern Abend hier weggefahren und wann Sie wieder gekommen sind, dann hat das nichts damit zu tun, dass ich Sie verdächtige. Wir wollen mit unseren Fragen nur ergründen, wer so etwa zwischen 17 Uhr und 17.45 Uhr auf diesem Weg hier gefahren ist.«
    Die beiden schlaksigen jungen Männer sahen sich Kaugummi kauend gegenseitig in ihre blassen Gesichter und zuckten provokativ und lustlos mit den Schultern. Der Ältere, den die Mutter als Marc vorgestellt hatte, rang sich zu einer Antwort durch: »Ich war auf sechs mit meiner Freundin in Reutlingen verabredet. Dann sind wir wohl hier so gegen fünf weg.« Oliver nickte.
    Specki musterte die beiden streng. »Und als ihr da unten an dieser Baustelle vorbeigekommen seid, da ist euch nichts aufgefallen?«
    »Was soll uns groß aufgefallen sein?«, staunte Marc und blickte Hilfe suchend zu seinem Bruder.
    »Ein Auto, eine Person, was weiß ich? Irgendetwas, das anders war als an anderen

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