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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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einfügen müssen.
    Bevor ich das Zimmer verließ, holte ich vorsichtig das Glasgefäß aus der Seitentasche des Rucksacks und überprüfte es. Die gelbliche, schaumige Mixtur sah noch genauso aus wie letzte Nacht, als ich sie an der Hintertür der Bäckerei
Salz & Pfeffer
in Empfang genommen hatte. Ich schraubte den Deckel ab und schnupperte daran. Ich glaubte eine Spur des Dufts von Brot und Bier zu entdecken, aber vielleicht spielte meine geruchsbehinderte Nase mir auch einen Streich (Phantomgerüche waren nichts Ungewöhnliches für mich; oft mussten mich andere Leute aufklären, dass es da eigentlich gar nichts zu riechen gab).
    Ich kippte das Gefäß sanft nach links und rechts und sah zu, wie der pfannkuchenartige Teig hin und her rutschte und am Glas klebte. Hundertsiebzig Jahre lang war diese kleine Zivilisation von Hefen und Bakterien von einer Generation zur nächsten weiter gezüchtet worden – die Hälfte für das Brot vom Tag, die andere Hälfte für den Teig von morgen. Niemand wusste so recht, wie es geschehen hatte können, dass der Sauerteigansatz inUniversum A verloren ging – das Verschwinden der Bäckereien, veränderte Klimamuster, Umwelteinflüsse, die Zerstörungen durch das Erdbeben. Ich schraubte den Deckel wieder fest zu. Bis ich das Glas sicher in einem Kühlschrank in
Wagner’s Kitchen
verstaut hatte, verlangte die jahrhundertealte Methode, dass der Teig täglich umgerührt und mit Mehl und Wasser gefüttert wurde. Darum musste ich mich kümmern, sobald ich zu Hause war.
    Am Frühstücksbuffet im
Kapitänseck
stieß ich auf Franny. Mit hoch erhobenem Kopf sagte sie: »Wir müssen alle das Unsrige dazu beitragen, die Gesellschaft zu schützen. Also ehrlich, den Beweis führen zu wollen, dass die Passivisten recht haben! Das ist nicht gerade nett.«
    Ich checkte aus, dankte Franny und Trevor für ihre (etwas merkwürdige) Gastfreundschaft und nahm das Cablecar durch den Morgennebel zur Presidio-Universität. Bis auf ein paar ener giegeladene und spärlich bekleidete Beachvolleyball-Spieler war der Campus weitgehend verlassen. Die meisten Studenten schliefen am Samstagmorgen um neun Uhr noch. Das Gebäude der Bihistorie war geöffnet, aber fast alle Türen zu den Büros und Labors waren versperrt und ich begegnete niemandem. Mit dem wartenden Aufzug fuhr ich eine Etage tiefer in den Keller.
    Der Korridor vor dem Büro der Studenten war finster, aber drinnen brannte Licht. Man sah einen dünnen Streifen unter der Tür durchscheinen. Während ich näher trat, um die Morgenstille mit einem Klopfen zu durchdringen, ließ mich etwas zögern. Ein Schatten schob sich vor den Lichtspalt. Aus einem Grund, den ich mir nicht erklären konnte, legte ich das Ohr an die Tür und lauschte. Erst konnte ich gar nichts hören. Dann gab es ein zischendes Geräusch und ein scharfes Aufstöhnen, ein Krachen folgte. Jemand fluchte. Der Schatten hinter der Tür entfernte sich – und ein dunkler Fleck, der selbst im schlechtenLicht sichtbar war, breitete sich unter der Tür hindurch auf dem Linoleum des Korridors aus.

29
WIR WARTEN, ABER NICHT LANGE
    Ich stürmte durch die Tür. Arni stand da und lutschte an einem Finger. Der rote Fleck zu seinen Füßen breitete sich von einer umgefallenen Dose in alle Richtungen aus. Ich entdeckte grüne Punkte in der Flüssigkeit.
    »Scheiße«, sagte Arni. »Ich habe mich verbrannt. Hi Felix.«
    »Was«, fragte ich, »ist denn das?«
    »Tomatensuppe. Mist, ich habe den Deckel abgezogen und die Dose hat sich zu schnell aufgeheizt. Ich konnte sie nicht mehr rechtzeitig hinstellen.«
    »Aber warum – Tomatensuppe, sagst du? Mit Basilikum, wie es aussieht. Gegrillte Tomaten? Zum Frühstück?«
    »Wir sind hier nur auf schnelle nächtliche Imbisse vorbereitet.« Eine Schublade seines Schreibtischs stand offen. Ich erkannte reihenweise Dosen und etwas, das wie Popcorntüten aussah.
    »Wie kannst du zu so einem Zeitpunkt nur ans Essen denken, Arni? Wir wissen immer noch nicht, was aus Professor Maximilian geworden ist!« Bean hockte auf der Couch, die Knie bis zum Kinn hochgezogen.
    »Hey, ich bin direkt hergekommen, ohne Frühstück. Ich habe Hunger.«
    Die Tür hinter mir ging auf und krachte mir gegen den Rücken. Ich sprang zur Seite und ließ Pak herein. Er hatte sein Radüber die Schulter gehängt und umging den dampfenden roten Fleck auf dem Linoleum. Der Vorderreifen war platt.
    »Pak, was ist passiert?«, fragten Bean und Arni unisono.
    Pak lehnte das Fahrrad an

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