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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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natürlich keine Ruhe geben.«
    Mutter Helga sah ihren Sprössling streng an. »Bitte, Marc, ich will sowas nicht hören.«
    Jetzt sah sich auch der jüngere Oliver veranlasst, seinen Bruder zu unterstützen: »Ich versteh nicht, warum ihr euch das alles gefallen lasst – von diesem Arsch.«
    Was folgte, war ein kräftiger Faustschlag auf den Tisch, sodass die nahezu leeren Mostgläser umzustürzen drohten. Vater Uwe hatte seinen ganzen Unmut über die Bemerkungen seiner Söhne zum Ausdruck gebracht. »Zum Donnerwetter nochmal – seid jetzt ruhig!«
    Die beiden Jungs sprangen zornig auf und wollten die Stube verlassen.
    »Halt«, mischte sich Hudelmaier in den sich anbahnenden Familienzwist ein. »Eine Frage noch an die jungen Herrschaften.« Marc und Oliver drehten sich an der bereits geöffneten Tür um.
    »Hat er euch eigentlich auch mal dumm angemacht – wenn ihr runtergefahrn seid?«, wollte Hudelmaier wissen. »Er hat sich in letzter Zeit oft unten aufm Weg rumgetrieben – an der Baustelle und auch an der Zufahrt zu mir rüber.«
    Die beiden Angesprochenen sahen sich verwundert an und schüttelten schließlich die Köpfe. »Nein«, sagte Marc, »aber …« Er rang sich ein Lächeln ab. »Aber er würd sich wohl auch nicht trauen, sich uns in den Weg zu stellen.«
    Uwe Knoll verkniff sich eine Bemerkung. Er hasste dieses unflätige Benehmen seiner Söhne. Am liebsten hätte er ihnen rechts und links eine geknallt, wie er dies frü­her immer getan hatte. Der Großvater verfolgte die Szene gespannt.
    »Und auch sonst ist euch nichts aufgefallen – da unten?«, hakte Hudelmaier nach, was den alten Steinberg-Schorsch zum Eingreifen veranlasste: »He, he, was soll denn das, Jakob? Sind wir hier bei der Polizei oder was?«
    Marc und Oliver sahen die Gelegenheit gekommen, den Raum rasch verlassen zu können.
    »Ich versteh nicht, was du hast«, empörte sich Jakob vom Erlenhof. »Mir liegt sehr viel dran, dass von der Sache nichts an uns allen hängen bleibt.« Er verzog sein Gesicht zu einem Lächeln, was bei ihm eher eine Seltenheit war. »Es wird viel dummes Zeug geredet hier im Tal – viel mehr als früher«, erklärte er, »vor allem sind mir manche neidisch, seit ich diese Fremdenzimmer umgebaut hab.«
    Der Steinberg-Schorsch nahm die Pfeife aus dem Mund. »Mir möget halt keine Reingschmeckte«, knurrte er einsilbig. Es war in der Tat ein Problem. Seit sich herumgesprochen hatte, dass es im Erlenhof für verrückte Abenteurer Übernachtungsmöglichkeiten gab, kamen Fremde von weither in das beschauliche Tal. Zwar nicht viele – aber so wie es aussah, waren es ständig ein halbes Dutzend Gäste. Sogar jetzt um diese Jahreszeit.
    Uwe Knoll wiegelte ab. »So lange wir und unsere Landwirtschaft nicht beeinträchtigt werden, ist uns das egal. Ich denk, deine Gäste wollen sowieso nur das urwüchsige Hofleben genießen.« Urwüchsig war der richtige Ausdruck, dachte er sich. Urwüchsig und verkommen. Die Hudelmaiers hatten seit Jahr und Tag nichts mehr saniert – und nun vorigen Winter über den Stallungen ein paar Zimmer umfunktioniert.
    Während Helga Knoll mit nervösen Augen die Männer beobachtete, wechselte ihr Uwe das Thema. »Sag mal, hast du letzte Woche mitgekriegt, dass jemand den Bürocontainer anzünden wollte?«
    »Stand in der Zeitung. Du willst damit aber nicht sagen, dass es einer meiner Gäste war?«
    Schorsch stieß wieder Rauchwolken aus, als müsse er Dampf ablassen. »Sei doch net gleich beleidigt. Uwe hat doch nur gfragt, ob du was ghört hasch.«
    Hudelmaier lenkte sofort ein. »Nichts. Ich glaub nicht, dass dies was mit dem Mord zu tun hat.«
    Schorsch sah sein Gegenüber scharf an. »Wer weiß?« Er drückte mit dem Daumen den Tabak fest in die Pfeife. »Vielleicht hat der Mörder den Eckert umbringe wolle – den Bauleiter.«
    »Und was für einen Sinn gäb dies?«
    Der alte Steinbergbauer zuckte mit den Achseln.
     
    Obwohl er schon viele Male in diesem tristen Backsteingebäude im Ulmer Frauengraben gewesen war, überkam Manuel Traknow immer wieder ein mulmiges Gefühl, wenn er am vergitterten Tor läutete. Seine Schwiegermutter, mit der er wenige Tage nach Gerds Verhaftung hier gewesen war, um ihn zu besuchen, war allein schon beim Anblick der Sicherungsmaßnahmen in Tränen ausgebrochen. So sehr Traknow auch versuchte, den ersten Besuch Monikas in der U-Haft zu verdrängen, es gelang ihm nicht. Viel zu emotional war das Zusammentreffen mit Gerd gewesen. Sie hatten alle geweint

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