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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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illegalen Casinos gejobbt. Poker, Bakkarat und
Black Jack, aber selbst gespielt hatte ich diese Spiele eigentlich nie. Es
hatte mich immer interessiert zuzusehen, Schlüsse zu ziehen und zu versuchen
vorauszusagen, was als Nächstes geschehen würde. Selbst um Geld zu spielen
hatte auf mich dagegen niemals einen Reiz ausgeübt.
    Die
ersten paar Runden wurde zurückhaltend gespielt, alle wollten sich einmal beschnuppern,
nichts Großes riskieren, sich einfach nur aufwärmen. Ausgerechnet in dieser
Phase hatte ich richtig gute Karten. Das Verteufelte an Poker ist bloß, dass
man seine guten Karten am Höhepunkt, um drei in der Nacht braucht, wenn die
Leute überreizt, euphorisiert und vielleicht auch schon ein wenig müde sind.
Dann ist das Glück. Am Anfang einer Pokerrunde sind gute Karten ein Pech.
    Die
Grundeinsätze waren noch so niedrig, dass ich mit nahezu jeder Hand mitging.
Zum Spaß setzte ich meine zehn Euro für Karo drei und fünf. Der Rumäne,
Glatzengerhard und die Frau gingen ebenfalls mit. Die Frau erhöhte sogar,
nochmals um zehn Euro. Alle zahlten. Der Turn wurde aufgedeckt. Zwei Asse und
ein König. Das eine Ass in Karo. Die Frau wettete erneut, wieder zehn Euro,
alle zahlten. Auch ich, was eigentlich Schwachsinn war. In so einer Situation
kann man damit rechnen, dass alle gute Hände hatten, weil sie den ersten
Einsatz der Frau mitgegangen waren. Das macht man nur mit einem Paar oder
zumindestens einer hohen Karte wie Ass, König, Dame. Wenn nun zwei Asse lagen,
war klar, dass zwei ein Ass hatten und der dritte einen König, oder vielleicht
drei Könige. Ich hätte meine Karten hinwerfen müssen, denn ich hatte gar nichts
getroffen. Aber wie gesagt, die Blinds waren so niedrig, dass ich einfach zum
Spaß mitging.
    Der
River kam, eine Zehn in Karo. Es wurden wieder zehn Euro gesetzt, aber da noch
niemand riskieren wollte, gab es weder einen Raise und noch einen Re-Raise.
Also ging ich wieder mit. Kindergartenrechnung: 52 Karten, bei einer normalen
Verteilung hatte ich eine 25-Prozent-Chance auf ein weiteres Karo, was für mich
einen Flush bedeutet hätte. Ein Flush gewinnt gegen Pärchen und Drillinge.
Egal, ob es sich um Könige oder Assen handelt.
    Bert
deckte den Flow auf, es war ein Karo, der Achter. Die anderen setzten, ich ging
mit. Es wurde sogar geraised, aber leider nur um zehn Euro. Alle deckten auf,
alle konnten sich ihre Karten in die Haare schmieren, wie Bender immer gesagt
hatte. Ich hatte den Pott gewonnen, stolze 160 Euro.
    Bei
solch einem Spielverlauf hätte ich in einer späteren Phase des Abends allen
Hemd und Hose ausgezogen. Ich wäre zum Schluss All-in gegangen, und irgendeiner
hätte sicher die Nerven verloren und wäre mitgegangen. Pech ist eben auch, zum
falschen Zeitpunkt Glück zu haben. Als ich meinen Flush hinlegte, stahl sich so
manches kleine Lächeln in die Augen der Anwesenden. Glatzengerhard nahm einen
Schluck von seinem Wasser, der Mann im Dreiteiler zündete sich eine neue
Zigarette an und blies den Rauch entspannt aus. Ein paar der Anwesenden waren
schadenfroh und ein paar waren dankbar, dass es nicht ihre Hand gewesen war.
    Das
Spiel zog sich hin, die Karten fielen gleichmäßig, es war kein ausgesprochener
Blindfisch dabei, es gab keine riesigen Potts, also war um zwölf noch keine
Entscheidung gefallen. Alle saßen noch immer auf etwa gleich viel Geld und
blickten dem Ausgang des Abends voll Optimismus entgegen.
    Meine Erfahrung
lehrte mich, dass Pokerrunden im Wesentlichen durch die Selbstbeherrschung der
Spieler entschieden werden. Erst wenn die Ersten müde werden, die Konzentration
nachlässt, kommt es zu den großen Potts, erst dann fliegen die Ersten raus.
Interessanterweise reicht es, wenn einer am Tisch die Nerven verliert, um alle
anzustecken, sie nervös zu machen und sie schließlich auch in wilde Risiken zu
treiben. Für gewöhnlich gewinnt derjenige, der als Letzter auszuckt. Bei uns am
Tisch traute ich mir noch nicht zu, eine Prognose abzugeben. Als Einzigen
konnte ich Gütkens ausschließen, der würde sicher nicht der Sieger werden.
    Um
Mitternacht wurde eine kleine Pause vorgeschlagen. Alle akzeptierten, und
Alfred brachte Bert eine Schale Tee, Shortbread sowie einen Aschenbecher und
einen Zigarrillo.
    »Danke,
das ist wirklich lieb von dir.«
    »Aber
sicher doch.« Verliebter Blickwechsel.
    »Wie
geht’s deiner Hand, ist das Gelenk noch steif, stört es dich beim Geben?«
    »Nein,
für heute werde ich das schon noch

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