Bezaubernde Spionin
das solltet Ihr nicht vergessen.«
»Wie Ihr meint, O’Dermick.« Sir Rupert war von der Drohung nicht sonderlich beeindruckt, wie es schien. »Wenn Ihr Euren Mund umspülen wollt, fühlt Euch frei, in jenes Schränkchen dort zu greifen. Da habe ich die spärlichen Reste des kostbaren irischen Whiskys geborgen, die mir ein gewisser irischer Schluckspecht freundlicherweise übrig gelassen hat.«
Buffon grinste über das ganze Gesicht, als er zu dem Schrank ging. »Seit wann wisst Ihr es schon?«
»Seit einem Monat«, erwiderte Sir Rupert ungerührt.
»Seit einem Monat?«, erkundigte sich Sir Archibald staunend. »Und Ihr habt ihn gewähren lassen?«
Sir Rupert sah den Lordkanzler liebenswürdig an. »Nun, Sir Archibald, ich konnte ihn ja schlecht zur Rede stellen, solange er mit Euch an ebendiesem Tisch hier saß und Ihr über die Vorteile des irischen Whiskys über den schottischen diskutiertet. Wie würde das aussehen, wenn man den Lordkanzler und einen irischen Tunichtgut dabei erwischt, wie sie die Vorräte des Lordkämmerers …«
Sir Archibald besaß den Anstand, rot anzulaufen. »Das … ich habe … es liegt nur … Lady Hester …«
»Gewiss, gewiss. Ihr wolltet wegen Eurer Frau nicht in Euren Gemächern trinken, ich weiß.« Sir Rupert verschränkte die Arme vor der Brust und grinste. »Aber macht Euch keine Sorgen, es ist nicht schlimm, denn es ist nicht mein Whisky.«
»Nicht Euer …?«
»Nicht …?«
»Nein.« Sir Rupert grinste jetzt über beide Wangen. »Lady Hester war besorgt, dass Eure … unauffälligen Besuche bei mir mein Budget ein wenig überstrapazieren könnten, deshalb hat sie mir Krüge aus Eurem Whiskyvorrat zur Verfügung gestellt.« Er lachte, als er Sir Archibalds vollkommen fassungsloses Gesicht sah. »Sie meinte, dieses ›Wasser des Lebens‹, wie die Iren dieses Gesöff nennen, hätte eine so … belebende Wirkung auf Euch, dass sie es schon aus eigennützigen Gründen nicht über sich brächte, Euch den Genuss zu verbieten.«
Während Sir Archibald noch tiefer errötete, lachte Buffon laut, und Rupert drehte sich gelassen zu ihm herum. »Außerdem, mein lieber Buffon, war ich neugierig, ob Ihr den Unterschied bemerken würdet. Da Ihr ihn offenkundig nicht bemerkt habt, dürfte unser alter Streit damit entschieden sein.«
»Was?« Buffon hatte einen Schluck aus dem Krug genommen, den er aus dem Schrank geholt hatte, und schmatzte gerade genießerisch mit den Lippen. Er sah Rupert an, und dann dämmerte es ihm. Er sah auf den Krug, dann wieder zu Rupert zurück und schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wahr! Sagt, dass es nicht …«
»Oh doch!«, meinte Rupert. »Sir Archibald ist Schotte bis ins Mark und würde niemals etwas anderes durch seine Kehle rinnen lassen als guten, schottischen Whisky. Aber tröstet Euch, Buffon. Immerhin habt Ihr den Unterschied zwischen Eurem irischen Whisky und Essig sofort erkannt. Das ist doch gar nicht so …«
Er duckte sich, als Buffon den Korken des Krugs nach ihm warf. Sir Archibald hob besorgt die Hand, aber der Ire dachte gar nicht daran, den Krug hinterherzuschleudern, sondern drückte ihn fest an die Brust, als wäre es ein Baby.
Im nächsten Moment erfüllte dröhnendes Gelächter aus drei Männerkehlen den Raum.
Das schlagartig abbrach, als ein Klopfen an der Tür des Gemachs des Lordkämmerers ertönte.
»Tretet ein!«, rief Sir Rupert.
Die Tür schwang auf, und ein Lakai in den königlichen Farben stand im Eingang. »Mylord Lordkämmerer. Die Königin wünscht Euch zu sehen, Sir.«
»Die Königin?« Sir Rupert hob erstaunt eine Braue. »Was …«
»Er kommt sofort, Bursche«, knurrte Sir Archibald und sah Rupert an. »Was kann Ihre Majestät von Euch wollen?« Ein hoffnungsvoller Funke leuchtete in seinen Augen auf. »Vielleicht hat sie ja von Eurem verrückten Plan gehört und will ihn unterbinden …«
»Verzeiht, Mylord Lordkanzler, aber Ihre Majestät hat mir ausdrücklich aufgetragen, dass sie den Lordkämmerer zu sehen wünscht. Sowie Euch und den Barden.« Er sah zu Buffon hinüber.
»Das ist ja …«, Sir Archibald verkniff sich eine düstere Bemerkung und griff nach dem Whiskykrug auf dem Tisch.
»Und außerdem bittet sie Sir Rupert, etwas von seinem ›Wasser des Lebens‹ mitzubringen.« Der Bursche zuckte offenbar hilflos mit den Schultern. »Das hat sie jedenfalls gesagt, Mylords. Das ›Wasser des Lebens‹.«
»Ha!« Buffon richtete sich auf und funkelte Sir Rupert an. »Womit unsere Streitfrage
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