Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
Vom Netzwerk:
Zungenspitze aufblitzen sehen?
    Einen kurzen Moment huschte etwas wie aufrichtige Belustigung über Lady Georginas ausnehmend schöne Züge.
    Und Sir Rupert musste zugeben, dass auch ihm dieses Spiel gegen seinen Willen Vergnügen bereitete, wenngleich er sich keinen Illusionen hingab. Lady Georgina Harrington mochte sehr charmant sein, oder kokett, wie einige es nennen würden, oder auch, wie Sir Archibald es zweifellos titulierte, leichtfertig, und sie mochte auch die Bewunderung der Männer um sich herum genießen. Aber sie war alles andere als eine leichtsinnige Person, die ihre Reize und ihren Charme wahllos verteilte. Ganz zweifellos hegte sie finstere Gedanken hinter ihrer hohen, makellosen Stirn. Dennoch, es war schon lange her, dass Sir Rupert das Gefühl gehabt hatte, es mit einem würdigen Gegenspieler zu tun zu haben. Die Pläne von William Douglas und seinen Clansleuten mochten ebenfalls finstere Absichten hegen und eine Bedrohung für das Königreich darstellen, aber es mangelte ihnen doch an Finesse. Sie waren ebenso primitiv und leicht zu durchschauen wie die Ränke, die Lord Peter Cunningham schmiedete, der zwar intelligent und zweifellos verschlagen war, seine Pläne jedoch eher grobschlächtig, wenngleich auch eiskalt und mit beträchtlicher Brutalität verfolgte.
    Gewiss, es war sicherlich kein Fehler, Lady Georgina Harrington Intelligenz, Verschlagenheit und bestimmt auch, wenn nötig, Brutalität zu unterstellen, aber auch wenn weder Sir Rupert noch Sir Archibald oder selbst der König ihre Pläne genau kannte, schien sie ihnen eher mit Raffinesse und Geist zum Erfolg verhelfen zu wollen, ganz abgesehen einmal von ihren unübersehbaren körperlichen Vorzügen, einer Waffe, die man bei dieser Frau gewiss nicht unterschätzen sollte. Sir Ruperts Lächeln verstärkte sich noch mehr, als er sah, wie Lady Harrington mit einer anmutigen Drehung des Handgelenks ihren schwarzen Spitzenfächer ausklappte, ihn vor ihren immer noch lächelnden Mund hob und sich kurz Luft zufächelte, bevor sie den Blickkontakt mit Sir Rupert unterbrach. Ihre Wangen waren gerötet, und er war sich sicher, dass dies nicht an der Schminke lag, denn soweit er aus dieser Entfernung sehen konnte, hatte sie so gut wie keine Schminke aufgetragen.
    Also gut. Diese erste Runde hatte er gewonnen, aber er hütete sich, dem allzu viel Bedeutung beizumessen. Es war wohl mehr ein Vorspiel gewesen - er verzog bei diesem unschicklichen Gedanken leicht die Lippen. Eine Art charmante Kriegserklärung. Schließlich wussten sie beide sehr genau, auf welcher Seite sie standen. Dennoch gestand Rupert sich ein, dass es ihm Vergnügen bereiten würde herauszufinden, wo bei diesem Gegner die Schwächen lagen. Und, sein Blick glitt noch einmal unwillkürlich über die schlanke, in schwarzen Samt und Spitze gehüllte Gestalt am anderen Ende des Thronsaals, auch zu erkunden, welche Stärken sie besaß. Obwohl er von Letzteren bereits eine recht klare Vorstellung hatte. Es würde eine spannende Aufgabe werden, so viel war gewiss. Und eine, die alles andere als ein Spiel war. Denn von der Antwort auf die Frage, ob die Gottesanbeterin diesmal ihr Opfer am Ende ebenfalls verzehren konnte, hing möglicherweise sogar das Wohl des schottischen Königreichs ab.
    Er holte tief Luft, als er sich umdrehte, um Sir Archibald anzusehen, dessen Anspannung Sir Rupert deutlich spürte. Dabei streifte sein Blick das Thronpodest. Die beiden Monarchen waren damit beschäftigt, die königstreuen Clanchiefs zu begrüßen, die in einer, wie Sir Rupert fand, viel zu kurzen Schlange vor dem Podest warteten. Dann jedoch zuckte er unwillkürlich zusammen, als er dem Blick der Person begegnete, die ein Stück neben dem Thron der Königin stand und ihn offenbar scharf beobachtet hatte. Juliet McPhersons Blick war undurchdringlich, und ihr war nicht anzumerken, ob sie den Austausch zwischen ihm, Sir Rupert, und der englischen Gesandten bemerkt hatte. Er zweifelte jedoch nicht im Geringsten daran, dass es ihr nicht nur aufgefallen war, sondern dass sie aus diesem kurzen Blickwechsel auch die vollkommen richtigen Schlüsse ziehen würde.
    Er hatte nicht bemerkt, dass Juliet den Thronsaal betreten hatte, und auch ihren Namen nicht gehört. Was darauf schließen ließ, dass sie bereits vor dieser Audienz mit dem Königspaar zusammen gewesen war. Das war nicht unbedingt verwunderlich, denn sie war nicht nur eine Nichte Joan Beauforts, sondern auch eine Vertraute und Freundin der

Weitere Kostenlose Bücher