Bezaubernde Spionin
zweifelhaften Kampf auf Leben und Tod besiegt, sondern ihm dann auch noch das Leben geschenkt hatte? Wie wenig hatte Argyll denn über die Schotten gewusst, unter denen er seit so langer Zeit lebte?
Sein Tod war für Johns Pläne zwar ein leichter Rückschlag gewesen, aber letztlich die Rettung. Denn jetzt konnte er die trauernde Tochter ins Feld führen, und er konnte mit ihrer Hilfe, wie Georgina schrieb, auch Rache an dem Mann nehmen, der ihn zu dieser Planänderung gezwungen hatte. Nämlich an Sir Rupert von Atholl.
Der ganz offensichtlich in Aylinn von Albany verliebt war und der, das versprach ihm Georgina, ebenso zweifellos nach England reisen würde, um sie zu retten oder diesen albernen Stein zu beschaffen.
Sobald Rupert von Atholl den Fuß auf englischen Boden setzte, hatte er sein Leben verwirkt, dafür würde er, John Herzog von Bedford, sorgen. Und er würde es spektakulär inszenieren, so spektakulär, dass ihm letzten Endes sogar der Respekt der englandtreuen Schotten sicher sein würde. Schließlich konnte der Tod von Argyll von Albany nicht ungesühnt bleiben. Dafür hätte kein schottischer Clanchief Verständnis, der etwas auf sich hielt. Wie berechtigt sein Tod auch gewesen sein mochte. Aber Rupert musste sterben! Und Georgina würde ihm Rupert in die Finger spielen.
Großartig.
»Tut Cunningham das?«, erwiderte Richard von York zögernd. »Was … was schreibt sie denn?«, erkundigte er sich säuerlich, als er seine Neugier nicht mehr länger im Zaum halten konnte und John Bedford keine Anstalten machte, seine Bemerkung weiter auszuführen.
»Oh, ja, das tut er. Offenbar sind die Schotten noch dümmer, als wir angenommen haben. William Douglas ist so gut wie sicher auf unserer Seite, der König hat keine Ahnung, was wir vorhaben, und der Lordkanzler ebenso wenig. Meine süße, naive Nichte ist Hals über Kopf abgereist und wurde von Cunningham persönlich nach Edinburgh eskortiert, wo sie an Bord eines englischen Schiffes ging und sich auf den Weg nach London gemacht hat. Um jede Einmischung des Lordkämmerers zu unterbinden.«
»Der Lordkämmerer?«, fragte sich Richard erstaunt. »Was hat denn der Lordkämmerer mit ihr zu schaffen?«
Er vögelt sie, du Idiot!, dachte John, erwiderte jedoch laut: »Zweifellos hat er von ihr verlangt, für ihn den Aufenthaltsort des Steines von Scone ausfindig zu machen.«
»Ah.« Richard nickte, hielt dann jedoch inne und sah seinen Cousin fragend an. »Und wenn sie ihn tatsächlich ausfindig machen sollte, was dann? Ich meine, sie wird ihn kaum in ihre Manteltasche stecken können, nicht wahr?« Richard lachte bei dieser Vorstellung auf, und John Bedford musste sich beherrschen, um nicht mit der Faust auf den Tisch zu schlagen.
»Nein, natürlich nicht, werter Cousin. Ganz recht. Und selbst wenn es ihr gelänge, dürfte sie aufgrund des Gewichts dieses Steins vermutlich nicht sehr weit kommen, stimmt’s?«
Richard lachte erneut, brach dann jedoch ab, als ihm dämmerte, dass der Herzog sich über ihn lustig machte.
»Nein«, fuhr John fort, als er sich Richards Aufmerksamkeit versichert hatte. »Ich nehme an, er will sie benutzen, um in Erfahrung zu bringen, wo sich der Stein befindet, und ihn dann selbst stehlen, um ihn nach Schottland zu schaffen und dort diesen Barbaren von einem König rechtmäßig auf den Thron zu hieven.«
Richard von York weitete die Augen, als er verstand. »Ah, und Ihr …«
»Ich erwarte von Euch, mein lieber Richard, dass Ihr genau das verhindert, wenn es so weit ist.« John lächelte. Es wirkte eher wie ein Zähnefletschen, denn seine blassblauen Augen blieben eiskalt und unbewegt, als er seinen Cousin musterte. »Kann ich mich in diesem Punkt auf Euch verlassen? Ich meine, schließlich seid Ihr im Umgang mit dem Schwert ja außerordentlich geschickt, sodass auch dieser Parvenü«, er benutzte das Wort, mit dem Cunningham ihn beschrieben hatte, und wurde in seinem Verdacht bestätigt, dass der Gesandte auch Richard von York berichtete, weil der dabei keine Miene verzog, sondern nur bestätigend nickte, »kein Problem für Euch darstellen dürfte.«
»Selbstverständlich, werter Cousin«, erwiderte Richard und machte Anstalten aufzustehen, zögerte dann jedoch. »War das … war das alles, was Lady Harrington geschrieben hat?«
»Nein, mein lieber Richard. Sie schloss mit der Bemerkung, dass sie die englischen Schwerter in Schottland schmerzlich vermisst.« Er warf seinem Cousin einen verstohlenen Blick unter
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