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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schon alles zu Protokoll gegeben. Alles«, sagte er und es klang unfreundlich, »… Sie kennen die Namen der Kunden, die hier waren. Und damit hat sichs für uns. Ich erwarte, dass Sie uns aus der Sache heraushalten.« Er fuhr sich mit dem rechten Handrücken über das schlecht rasierte Kinn. »Ich brauch Ihnen nicht zu sagen, was eine Geschäftsschädigung bedeutet.«
    Häberle sah ihn im Gegenlicht der blendenden Leuchtstoffröhre wortlos an. Die mächtige Gestalt wirkte irgendwie gefährlich. »Den, den Sie suchen, werden Sie nicht hier bei uns finden, garantiert nicht«, gab der Landwirt zu verstehen, um sich dann seiner Frau zuzuwenden: »Helga kann bestätigen, dass wir den Polizisten gestern alles genau erzählt haben – und auch mein Vater kann dies bezeugen.«
    Specki und Linkohr hatten die Hände in die Jackentaschen gesteckt. Seit der Nebel dichter geworden war, wurde es kalt. Auch Häberle fror und entschied, den Ort zu verlassen. »Sollte Ihnen noch etwas einfallen, dann lassen Sie es mich wissen.« Als sich die drei Kriminalisten bereits in der nebligen Nacht entfernt hatten, schallte ihnen die Stimme des Bauern hinterher: »Ich geb Ihnen noch einen Tipp, Herr Kommissar – gehn Sie doch mal zum Eulengreuthof rüber. Wenn jemand was mit der Sache zu tun hat, dann der Eugen.«

17
     
    Gerhard Ketschmar war nicht begeistert gewesen, bei dieser Kälte noch durch Ulm zu bummeln. Doch Monika bestand darauf, weil sie hoffte, ihn damit auf andere Gedanken zu bringen. Allerdings schien eher das Gegenteil der Fall zu sein. Denn beim Anblick der Schaufensterauslagen überkam ihn sofort wieder der Gedanke, sich all dies doch ohnehin nicht mehr leisten zu können. So trottete er ziemlich lustlos durch die Fußgängerzone, der Hirschstraße. Das angestrahlte Münster verschwand bereits in den Nebelschwaden, die den höchsten Kirchturm der Welt fest im Griff hatten.
    Monika zog ihren Mann vor dem weißen Rundbau des Stadthauses sanft nach rechts in Richtung Fischerviertel. Er überlegte, ob er ihr sagen sollte, dass er keinerlei Appetit hatte. Dann jedoch wäre sie enttäuscht gewesen. Schließlich hatte doch er den Vorschlag gemacht, nach Ulm zu fahren. Viel lieber wäre er jetzt aber in der Einliegerwohnung geblieben und hätte ferngesehen und still vor sich hingegrübelt.
    Ihre Tochter und der Schwiegersohn waren gar nicht daheim gewesen. Monika hatte sie deshalb auf dem Handy angerufen und erfahren, dass beide den Abend in München verbrachten und erst spät in der Nacht zurückkehren würden.
    Ketschmar ließ sich auf dem Weg ins Fischerviertel dazu überreden, in der ›Lochmühle‹ zu essen. Sie waren schon viele Male hier gewesen, meist im Sommer, wenn man draußen sitzen und sich von dem gemächlich drehenden Mühlrad der Hektik des Tages entreißen lassen konnte.
    Heute schlug ihnen im vollbesetzten Innern des rustikalen Lokals eine mollige Wärme entgegen. Eine Bedienung wies auf einen freien Ecktisch, an dem sie Platz nahmen.
    »Du kannst nicht abschalten«, meinte Monika und streichelte ihrem Mann liebevoll über die linke Wange.
    Er nickte. »Die Zeit zerrinnt«, sagte er ernst, »Abende, wie diesen, können wir uns eigentlich nicht leisten.«
    Monikas Blick wurde traurig. Sie hatte in den vergangenen Monaten sehr viel Kraft gebraucht, um mit dieser Depression, in die Gerhard gefallen war, zu leben. Die Bedienung brachte die Speisekarte und zündete die Kerze an, die in einem herbstlichen Arrangement steckte.
    »Ich wünsche mir, dass du jetzt gut isst«, blieb Monika gelassen und begann in der Speisekarte zu blättern, »wie wärs mit Linsen und Spätzle – das magst du doch gerne?«
    Er ging gar nicht darauf ein. »Morgen sind die beiden aber da?«, wechselte er abrupt das Thema und irritierte damit seine Frau.
    »Du meinst Chrissi und Manuel?« Sie blickte auf und sah in seine unsicheren Augen.
    »Vielleicht hat Manuel eine Idee …« Gerhard drehte nervös einen Bierdeckel.
    »Eine Idee? Er ist Rechtsanwalt und kein Jobberater.« Sie schob ihm die Speisekarte zu.
    »Er kommt viel rum«, erklärte er, »vielleicht hat er unter seiner Kundschaft auch Firmen, die jemanden wie mich noch brauchen können.«
    Sie schwiegen sich an. Bis die Bedienung kam, hatte er sich tatsächlich für Linsen mit Spätzle entschieden, dazu ein Weizenbier. Monika bestellte Maultaschen mit Kartoffelsalat und ein Viertel Rotwein.
    »Frag ihn«, ermunterte sie ihn und spürte, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders

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