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Bewusstlos

Bewusstlos

Titel: Bewusstlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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heute vor?«, fragte sie schließlich.
    »Das Übliche. Weißt du doch.«
    »Hast du noch ein bisschen Zeit, mir beim Einkaufen zu helfen?«
    Raffael seufzte. So etwas hatte er befürchtet. Aber wenn er es nicht tat, würde sie ihn jeden Tag immer wieder fragen, und er würde den drohenden Einkauf ständig vor sich herschieben.
    Daher nickte er resigniert. »Meinetwegen. Aber später. Jetzt bin ich noch nicht ganz wach.«
    »Kein Problem, ich richte mich ganz nach dir. Wann musst du ins Theater?«
    »Um vier.«
    »Wie wär’s, wenn wir um eins eine Kleinigkeit zusammen essen und dann losfahren?«
    Raffael nickte und hatte Lust, die gesamte Küche kurz und klein zu schlagen. Immer diese verfluchte Einkauferei. Und Mittagessen konnte er um eins auch noch nicht. Das war ihm viel zu früh. Normalerweise eher Zeit für den ersten Morgenkaffee.
    »Gut. Das ist lieb von dir. Du bist ein Schatz.«
    Sie ging leise hinaus.
    Raffael nahm sich zwei Bier aus dem Kühlschrank, trat die Kühlschranktür mit dem Fuß zu und verschwand in seinem Zimmer.
    Dort rauchte er erst mal mehrere Zigaretten hintereinander, bis er ein bisschen ruhiger wurde.
    Pünktlich um eins würgte Raffael einen Teller Kohlrabi-Eintopf hinunter. Da hatte er schon vier Bier auf nüchternen Magen getrunken und war wütend auf Lilo, dass sie ihn mit zum Einkaufen schleppte.
    Während sich Lilo fertig machte, den Mantel anzog, sich noch einmal mit der Bürste durch die weißen, welligen Haare fuhr, einen rosa Lippenstift auftrug, der ihrem blassen Gesicht eine zarte, empfindliche Note gab, und ihr Geld zusammensuchte, ertränkte Raffael seinen Frust schnell noch in einem weiteren Bier. Dann zog er seine Jeansjacke an und folgte Lilo aus der Wohnung.
    Im Wagen schwiegen sie, weil Raffael Hemmungen hatte, den Mund aufzumachen. Er befürchtete, Lilo könnte riechen, dass er bereits jede Menge Bier intus hatte, und auf eine Diskussion darüber hatte er absolut keine Lust.
    Auch sie sagte nichts, fuhr wie immer unerträglich langsam durch die Stadt und sieben Minuten später ins Parkhaus des Supermarktes.
    Lilo nutzte es jedes Mal aus, wenn sie Raffael dabeihatte, der ihr die Sachen ins Auto und in die Wohnung schleppte, und kaufte ein wie eine Verrückte. Mehrere Sechser-Pakete mit Mineralwasser, Milch, Säfte, Konserven, Essig, Öl, Senf, Gemüse, Geschirrspülmittel und Waschpulver. Alles Dinge, die schwer waren und die sie niemals allein nach Hause tragen konnte.
    Raffael dagegen nahm nur ein paar Zucchini, die im Sonderangebot waren, für achtundneunzig Cent das Kilo, außerdem Tomaten, einige Büchsen Bier und zwei Tiefkühlpizzen. Vielleicht würde er ja in den nächsten Tagen mal wieder selbst ein bisschen was kochen. Lust hatte er dazu. Seine Fächer im Kühlschrank waren erschreckend leer, und er wollte sich nicht andauernd von Lilo einladen lassen.
    Er wartete, bis Lilo mit ihren Einkäufen fertig war, dann gingen sie gemeinsam zur Kasse.
    Dort saß wie gewöhnlich die dicke Rothaarige, deren Haaransatz fünf Zentimeter dunkel nachgewachsen war. Raffael fand, dass es dreckig aussah. Sie hatte fleischige, pralle Finger, billige Modeschmuck-Ringe, die für die Fingerwürste schon zu eng waren und tief ins Fleisch schnitten. Ihr rosafarbener Nagellack war zur Hälfte abgeplatzt, die Nägel darunter waren ungepflegt und verhornt. Ihre Miene war ausdruckslos und gelangweilt, und jedes Mal, wenn sie einen Artikel einscannte, ließ sie ihre Zähne hörbar aufeinanderkrachen.
    Raffael konnte kaum hinsehen, so widerlich fand er die Frau.
    Jetzt war er an der Reihe, Lilo wartete hinter ihm.
    Die Dicke schob die Pizzen über das Laufband, es piepte, als der Scanner sie registrierte. Dann nahm sie die Tüte mit den Zucchini, legte sie auf die Waage und tippte den Kilopreis ein: Eins achtundzwanzig.
    »Hallo!«, sagte Raffael ziemlich laut und ballte seine Hand zur Faust. »Das stimmt ja wohl nicht! Sind Sie blind oder bescheuert? Die Zucchini kosten achtundneunzig Cent!«
    Die Kassiererin starrte ihn wegen des barschen Tons fassungslos an und reagierte drei Sekunden lang gar nicht, was Raffael erst recht wütend machte.
    Dann nahm sie unendlich langsam eine Liste in die Hand, sah sie durch, was eine Ewigkeit dauerte, und sagte: »Eins achtundzwanzig. Das stimmt schon.«
    Raffael explodierte. »Wie bitte? Kannst du nicht lesen? Was bildest du dir denn ein, du Schlampe? Tippst hier irgendwelchen Müll ein? Nach dem Motto: Merkt ja keiner, ich kann die Leute ja

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