Beziehungswaise Roman
wie Peter O’Toole in My Favorite Year .
Den versteht er nicht, aber das Strahlen schlägt sofortwieder bei ihm ein, weil die restlichen Jurymitglieder auftauchen, um die Künstler zu begrüßen. Eine holländische Showmoderatorin, an der ein sagenhaft dämlicher, dauerlauttelefonierender Manager klebt, ein Fußballer vom FC, der in seinen Interviews durch eklatante Humorlosigkeit glänzt, und als wäre das alles nicht schon jeck genug, folgt noch eine von diesen Promitussen, von denen man gar nicht weiß, ob sie jetzt bekannt ist, weil sie geklaut hat oder weil sie total gemein dreiundzwanzigmal gegen ihren Willen nackt in ihrem Garten von Paparazzi abgeschossen wurde. Himmel, was ist bloß in die Medien gefahren, dass sie uns solche Versager als Vorbilder präsentieren? Muss man denn gar nichts mehr können? Oder sein?
Die Showmoderatorin begrüßt jeden per Handschlag und verteilt wohlwollend Tipps, die Tatsache ignorierend, dass jeder hier mehr Bühnenerfahrung hat als sie. Das ist ein wirkliches Problem mit den TV-Promis, denn nach ein paar Jahren Wahnsinnsgagen, Fahrservice, Fans und Arschkriecherei glauben sie irgendwann selbst, dass sie etwas wissen. He, es muss so sein, Millionen Zuschauer können sich doch nicht irren, oder? Oder.
Sie erklärt mir, dass ich immer lächeln soll, das lieben ihre vielen Fans an ihr. Mich von Ahnungslosen belehren zu lassen war schon immer eine Prüfung, bei der ich gerne durchgefallen bin, aber sie will ja bloß helfen. Na ja, und sich vielleicht ein bisschen auf unsere Kosten profilieren. Nichts Schlimmes. Dennoch muss ich schwer an mich halten, um sie nicht daran zu erinnern, dass die NSDAP auch viele Fans hatte.
Während ich weiter aufgeklärt werde, behält BH mich im Auge. Als sich unsere Blicke begegnen, lächelt sie dieses Lächeln. Ich ertappe mich beim Zurücklächeln. Gottlob werde ich in die Maske gerufen, und gleich danach folgt ein Aufnahmeleiter, der Angaben zum Ablauf macht, danngeht es zum Soundcheck. Ich stelle mich mit Nina und Slomo-Manne hinter den Vorhang und checke die Konkurrenz. Als Erstes muss einer der Nachwuchscomedians raus. Er ist ganz gut, aber total verunsichert von dem Regisseur, der über die Monitoranlage Anweisungen gibt, von den Scheinwerfern, die ihn blenden, dem Teleprompter, den er nicht finden kann, von den Kameras, die aufleuchten, den Klebestreifen auf dem Boden und überhaupt.
»Der Arme«, sagt Nina.
»Und dabei sind noch keine Leute da«, sagt Manne.
Wir nicken bedeutsam und schauen weiter zu. Im Soundcheck soll man eigentlich schon mal seine Nummer durchspielen, das wird dann mitgeschnitten, um gegebenenfalls schwächere Liveszenen für die TV-Ausstrahlung nachbessern zu können, doch von diesem Soundcheck wird ganz sicher nichts übrig bleiben. Als er mit gesenktem Kopf von der Bühne schleicht, muntern wir ihn auf: So schlimm war es gar nicht, wir waren früher viel nervöser, wird schon werden, tolle Nummer. Er schaut uns an wie ein Kaninchen auf dem Nürburgring, geht zu seinem Stuhl, setzt sich und schließt die Augen.
»Der Arme«, sagt Nina wieder.
Danach ist der UFZ dran. Er geht raus, schnarrt routiniert alles zusammen und kommt wieder rein. Wir salutieren schneidig. Er grüßt lässig, lässt uns bequem stehen und verfolgt Bohlens Soundcheck. Didi bringt die vierhundertdreißigste Variante von seinem Gag. Der UFZ stupst uns an und deutet nach vorne zum Bühnenrand. Wir folgen dem Fingerzeig und sehen, dass ein paar der Strippenzieher den Text mitsprechen.
Als Didi von der Bühne kommt, muss er schwer Sprüche einstecken – ob er einen neuen Autor hätte, die Nummer kannten wir ja noch gar nicht, und so weiter. Er ignoriert uns, und wir wenden uns dem Nächsten zu: Susanne diePutze. Ich habe sie lange nicht mehr gesehen, und wenn sie sich in der Zwischenzeit stark verbessert hat, kann sie mittlerweile belanglos geworden sein. Schon wieder diese dumme Hoffnung. Wir schauen zu, wie sie auf der Bühne herumhastet, mit einem Staublappen herumfuchtelt und dabei in einem nicht definierbaren Dialekt irgendeine Rohrbruchgeschichte erzählt.
Nina verfolgt das Ganze mit gerunzelter Stirn.
»Was macht die da?«
»Vielleicht trägt sie eine Karmaschuld ab«, schlägt Manne vor.
»Wer war sie dann in ihrem Vorleben?«, fragt der UFZ. Über die ersten Vorschläge müssen wir so laut lachen, dass der Regieassi angelaufen kommt und uns nervös bittet, leiser zu sein. Wir dämpfen die Stimmen , doch als Susanne wieder
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