Bezaubernde Spionin
diese englische Schlange …
»Schön, dich zu sehen, alter Freund«, meinte Connor, der ziemlich verwirrt klang. »Aber hätte dein Besuch nicht auch bis morgen früh …?«
»Das ist kein Höflichkeitsbesuch, Connor«, erwiderte Buff. »Und es geht auch nicht um mich. Sondern um ihn.« Er deutete auf Rupert, der neben dem Kamin stand und den Connor nicht bemerkt hatte. »Genauer gesagt um …«
Connor folgte der ausgestreckten Hand seines Freundes, fuhr herum und sah Rupert.
Der stieß sich vom Kaminsims ab und ging auf seinen Freund zu. »Ich brauche deine Hilfe, Connor.« Seine Stimme klang leise und gepresst. »Es geht um Aylinn. Sie ist … sie ist spurlos verschwunden.«
»Wie bitte?« Connor sah von Rupert zu Buffon und wieder zurück. »Was soll das heißen, spurlos verschwunden? Eine Herzogin verschwindet doch nicht so einfach spurlos.«
»Natürlich nicht«, mischte sich Buffon ein, bevor Rupert antworten konnte. »Genauer gesagt, ist sie nach England verschwunden, über Edinburgh.« Er seufzte und warf einen sehnsüchtigen Blick in den leeren Zinnbecher. »Und bevor du nachfragst, lieber Freund, das ist auch der Grund meines Besuchs. Denn seine Frau«, er deutete mit dem Daumen auf Rupert, »hat meine Frau«, der Daumen richtete sich auf seine Brust, »einfach mitgenommen!«
Rupert wollte den Iren zurechtweisen, weil er so respektlos über Aylinn sprach, aber er kam nicht dazu.
»Seine
Frau?
«
Beim Klang der weiblichen Stimme am Eingang fuhren die drei Männer herum. Juliet McPherson stand am Eingang der Bibliothek, in einen kostbaren, weichen Schal gehüllt, unter dem sie offenbar nur ein dünnes Nachtgewand trug, und kam jetzt näher. »Ich wusste nicht, dass Ihr verheiratet seid, Sir Rupert.«
»Das sind wir auch nicht«, erwiderte Rupert gereizt. »Aber dieser …«
»Pah!« Buffon winkte abschätzig mit der Hand. »Das ist doch nur eine Formalität. Wichtiger ist doch, dass man sich liebt. Das macht einen zu Mann und Frau. Oder siehst du das anders, Juliet McPherson, hm?«
»Ich glaube, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für solches Wortgeplänkel, Buffon«, konterte Juliet. »Und wenn du deine Nanette geheiratet hättest, dann wäre sie jetzt vielleicht nicht unterwegs nach London.«
»Da kennst du sie aber schlecht«, meinte Buffon, beließ es aber dabei und sah Rupert an. »Jedenfalls ist Sir Rupert sicher nicht hier, weil er die Zeit totschlagen will.« Er lachte kurz auf. »Seinem Blick nach zu urteilen, würde er im Moment wohl eher gern jemand anderen totschlagen. Und zwar nicht mich, wenn ich da richtigliege. Sondern eher einen bestimmten englischen Gesandten, der ihm die Frau gestohlen hat.«
Connor fuhr zu Juliet herum. »Und wann hattest du vor, mir zu sagen, dass Aylinn entführt wurde?«
Juliet lächelte unschuldig. »Sobald du mich nach meiner Rückkehr zu Atem kommen ließest, mein Liebster«, erwiderte sie zuckersüß, und ihre Wangen röteten sich leicht. »Außerdem ist sie nicht entführt worden. Cunningham hat mit ihrer Einwilligung gehandelt …«
»Wie bitte?«
»Lachhaft!«
»Cunningham?« Letztere Frage kam von Connor. »Was hat er damit zu tun, dass Aylinn …?«
Juliet holte tief Luft. »Verzeih, mein geliebter Mann, aber die Königin und der König hatten den Plan …«
»Und Ihr, Juliet, vergesst Euren Anteil bei dieser Angelegenheit nicht!«, warf Rupert grimmig ein. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, als er Juliet anfunkelte und dann Connor ansah. »Sie ist einfach weggelaufen, ohne mir die Chance zu geben …«
»Ah, ah!«, unterbrach Buffon ihn. »Wenn meine süße Nanette mich richtig informiert hat, dann hattet Ihr durchaus eine Chance. Aber Ihr habt sie vertan, weil Ihr ein englisches Vögelchen mit fluffigem Gefieder in Eurem Bett liegen hattet, das der Herzogin wohl ein falsches Liedchen ins Ohr gezwitschert …«
»Buff!«
»Buffon, also wirklich!«
»Noch ein Wort, Ire, und …!« Rupert trat wütend vor, und Buffon hob abwehrend die Hände.
»He, wie habt Ihr nur erraten, dass ich Ire bin?«
Rupert knirschte mit den Zähnen. »Es gab ein Missverständnis«, räumte er ein. »Aber das wollte ich ja mit Aylinn klären.«
»Mit Aylinn?« Connor sah seinen Freund fragend an. »Ihr seid Euch also endlich begegnet? Und Ihr habt Euch nicht ausgesprochen?«
»Das wollte ich ja …«, begann Rupert, aber erneut unterbrach ihn Buffon.
»Oh, gesprochen haben sie nicht so viel«, meinte er belustigt. »Eher gestöhnt, wenn ich
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