Bezueglich Enten und Universen
sich genommen hatte, während sie meine Sachen packte, um sie mir in die Quarantäne nachzuschicken. Bean hatte berichtet, dass das Bild auch von den Pinnwänden zum Tag Y verschwunden war, als hätte es niemals existiert.
Gestern, nachdem der Streifenwagen den Professor weggeschafft hatte, hatten wir das Labor im Tiefgeschoss versperrt vorgefunden. Pak und sein Fahrrad waren nirgends zu finden. Da es nicht viel anderes zu tun gab, hatten wir drei uns getrennt und waren unserer Wege gegangen. Bean sah so niedergeschlagen aus, dass ich es nicht wagte, sie zu einem romantischen Abendessen einzuladen. Stattdessen kehrte ich ins
Queen Bee Inn
zurück – mit einem zugeschraubten Glasgefäß in der Tasche.
Ich bückte mich unter den Tisch, um zu sehen, ob die vermisste Socke dort lag. Professor Maximilian war verhaftet worden, vermutlich wegen Verstoßes gegen Paragraf 19 und vielleicht auch wegen anderer Verbrechen. Paragraf 4 beispielsweise regelte den Austausch von Menschen und Objekten zwischen den Universen A und B, ließ sich aber sicherlich auch auf unvorhergesehene Fälle anwenden, wenn nötig – wie etwa die Erschaffung eines neuen Universums C durch das Gießen (oder Nicht-Gießen) eines Kaktus und den anschließenden Austausch von Lesezeichen.
Endlich fand ich die Socke unter dem Bett und rollte sie mit ihrem Gegenstück zusammen, entdeckte noch ein Plätzchen dafür in meinem Rucksack und sah mich um, ob ich auch wirklich nichts vergessen hatte.
Gestern Nacht, im Rausch des Schreibens, war ich sicher gewesen, dass mein erstes Kapitel der beste Romanbeginn seit Erfindung der Schrift durch die Sumerer war und jeder Krimireihe denRang ablaufen würde, die Felix B zusammengeschustert hatte. Am Morgen hatte ich fünf bekritzelte Blätter dünnen, bienenförmigen Hotelbriefpapiers in meinen Rucksack gestopft. Viel war es nicht.
Ich hatte zum Beispiel nicht die geringste Ahnung, wer der Mörder der geheimnisvollen Frau war, die der Besitzer des Berghotels leblos am Strand gefunden hatte.
Dann war da der sehr durchschnittliche Name, den ich dem Helden gegeben hatte (das R sollte sich mir und dem Leser an einem zukünftigen Punkt des Romans enthüllen). Ich hatte Smith gewählt, weil ich irgendwo gelesen hatte, dass Agatha Christie, obwohl sie mit ihrem belgischen Detektiv Hercule Poirot eine sehr interessante Figur geschaffen hatte, nach ein oder zwei Büchern die ganzen »ausländischen« Eigenheiten und die französischen Sätze satthatte, die sie in den Dialog einstreuen musste. Aber was, wenn auch Felix B den Namen Smith für
seinen
Detektiv gewählt hatte? Jones, Wang, Garcia, Brown, überall das gleiche Problem. Vielleicht sollte ich es mit Wojciechowski oder Lindroos-Rangarajan versuchen.
Aber damit konnte ich mich später befassen, beschloss ich, während ich den Reißverschluss meines Rucksacks zuzog. Fürs Erste besaß R. Smith ein Berghotel und veranstaltete einen jährlichen Kochwettbewerb, bei dem seltsame Dinge geschahen, beispielsweise Morde. Wenn er jedes Jahr einen neuen Fall zu lösen bekam, war das der Grundstein für eine eigene Reihe. Da er ein Auto fuhr, lebte R. Smith offenbar in Universum B und war, das sagte mir ein deutliches Gefühl, frisch geschieden. Seine Frau – Maria? Jane? Sally? – dasselbe Problem wie mit Smith. Sie hatte ihm früher geholfen das Berghotel im Herbst vorzubereiten und sogar das Thema des letztjährigen Wettbewerbs,
Mehl-Kompositionen aus aller Welt
, vorgeschlagen. Doch ihre Abscheu gegen Winterstiefel und matschige Straßen hatte ihren Lebensweg in eine andere Richtung gelenkt. Nachdem sie dieScheidung eingereicht hatte, war sie aus den Bergen nach Las Vegas gezogen, um sich dort Arbeit zu suchen – als was? Na, mir würde schon etwas einfallen. Vielleicht war sie Zahnärztin. Egal. Mir gefiel es. Es lieferte einen naheliegenden Grund, warum R. Smith allein in einem Berghotel lebte. Außerdem öffnete es die Tür für eine potenzielle Liebesgeschichte im weiteren Verlauf des Buchs.
Vielleicht konnte R. Smiths Alter Ego irgendwann auftauchen. Ein guter Sidekick, wie Watson für Holmes oder Hastings für Poirot. Smith und Smith.
Ich war seltsam befriedigt, dass es mir gelungen war, das gesamte erste Kapitel ausschließlich in Worten zu erzählen. Da nur Papier und Stift zur Hand waren, hatte ich natürlich keine Wahl gehabt, aber ich war nie stecken geblieben und hatte nicht das Foto eines Berghotels am See oder eines funkelnden, blutigen Messers
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