Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
aufgestanden und haben ihr eines gebracht.«
»Genau.«
»Ja,
ja, die Liebe. Man glaubt es kaum, aber sogar ich war einmal jung.« Er
schüttelte den Kopf. »Sie sind also aufgestanden, hinuntergegangen und haben
ihr das Wasser geholt.«
»Ja.«
»Sind Sie
auf diesem Weg irgendjemandem begegnet?«
»Nein,
niemandem.«
»Haben
Sie etwas gehört oder vielleicht auch nur etwas gefühlt? Eine kleine Ahnung
vielleicht?«
»Nein.«
»Stört
es Sie, wenn ich rauche? Nein? Ausgezeichnet, es denkt sich einfach so viel
besser mit einer guten Zigarette!«
Er zog
sein Etui heraus und öffnete es. Schwarzes Leder, mit silbernen Beschlägen
außen. Innen lagen die Zigaretten auf Silber, in das verschlungene
Blumenarabesken graviert waren. Wieder kam das Mundstück zum Einsatz. Körthy nahm
einen tiefen Zug, blies aus und sprach weiter.
»Bei
dem Weg in die Küche, muss man da an der Bibliothek vorbei?«
»Ich
glaube nicht.«
»Aber
Sie sind daran vorbeigekommen?«
»Ja.«
»Sie
haben gar nichts bemerkt?«
»Nein.«
»War
die Tür offen oder geschlossen, sahen Sie vielleicht Licht unter der Tür oder
dergleichen?«
»Nicht,
dass ich wüsste.«
»So
ganz, Herr Doktor, kann ich Ihnen nicht glauben.«
»Es war
spät in der Nacht, ich war müde. Ich habe auf rein gar nichts geachtet.«
Ich
hatte so lange wie möglich mit dieser Erklärung gewartet. Erstens ist es immer
besser, so wenig wie möglich zu sagen, so macht man weniger Fehler, muss sich
weniger merken und bleibt auf der sicheren Seite. Zweitens wirkt eine Anmerkung
recht schnell wie eine Rechtfertigung, und wenn sie einen erst einmal bei den
Rechtfertigungen haben, kommt man ihnen in der Regel nicht mehr aus. Wenn sie
gut sind, wohlgemerkt.
Körthy
hatte sein Geschäft gelernt, das musste ich ihm lassen. Er wusste genau von
meiner nächtlichen Expedition, Laura hatte ihm sicher davon erzählt, sie hatten
die Evian-Flasche in unserem Zimmer gefunden, er wusste von Frau Irmi sicher,
dass eine Flasche davon im Kühlschrank fehlte, und trotzdem tat er so, als ob
ihm alles neu sei. Damit ich nicht wissen sollte, was er wusste, keine
Anhaltspunkte für mögliche Lügen und Ausreden hätte und so die Orientierung
verlieren und mich verraten würde.
»Als
Sie nun an der Türe vorbeigekommen sind«, nahm Körthy den Faden wieder auf,
»war die Türe da offen oder geschlossen? Daran werden Sie sich ja wohl
erinnern.«
Ich
rief mir den Rückweg ins Zimmer in Erinnerung, wie ich mit der Evian-Flasche
und vor Aufregung zitternden Händen an der Tür vorbeigegangen war. Als ich
dieses Bild im Kopf hatte, antwortete ich bestimmt: »Sie war zu.«
»Sicher?«
»Ja.«
»Danke,
das hat uns sehr geholfen, Herr Doktor.«
Er
drehte sich wieder zu Bernhard um. »Ich denke, er kann gehen?«
Bernhard
verzog das Gesicht und antwortete bärbeißig: »Na, da is no des ane, wissen S’
eh, Körthy.«
»Ach
ja, das hatte ich beinahe vergessen!«
So, so,
das glaubte ich jetzt aber nicht, Körthy zog einfach wieder mal seine Show ab.
Der pensionierte Inspektor ließ mich zwei Sekunden warten und beobachtete mich
ruhig. Erst als ich keine Anstalten machte, zu fragen, fuhr er fort.
»Um
welche Zeit waren Sie denn unterwegs?«
Oben im
Zimmer hatte ich an zwei Dinge gedacht: wie ich die Sache mit Laura wieder einrenken
könnte, denn sie schien mir ernstlich böse, und was ich auf die Frage nach der
Uhrzeit antworten sollte. Wenn ich Laura vertraute, dann könnte ich sagen, dass
ich es nicht wüsste, denn meine Schönste hätte der Polizei schon die Zeit
angegeben. Es ist immer gut, wenn man sein Alibi von anderen erzählen lässt und
selbst dazu nichts sagt. Wenn Laura aber nichts gesagt hätte, wäre es sicher
besser, selbst zu erzählen.
»Das
weiß ich auch nicht so genau. Gegangen bin ich so um drei. Zurückgekommen etwa
fünf Minuten später.«
»Drei?«
»Ja,
ungefähr.«
Körthy
schaute für eine Minute ins Narrenkastl und fuhr dann fort.
»Und
als Sie zurückkamen?«
»Habe
ich Laura ein Glas aus dem Badezimmer gebracht, eingeschenkt und ihr zu trinken
gegeben.«
»Haben
Sie sonst noch was gehört?«
»Nein.«
»Sie
sind sofort eingeschlafen? Das glaube ich Ihnen aber nun nicht. Wenn ich mitten
in der Nacht aufstehe, durch ein fremdes Haus gehe, um Wasser zu holen, dann
bin ich spätestens, wenn ich wieder im Bett liege, hellwach und kann nicht mehr
einschlafen.«
Ich
lächelte einfach nur. Körthy schaute mich an.
»Sie
haben also gar nicht geschlafen! Ich
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