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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Tagen.«
    Marc schien tatsächlich ernsthaft nachzudenken. »Ich kann nicht mal sagen, ob da noch einer gearbeitet hat.«
    Oliver wackelte lässig mit dem Oberkörper und sah sich nun auch zu einer Bemerkung veranlasst: »Ich mein, da war noch jemand da. Das Auto des Bauleiters könnt noch dagestanden sein.«
    »Ach?« Häberle zeigte sich interessiert. »Wie sicher sind Sie sich da?«
    Oliver vergrub die Hände in den Taschen seiner völlig überschnittenen Jeans, die seine Beine wesentlich kürzer erscheinen ließ, als sie es waren. »Ich mein, dass am Baucontainer noch ein Auto gestanden ist.«
    »Eines – oder das, das öfter da steht?«
    Wieder zuckte der Junge teilnahmslos mit den Schultern.
    Specki ging dieses Verhalten sichtlich gegen den Strich. »Jetzt pass mal auf«, fuhr er ihn unerwartet energisch an, »das hier ist kein Event für coole Typen, sondern eine todernste Angelegenheit.«
    Opa Schorsch unterbrach ihn: »Jetzt aber Vorsicht, Herr Kriminalrat. So gehts net.« Er sog wieder genüsslich Rauch in sich hinein.
    »Entschuldigung, aber ich will Ihren Herrn Enkel nur auf den Ernst der Lage hinweisen.«
    Olivers Blicke wanderten zwischen seinem Opa und seiner Mutter hin und her, während Marc einen Schritt zurückwich und sich gegen die Wand lehnte, an der eine antiquarische Pendeluhr hing.
    Häberle versuchte, die angespannte Atmosphäre wieder zu entkrampfen. »Sie können ja nochmal drüber nachdenken«, wandte er sich an den eingeschüchterten Oliver. »Nur eine Bitte hätten wir noch. Dürfen wir euer Auto mal sehen?«
    Wieder erhob der Steinberg-Schorsch energischen Protest, doch die beiden jungen Männer machten sich bereits auf den Weg nach draußen. Die Kriminalisten verabschiedeten sich von dem alten Herrn und verließen ebenfalls das Esszimmer, gefolgt von der Bäuerin.
    Sie traten ins Freie hinaus, wo ihnen die wohltuende feucht-kühle Luft entgegenschlug, gemischt mit dem herben Geruch nach Mist und Vieh. Die Dämmerung war bereits weit fortgeschritten und der Nebel lag jetzt auf den steilen Dächern. Die beiden Jugendlichen hatten erstaunlich schnell die gegenüberliegende Seite der Hoffläche erreicht, wo sie am dortigen Gebäude ein altes, zweiflügliges Holztor öffneten, das so groß war, dass auch ein Mähdrescher durchfahren konnte. Oben an der Fassade blitzte eine Leuchtstoffröhre auf, deren Licht sich aber auf dem Vorplatz und im Nebel verlor. Nur schemenhaft hob sich das Auto vom finsteren Innern dieses Geräteraums ab. Der Pkw war rückwärts eingeparkt und es handelte sich, wie die drei Kriminalisten sofort erkannten, um einen roten BMW der Dreierserie älteren Baujahrs.
    »Und – zufrieden?«, stellte sich Oliver provokativ vor den Kühler, während sich Specki die vorderen Kotflügel genauer ansah und in die Knie ging. Weil das Licht viel zu diffus war, strich er mit den Fingern über das Plastik, um einen Schaden ertasten zu können. Die Bäuerin, die sich an den Torrahmen gelehnt hatte, war darüber entsetzt: »Sie wollen aber nicht behaupten, meine Jungs hätten den Mann umgefahren?«
    Häberle wandte sich ihr zu: »Gar nichts behaupten wir, da kann ich Sie beruhigen. Was wir hier tun, ist reine Routine. Nichts anderes.«
    Während er dies sagte, waren Schritte zu hören, die auf dem geschotterten Boden knirschten. Gleichzeitig zeichnete sich in dem Gemisch aus Dunkelheit und Nebel eine menschliche Gestalt ab. »Was geht denn hier vor?« Es war ein Mann, groß und geradezu drohend, wie er als Schatten vor ihnen stand.
    »Mein Mann Uwe«, erklärte die Bäuerin, um gleich gar keine Irritationen aufkommen zu lassen. »Und das sind Herren von der Kriminalpolizei«, stellte sie ihm die Besucher vor.
    »Entschuldigen Sie, dass wir einfach so auftauchen«, sagte Häberle ruhig, »wir wollen uns ein Bild von der Umgebung machen.«
    »Und was hat das mit dem Auto von Marc zu tun?« Die Stimme des Bauern klang kräftig, wurde aber von dem dichter werdenden Nebel gedämpft.
    »Nichts«, erwiderte der Chefermittler, »nur eine Routinekontrolle.«
    Specki war wieder aufgestanden und gab mit einem kurzen Kopfschütteln zu verstehen, dass es an der Stoßstange keine Besonderheiten gab. Linkohr beobachtete unterdessen die Szenerie, um sich möglichst jedes Wort und jede Bewegung einzuprägen. Er würde darüber später ein Protokoll anfertigen.
    Der Bauer, an dessen Arbeitsanzug eine Gestankswolke aus dem Schweinestall haftete, war dicht an Häberle herangetreten. »Wir haben gestern

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