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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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erwiderten.
    James I. schien sich von diesem Streit nicht sonderlich beeindrucken zu lassen. Er stand auf und breitete die Arme aus. Es dauerte nicht lange, bis Ruhe im Thronsaal einkehrte und sich die Blicke der Anwesenden auf den Monarchen richteten. Die Blicke fast aller Anwesenden, wie Aylinn bemerkte. Selbst William Douglas starrte den König an, wenn auch mürrisch. Peter Cunningham sah ihn ebenfalls an, mit einem kaum merklichen, spöttischen Grinsen.
    Nur Lady Georgina Harrington tat das nicht. Sie hatte während des ganzen Durcheinanders die Gelegenheit genutzt und war ein Stück dichter an Rupert herangetreten, sodass sie jetzt unmittelbar vor ihm stand. Sie hatte die Schultern gestrafft und hielt sich kerzengerade. Da sie ein Stück kleiner war als er, bot sie ihm damit einen ausgiebigen Ausblick auf ihr Dekolleté, den er zweifellos auskosten würde.
    Was er jedoch nicht tat, wie Aylinn zu ihrer Überraschung feststellte, als sie beinahe gegen ihren Willen ihre Augen zu ihm aufschlug. Rupert würdigte die wahrhaft beeindruckenden Vorzüge von Lady Georgina Harrington keines Blickes, sehr zu deren Verdruss, wie Aylinn mit einer gewissen freudigen Genugtuung bemerkte.
    Stattdessen war sein Blick auf sie, Aylinn, gerichtet, und sie war sich nicht klar, ob es ihr lieber war, im Zentrum seiner Aufmerksamkeit zu stehen, oder ob sie nicht doch Georgina Harrington dieses Vergnügen überlassen hätte.
    Vergnügen? Nein, es war alles andere als ein Vergnügen, sich plötzlich zu fühlen, als steckte man in einem Töpferofen und würde von einem aufmerksamen Meister nach möglichen Fehlern im Brand untersucht. Sein prüfender Blick löste jedenfalls einen Tumult von Gefühlen in Aylinn aus, aus dem sie jedoch die Stimme des Königs rettete, und zwar keine Sekunde zu früh. Denn ihr drohten die Knie weich zu werden, und sie war kurz davor gewesen, sich auf ihren Stuhl zu setzen.
    Sie riss ihren Blick von Ruperts blauen Augen los und sah den König an. Das Blut rauschte erneut in ihren Ohren, und es dauerte einen Moment, bis sie seine Worte verstand.
    » … können Wir Euren König und auch Herzog John von Bedford trösten, Lord Cunningham.« James I. warf Aylinn einen kurzen Seitenblick zu. Das war ihr Stichwort, aber der König musste sie ein wenig länger ansehen, weil sie sich einen Herzschlag lang nicht zu bewegen traute, ungewiss, ob ihre Beine sie tragen würden. Dann gab sie sich jedoch einen Ruck, als sie knickste und einen Schritt auf James und Joan, die ebenfalls aufgestanden war, zumachte.
    »Wir haben beschlossen, König Heinrichs Freundlichkeit, uns mit einem Gesandten zu beehren, zu erwidern, und Wir hoffen, dass es Uns gelungen ist, die Sorge des Regenten, des Herzogs von Bedford, um seine Nichte zu zerstreuen. Wie Ihr seht, erfreut sich Lady Aylinn, die Herzogin von Albany, bester Gesundheit. Was eine schottische Krönungszeremonie in Westminster Abbey angeht, verehrter Lord Cunningham, kann ich Eurem Regenten, wie ich fürchte, leider nicht entgegenkommen.« Er warf William Douglas einen kurzen Seitenblick zu, aber der Clanchief stand nur schweigend vor dem Podest, die Hände zu Fäusten geballt und mit geröteten Wangen. Offenbar schien ihn James’ Gelassenheit, mit der er auf diese Unbotmäßigkeit des Clanführers reagiert hatte, aus dem Konzept gebracht zu haben. Bei James’ Worten hob er jetzt jedoch trotzig den Kopf und schien etwas sagen zu wollen. »Jedenfalls nicht«, fuhr der König fort, »ohne zuvor mit dem König oder dem Regenten gesprochen zu haben.« James lächelte. »Das versteht Ihr doch sicherlich?« Er deutete auf die Clansmitglieder, die sich immer noch im Thronsaal gegenüberstanden. »So barbarisch wir Schotten in den Augen Eures Herrn auch sein mögen, man kann uns schwerlich vorwerfen, dass Wir so dumm wären, unseren Kopf freiwillig unter ein englisches Beil zu legen.«
    Die eine Hälfte der Clansangehörigen im Saal knurrte beifällig, während die anderen, Douglas-treuen Schotten murrten.
    »Ich hoffe, jedenfalls, dass es Uns gelingt, zu einer befriedigenden Regelung mit England zu kommen, denn, und da wird mir sicherlich auch Baronet William recht geben«, James betonte den dem Clanchief von den Engländern verliehenen Titel spöttisch, »Schottland braucht Frieden.«
    Erneut brandete beifälliges Murmeln durch den Saal, diesmal stärker als zuvor, und William fuhr empört herum, als ihm klar wurde, dass offenbar auch etliche seiner eigenen Leute James’ Worten

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