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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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gleichzeitig voller Bangen gewesen, sie zu sehen.
    Sir Archibald hatte ihm mehr als einmal einen vielsagenden Blick zugeworfen und ihn einmal sogar am Ärmel gezupft, als Rupert unwillkürlich beim Anblick einer Frau mit kupfergoldenen Haaren einen Schritt in Richtung des Portals getan hatte. Doch es war nur Lady Rianna gewesen, Connor McPhersons jüngere Schwester, die seit einiger Zeit als Hofdame der Königin lebte und die zufällig an der Tür vorübergegangen war. Sie hatte sich aus unerfindlichen Gründen ihr eigentlich schwarzes Haar mit Henna gefärbt, sodass es jetzt rötlich schimmerte; Rupert vermutete, aus heimlicher Bewunderung für Lady Aylinn. Oder warum auch immer Frauen solche Dinge taten.
    Jetzt jedoch stieß Sir Archibald ein leises Knurren aus und straffte seine ohnehin schon imposante Gestalt. »Da sind sie«, zischte er Rupert überflüssigerweise zu. »Die Schlange und ihr Adam.«
    »Es war Eva, der die Schlange … « Sir Rupert unterbrach sich, als sein Blick von dem Gesandten des englischen Königs zu der Frau an seiner Seite glitt. Unwillkürlich hob er eine Braue, und seine blauen Augen funkelten bei dem Anblick, der sich ihm bot.
    »Ah«, wiederholte er leise. »Jetzt verstehe ich Eure Sorge um meine moralische Unversehrtheit und mein Seelenheil, Sir Archibald.« Er sprach, fast ohne die Lippen zu bewegen. Und er verstand tatsächlich.
    Lady Georgina Harrington.
    Die Mätresse des Herzogs von Bedford.
    Die Mätresse von Richard von York.
    Die Gesandte des englischen Königs, was so viel hieß, dass Bedford, der englische Regent, und Richard von York, der Vetter des jungen Königs, nicht nur mit ihr schliefen, sondern ihr auch vertrauten.
    Was wiederum bedeutete, dass sie eine scharfsinnige, gerissene, eiskalte und schwer auszurechnende Frau sein musste, die in der Lage war, Männer nach Belieben an der Nase oder an einem edleren Körperteil herumzuführen.
    Was natürlich reine Spekulation war. Ha!
    Gewiss war jedenfalls, dass Lady Georgina Harrington eine der schönsten Frauen war, die Rupert jemals zu Gesicht bekommen hatte. Und dem vernehmlichen Keuchen im Thronsaal nach zu urteilen nicht nur er. Er unterdrückte ein Grinsen, als er seinen Blick kurz über die versammelten Adligen und Clanchiefs gleiten ließ.
    Es gab nicht einen Mann, der nicht zum Portal gestarrt hätte; alle Männer starrten die englische Gesandte an, und sogar die meisten Frauen.
    Alle. Bis auf einen.
    Sir Rupert hob unmerklich die Brauen, als er dem Blick des Königs begegnete, der offenbar auf ihm geruht hatte.
    Das Gesicht des Monarchen war eine einstudierte Miene der Würde und Gelassenheit, aber seine Augen funkelten, und Sir Rupert, der James I. in diesem letzten Jahr gut kennengelernt hatte, bemerkte das unmerkliche Zucken um die Mundwinkel des schottischen Königs, die jedoch im nächsten Moment einem förmlichen, freundlichen und absolut nichtssagenden Lächeln wichen, einem Lächeln, das James allen Problemen gegenüber an den Tag legte, die sich ihm stellten, oder auch unbotmäßigen Clanchiefs der Lowlands, die seinen Thronanspruch infrage stellten. Es war ein Lächeln, das vor allen Menschen, die James I. nicht besser kannten, wirkungsvoll den messerscharfen Verstand verbarg, der hinter dieser gelangweilten Maske lauerte; ein Verstand, der eine Schwäche in seinem Gegenüber suchte und der, sobald er sie gefunden hatte, gnadenlos, kalt und wohlüberlegt zuschlagen würde.
    Schon dieses Lächeln, mit dem James I. jetzt die beiden englischen Gesandten empfing, hätte Sir Rupert gewarnt, diese Lady Georgina Harrington nicht zu unterschätzen. Doch das war nicht nötig. Ein Blick auf diese Frau genügte, um Sir Rupert klarzumachen, dass Sir Archibald Grant in seiner Beschreibung dieser Frau, so bildhaft sie auch gewesen sein mochte, einen ganz entscheidenden Fehler gemacht hatte. Sie mochte eine Mätresse sein, die Geliebte des Herzogs von Bedford, sie mochte mit Richard von York schlafen, vielleicht sogar mit Peter Cunningham, dessen etwas steifer Gang und ungewöhnlich gerötete Wangen annehmen ließen, dass er sich in der Gegenwart dieser Frau neben sich nicht so ganz wohlfühlte, aber Lady Georgina Harrington war keine Schlange. Oh nein. Schlangen waren Kaltblüter, die ihre Opfer regungslos, fast teilnahmslos beobachteten und dann überraschend und schnell zuschlugen. Man konnte dieser Frau alles Mögliche nachsagen, was man ja auch tat, und das meiste mochte wohl zutreffen, eine Eigenschaft jedoch

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