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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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hatte sie mit Sicherheit nicht: Ihr Blut war ganz gewiss nicht kalt, und teilnahmslos war sie ebenfalls nicht.
    Sir Rupert betrachtete sie kühl, als sie sich mit anmutigen Schritten und scheinbar demütig dem Thronpodest näherte, auf dem die Majestäten auf ihren Thronen saßen. Ihr Verhalten war gemessen, ihre Kleidung sittsam und schlicht, und dennoch strahlte sie mit jeder Pore Sinnlichkeit und Gefahr aus. Sie erinnerte Sir Rupert an eine Gottesanbeterin, deren Schönheit man verehren mochte und die man begehrte, bis man von ihr, nach der Paarung, wohlgemerkt, bei lebendigem Leib gefressen wurde!
    Er hob eine Braue, als er dem kurzen, verstohlenen Seitenblick der Frau begegnete, der einmal über ihn zuckte, als wollte sie Maß nehmen. Etwas veränderte sich in dem Lächeln der Gesandten, etwas kaum Wahrnehmbares. Die Temperatur im Thronsaal schien plötzlich anzusteigen, jedenfalls kam es Sir Rupert so vor, bevor Lady Georgina Harrington ihren Blick wieder nach vorn richtete, sittsam und schicklich, auf den Steinboden, während sie die letzten Schritte zum Podest zurücklegte.
    Doch das Lächeln, das ihren wunderschönen Mund umspielte, als sie in einen perfekten Hofknicks vor dem Königspaar versank, schien ihm zu gelten, nur ihm.
    Sir Rupert kniff die Augen zusammen. Bildete er sich das vielleicht nur ein? Oder ging es möglicherweise allen Männern so?
    Er unterdrückte das Bedürfnis zu schlucken, riss den Blick von Lady Georgina Harrington los und ließ ihn durch den Thronsaal schweifen.
    Und begegnete dem Blick aus mehr als hundert Augenpaaren, die sich auf ihn richteten, neiderfüllt, wütend und fast schon eifersüchtig.
    Gut. Er hatte es sich also nicht nur eingebildet.
    Die Gottesanbeterin hatte sich offenbar ein neues Opfer auserwählt. Und sie hatte unmissverständlich deutlich gemacht, um wen es sich bei diesem Opfer handelte. Sir Rupert schoss der absurde Gedanke durch den Kopf, wie es sich wohl anfühlen mochte, von einem solchen Mund verspeist zu werden, und er erschrak, weil es einen Moment, einen winzigen, heißen, verwirrenden und scheinbar endlosen Moment dauerte, bis er diese Vorstellung als ebenso lächerlich wie unerwünscht abtat.
    Es half ihm, jeden noch so absurden Gedanken an eine leidenschaftliche Begegnung mit Georgina Harrington zu verdrängen, als er Blicken begegnete, in denen weder Neid noch Eifersucht glühte, sondern blanke Mordlust. Sir Rupert versteifte sich unmerklich, als er diese Blicke mit einem eisigen Starren seiner blauen Augen erwiderte. Vor allem der Blick eines Mannes riss ihn aus sämtlichen Tagträumen über Gottesanbeterinnen, weibliche Lippen und kastanienrote Haare sowie smaragdgrüne Augen und brachte ihn mit einem Ruck wieder auf den Boden der alles andere als erfreulichen Tatsachen zurück, denen er sich hier und heute gegenübersah.
    Dass William Douglas, der Chieftain des mächtigen Douglas-Clans ihm nicht gewogen war, war nicht wirklich eine Neuigkeit für Sir Rupert, und zweifellos war der Grund für den Hass in den Augen von William Douglas und seinen Getreuen, die sich am Rand des Thronsaals zusammenscharten, nicht Lady Georgina Harringtons Anwesenheit. Der Clan der Douglas war einer der mächtigsten Clans der Lowlands, und er und seine Unterclans waren es, die James I. und seinen Reformbemühungen die größten Schwierigkeiten bereiteten, gelinde ausgedrückt. Das Verhalten von William und seinen Clansleuten grenzte fast an offene Rebellion, und ihr Widerstand gegen den schottischen König und ihre ebenso unverhohlene, wenngleich nicht öffentlich eingestandene Allianz mit dem englischen König stellten nicht nur das schottische Königreich vor eine ungeheure Zerreißprobe, sondern machten auch ihm und dem Lordkanzler Sir Archibald das Leben schwer.
    Wenn es stimmte, was Archibald ihm heute Morgen erzählt hatte, und Aylinn tatsächlich gekommen war, um den englischen Gesandten persönlich zu empfangen, machte das die Position des schottischen Königs nicht gerade einfacher. Und seine, Ruperts, ebenfalls nicht. Es war kein großes Geheimnis, dass der englische Regent Herzog John von Bedford nach wie vor nach Vergeltung wegen des Todes seines Cousins trachtete. Und Rupert war nun einmal derjenige gewesen, der ihn umgebracht hatte, aus welchen guten Gründen auch immer. Er fragte sich, was Bedford jetzt wieder ausgeheckt hatte und wieso es ihm diesmal gelungen war, Aylinn darin zu verwickeln und sie sogar dazu zu bringen, persönlich am Hofe zu

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