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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Kater mit goldgelben Augen, der mit einer
Maus spielt, der die Eingeweide schon aus dem Bauch hängen, die sich aber noch
verzweifelt wehrt und zu entkommen sucht. Gegen jede Hoffnung. Ringsum hatten
alle die ursprüngliche Frage längst vergessen und waren nun nur noch von der
Wette begeistert.
    »Wie
sui ers machen?«, fragte Glatzengerhard, sich seine schweißigen Hände an der
Schnürlsamthose abwischend.
    »Fünfmal
hintereinander, ohne Pause zwischen den Versuchen.«
    Alle
waren einverstanden, und Quincy begann. Er fischte ein Taschentuch mit
Monogramm aus seiner Hüfttasche und säuberte sowohl seine Hände als auch sein
Feuerzeug. Anschließend breitete er den weißen Stoff auf dem Tisch aus. Das
alles war eigentlich überflüssig gewesen, denn sein Feuerzeug glänzte und die
Hände waren trocken. Also war er vielleicht doch ein wenig nervös. Gut für
mich.
    Klick.
Zisch. Klick.
    »Eins.«
    Klick.
Zisch. Klick.
    »Zwei.«
    Klick.
Zisch. Klick.
    »Drei.«
    Klick.
Zisch. Klick.
    »Vier.«
    Klick.
Krhh. Krhh. Krhh. Klick.
    Quincy
ließ das Feuerzeug sinken, legte es auf das Taschentuch und nickte mir zu.
    »Schönen
Abend noch, meine Herren, meine Dame.«
    Ich
übergab Bert meine Chips und folgte ihm zum Tresor. Zwei Minuten später hatte
ich meine Scheine und stieg die Treppen das dunkle Stiegenhaus hinunter.
Euphorie durchwallte mich von der Kopfhaut bis in die Zehennägel. Ich ging wie
auf Watte.
    X
    Gütkens hatte entweder Glück
gehabt oder den anderen noch ein wenig zugesehen, auf jeden Fall wartete ich
fast eine Stunde auf ihn. Er trat aus der Türe, ich drückte mich ein wenig
tiefer in den Schatten einer Garagenausfahrt und schon saß ich ihm im Rücken.
    »Gütkens«,
sprach ich ihn an. Feiner Sand knirschte hart unter meinen Sohlen.
    »Ja.«
Seine Gesichtszüge entspannten sich, als er mich erkannte. »Ah, Sie, Linder.
Noch nicht zu Hause?«
    »Nein.«
    »Das
war aber mal eine Wette vorhin. Wow!«
    Ich
zuckte mit den Achseln.
    »Sie
haben Schneid. Respekt!«
    »Mit
Schneid hat das nichts zu tun.«
    »Sie
wollten gehen, aber sich auch nicht von den anderen auslachen lassen. Das haben
Sie prima hingekriegt.« Er unterbrach sich kurz. »War aber ein ganz schönes
Risiko. 1.500 Euro sind kein Pappenstiel.«
    »Naja,
so viel Risiko war es auch wieder nicht.«
    »‘türlich
war’s das. Quincy läßt doch dauernd sein Feuerzeug auf- und zuschnappen. Der
kann das schon.«
    »Ein
Freund und ich haben das mal ausgetestet. Mehr als viermal hintereinander geht
fast nicht. Wenn ich mich recht erinnere, ist das eine Chance von 4:1 auf meine
Wette. Quincy wusste das bloß nicht.«
    Gütkens
blieb überrascht stehen. Wir standen uns gegenüber. Mir schwante nichts Böses.
    »Wie
kommt man darauf, sowas auszuprobieren?«
    »Es
gibt da so eine Kurzgeschichte mit haargenau der gleichen Wette, die hab ich
einmal einem guten Freund zum Lesen gegeben. Er hat’s dem Autor auch nicht
geglaubt. Daraufhin haben wir das Ganze dann ausgetestet. Sowohl mit Zippos als
auch mit normalen Gasfeuerzeugen. Und eben auch mit so einem Dupont. Entweder
die Motorik wird bei wiederholtem Bewegungsmuster ungenau oder der Feuerstein
geht nicht mehr so gut. Keine Ahnung, was genau. Aber auf jeden Fall bedeutet
eine viermalige Wiederholung ein 3:1 gegen meine Wette und eine fünfmalige ein
4:1.«
    Gütkens
grinste.
    »Sag’s
ja, Sie haben Schneid. Aber warum warten Sie auf mich?«
    »Ich
wollte noch ein bisschen mit Ihnen plaudern.«
    »So?«
    »Ich
habe das Wochenende mit Ihrem Vater verbracht. Da wollte ich Sie kennenlernen.«
    »Der
Drops ist ja nun gelutscht.« Er zuckte mit den Achseln.
    »Der
Tod Ihres Vaters lässt Sie kalt?«
    »So
viel Vater war er gar nicht für mich. Irgendein One-Night-Stand in den
Siebzigern.«
    »Aber
erben werden Sie doch?«
    Gütkens
fixierte mich, mit leicht unstetem Blick.
    »Meinen
Sie?«
    In dem
Moment knirschte der feine Sand auf dem Trottoir hinter mir, eine Ahnung von
einem herben Männerparfum stieg mir in die Nase, ich drehte mich schnell um,
nahm noch ein Huschen in den Augenwinkeln wahr, aber: zu spät. »AUSGEZAPPT«,
stand in Blockbuchstaben in meinem Bewusstsein, beziehungsweise in dem, das
eine Zehntelsekunde vorher noch da gewesen war. Ein heißer, glutweißer
Schmerzball explodierte in meinem Schädel, und das dämmernde Ottakring fiel in
tiefste Nacht zurück.

Kapitel 4
    I
    Eine unscharfe Ahnung von
dumpfem Schmerz hing über mir wie Nebel, während ich schlief. Eigentlich war es
weniger

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