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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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meisten anderen Männer hier im Thronsaal. Sie biss die Zähne zusammen. Welch eine Unverfrorenheit diese Frau besaß! Nicht nur machte sie keinen Hehl aus ihren körperlichen Vorzügen, sondern sie schien auch noch damit zu kokettieren, dass sie in dem Ruf stand, die Mätresse des Herzogs von Bedford zu sein.
    Welch unschickliches Benehmen! Es war für eine echte Lady vollkommen unangebracht, solch zweideutige Äußerungen von sich zu geben, dazu noch in aller Öffentlichkeit und zu allem Überfluss bei Hofe, vor gekrönten Häuptern. Aylinn hütete sich, daran zu denken, dass sie sich vor wenigen Augenblicken noch gewünscht hatte, sie hätte statt des grünen Samtkleides doch das rote Brokatkleid zu diesem Anlass gewählt. Nicht nur saß es weit enger um ihre Hüften und betonte ihre langen Beine, sondern auch das Dekolleté war entschieden raffinierter. Der Ausschnitt war zwar mit Gaze verhüllt, dafür jedoch tiefer. Erheblich tiefer. Wahrscheinlich hätte Sir Rupert dann nicht so unbeteiligt an ihr vorbeigesehen und nur Stielaugen für diese verwünschte Harrington … Die in diesem Moment auf Sir Ruperts Bemerkung antwortete.
    »Allerdings, Mylord«, erwiderte Georgina, deren Lächeln sich um eine Nuance vertiefte. »Ich bin immer sehr um Entspannung bemüht. Das ist schließlich meine Aufgabe als … Gesandte, denkt Ihr nicht auch?«
    »Ah. Wie apart. Ihr wollt damit sagen, dass Ihr auch etwas von politischer … Entspannung versteht?«, näselte Rupert kühl und ignorierte das empörte Schnaufen von Lord Peter Cunningham.
    Bevor Lady Georgina, die der Wortwechsel sichtlich amüsierte, eine weitere, elegant verschleierte, aber nichtsdestotrotz deshalb weniger unschickliche Antwort geben konnte, erhob sich der König.
    »Wohlan denn, Myladys, Mylords.« Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf den Monarchen. »Nachdem wir den Förmlichkeiten gebührend Genüge getan haben, möchte ich Euch nicht länger warten lassen. Beginnen wir mit dem Bankett. Seneschall …«
    Er hob die Hand, um dem Majordomo zu signalisieren, den Musikern das Zeichen zu geben, aufzuspielen und die Gäste an die langen Tafeln zu geleiten, die am Rand und im Hintergrund des Thronsaals aufgebaut waren.
    Bevor der Seneschall jedoch dem Befehl Seiner Majestät Folge leisten konnte, trat eine Gestalt aus einer Gruppe von Männern am Rand des Saales vor. Es war eine große, massige Gestalt, in schottischen Tartan gekleidet und mit einem Bonnet auf dem Kopf, an dem drei Federn steckten, die ihn als Clanchief sowie als Chieftain einer Clangemeinschaft auswiesen. Und die er nicht abnahm, als er sich jetzt dem Thron näherte.
    Aylinn erkannte, wie alle anderen im Saal, einschließlich der beiden englischen Gesandten, diese Clansfarben sofort. Wie sie auch den Mann erkannte, der sie trug.
    William Douglas. Clanchief des mächtigen Douglas-Clans aus den Lowlands. Ein stolzer, störrischer und sehr gefährlicher Mann.
    »Auf ein Wort! Mylord!«
    Die dröhnende Stimme des Clanchiefs ließ das Stimmengemurmel, das sich bei der Ankündigung des Königs, das Bankett zu eröffnen, erhoben hatte, schlagartig verstummen.
    Der König schien einen winzigen Moment zu erstarren, dann ließ er seine Hand sinken, nickte, trat einen Schritt zu seinem Thron zurück und setzte sich wieder hin.
    »William Douglas. Tretet vor.« Er verzog die Lippen zu einem Lächeln, aber es hatte nichts Heiteres. Es wirkte eher wie das Fletschen eines Wolfs, der eines Kaninchens ansichtig wird, das er verspeisen will. »Möchtet Ihr der Herzogin vielleicht ebenfalls Grüße vom englischen König ausrichten?«
    Einige Anwesende lachten, leise, und kurz, aber die Miene des Oberhauptes des Douglas-Clans blieb finster und ernst, als er sich dem Thron näherte. Er schenkte Aylinn keinerlei Beachtung. Stattdessen zuckte sein Blick vom König zu Rupert, der unwillkürlich einen Schritt vorgetreten war.
    »Was denn, Stewart, keine Armbrust dabei, heute?«, knurrte William Douglas.
    Aylinn schluckte, schockiert über diese Anmaßung. Ihr war ebenso klar wie allen anderen Gästen, worauf William Douglas anspielte.
    »Für Euch, Douglas, dürfte ich schwerlich eine benötigen.«
    Aylinn zuckte zusammen, als sie Ruperts Stimme hörte. Sie war so eisig wie ein schottischer Gebirgsbach und so ruhig wie die Luft vor einem gewaltigen Sturm.
    William Douglas schnaubte verächtlich, als er sich kurzerhand von Rupert abwandte und vor dem Thronpodest stehen blieb. Immer noch machte

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