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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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das Aufreizendste an Lady Georgina Harrington war die Art, wie sie sich bewegte. Anmutig und graziös, gewiss, aber dennoch mit einer gewissen Lässigkeit, einer lasziven Trägheit. Sie bewegt sich wie eine läufige Raubkatze, dachte Aylinn, die sich paaren will. Und die es gewohnt ist, sich ihre Partner nach eigenem Gutdünken auszusuchen.
    Als Lady Georgina zunächst vor dem Königspaar und dann vor ihr knickste, bemerkte Aylinn, wie der Blick der englischen Gesandten unwillkürlich zur Seite des Podestes zuckte, dorthin wo …
    Eine plötzliche Hitze wallte in Aylinn auf. Sie wusste genau, wohin Georgina Harrington gesehen hatte. Sie brauchte ihrem Blick nicht zu folgen. Aber sie konnte nicht anders, sie tat es trotzdem.
    Ruperts Augen glühten wie zwei von der Sonne beschienene Eisbrocken in seinem ansonsten unbewegten Gesicht. Er hatte seine Lippen leicht geöffnet, sodass seine weißen, regelmäßigen Zähne dazwischen schimmerten. Dass er angespannt war, verrieten die leicht geblähten Flügel seiner geraden, aristokratischen Nase, und Aylinn konnte es sich gerade noch verkneifen, ihren Blick von seinem Gesicht hinabgleiten zu lassen, zu anderen Bereichen seiner außerordentlich wohlgestalteten Anatomie, die ebenfalls ein ausgezeichneter Maßstab für seine Gefühle waren. Etwas, woran sie sich nur noch allzu gut erinnerte.
    Sie spürte, wie die Hitze über ihren ganzen Körper lief und ihre Wangen rötete. Aber es war keine Glut der Erregung, die sie durchströmte, sondern Wut. Denn der Blick dieser wunderschönen blauen Augen war nicht auf sie gerichtet, auf Lady Aylinn, Herzogin von Albany, Herrin von Campbell House, auf die Frau, der er die Unschuld geraubt hatte und der er seine unsterbliche Liebe gestanden hatte. Oh nein! Sie schienen sich durch Lady Georgina Harringtons Kleid zu brennen, es zu durchdringen, ihre cremefarbene, makellose Haut zu versengen …
    » … Mylady Albany.«
    Aylinn zuckte zusammen, als ihr klar wurde, dass dieses Geschöpf … diese … Lady … Harrington sie angesprochen hatte.
    »Lady Harrington.« Sie vermied es, sich zu räuspern, als sie hörte, wie heiser ihre Stimme klang, und schluckte, während sie ihren Blick von Rupert losriss und die englische Gesandte ansah. Was hatte die Frau gesagt? Sie holte tief Luft.
    »Ich bin entzückt, von meinem lieben Onkel zu hören, und hocherfreut, dass er mir seine Grüße durch eine so …«,
verdorbene, verkommene,
» … liebreizende Person ausrichten lässt. Ich kann es kaum erwarten, in aller Ausführlichkeit mit Euch zu plaudern und zu erfahren, wie sich mein werter Onkel befindet.«
Und dir bei dieser Gelegenheit deine verdammten schwarzen Augen auszukratzen!
»Es geht ihm doch gut, hoffe ich?«
    Aylinn neigte huldvoll den Kopf, während sich Lady Georgina Harringtons Lächeln verstärkte. Hatte sie ihren Blick zu Rupert bemerkt? Aylinn reckte trotzig das Kinn vor. Und wenn schon! Ganz offensichtlich hatte sich diese Raubkatze ihr Opfer ausgesucht, und eigentlich konnte sie, Aylinn, froh darüber sein, dass es Rupert von Atholl war. Umso leichter würde es ihr fallen, sich ihn endlich aus dem Kopf zu schlagen und aus dem Herzen zu reißen. Aber warum hatte sie dann das dringende Bedürfnis, ihre Krallen in die zarte Haut der Frau zu schlagen, die ihr da gegenüberstand? Warum hätte sie ihr am liebsten diese großen, schimmernden, dunklen Augen ausgekratzt, ihr diese wundervollen, schwarzen, glänzenden Haare ausgerissen? Sie lächelte, als sie jetzt die Hand ausstreckte, die Lady Harrington kurz berührte, bevor sie sich erhob.
    »Als ich ihn vor einigen Tagen verließ, Mylady, befand sich der Herzog in ausgezeichneter Verfassung«, antwortete sie und richtete sich wieder auf. »Er war sehr entspannt, darf ich wohl sagen.«
    Ein lautes, unverkennbares Räuspern vom anderen Ende des Podestes antwortete auf diese unmissverständlich anzügliche Erwiderung. Auch diesmal musste Aylinn nicht hinsehen, um zu wissen, wer es von sich gegeben hatte. Sir Archibald, natürlich.
    »Was ganz zweifellos Euer Verdienst war, Lady Harrington«, ertönte eine sanfte, leicht spöttische Stimme neben Aylinn; eine Stimme, die sie sehr gut kannte.
    Aylinn musste sich zusammenreißen, um sich nicht auf die Lippen zu beißen und zu Rupert hinüberzusehen. Aber sie würde sich keine Blöße geben! Obwohl sie zu gern gewusst hätte, ob Rupert diese Frau ebenso verachtete, wie sie es tat, oder ob auch er sich von ihren Reizen blenden ließ, wie die

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