Bezueglich Enten und Universen
Infoterminal. Schon deprimierend, dass ich in Universum B bisher nicht mehr erreicht hatte, als mein Foto vom Tag Y zu verlegen.
Felix B hat ein Buch geschrieben. Nein, er hat kein Buch geschrieben.
Ja, er hat, nein, er hat nicht.
Spielte es wirklich eine Rolle? Plötzlich kam mir das alles albern vor. So wie die Erinnerungen an meinen Albtraum, der sich in der Morgensonne als Illusion entpuppte, als seine ungreifbare Realität sich auflöste und der Vernunft und dem Licht des Tages Raum gab.
Was für eine geschickte und schöne Formulierung übrigens.
Dann fiel es mir wieder ein.
Natürlich. Es war ja so einfach.
Erst gestern war ich in einer Buchhandlung gewesen – wenn der Mann irgendwelche Bücher geschrieben hätte, wäre ich darauf gestoßen. Meine Sorgen waren vorüber. Ich stieß ein erleichtertes Lachen aus, brach es aber gleich wieder ab, weil die Bewegung meine Kopfschmerzen verstärkte.
In dem quadratischen Fenster, das sich in Augenhöhe in der Tür befand, erschien kurz das Gesicht des Wachpostens und war ebenso schnell wieder verschwunden. Ich wandte mich ab und wäre fast mit Bean zusammengestoßen.
»Hallo Bean, Sie Tochter pazifistischer Eltern und Verfechterin der universellen Gültigkeit der Mathematik.«
Sie sah mich merkwürdig an, aber es war nicht zu erkennen, was ihr durch den Kopf ging. »Haben Sie Lust auf einen Spaziergang? Ich weiß, wie man aufs Dach kommt.«
»Warum nicht? Vielleicht hilft es gegen meine Kopfschmerzen.«
»Die Treppe liegt gleich um die Ecke, hier entlang. Mein Zimmer hat kein Fenster, und Ihres?« Sie ging voraus und redete ziemlich schnell. »Ich fühle mich wie in einem Unterseeboot, nicht, dass ich je eines betreten hätte. Oder doch, eigentlich schon, es gibt eines im Schifffahrtsmuseum – existiert das auch in Universum A? –, aber ich habe vergessen, an welchem Pier es angedockt ist. Na egal, ich fühle mich einfach eingesperrt, und dann habe ich da ein wichtiges Projekt, an dem ich arbeiten sollte. Nein, fragen Sie mich nicht, was es ist, das darf ich nicht sagen. Es verstößt gegen die
Regeln.
«
»Was tut das heutzutage nicht?«, meinte ich, während ich versuchte mit ihr Schritt zu halten.
»Zum Beispiel, die Zahl Pi bis zu einer lächerlich großen Anzahl von Nachkommastellen auszurechnen. Bauchtanzunterricht zu nehmen. Eiscreme zu essen.« Sie zuckte die Achseln. »Eine Menge Sachen, die Spaß machen, verstoßen nicht gegen die Regeln.«
Ich blieb stehen, um meinen Kittel zuzubinden, der hinten aufgegangen war. Ich bemerkte, dass wir vor James’ Zimmer angelangt waren. »James ist auf der Suche nach mir, habe ich gehört«, flüsterte ich. »Aber ich fürchte, bei ihm ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass er sich angesteckt hat.«
»Kommen Sie, ich helfe Ihnen. Mir tut er leid, wissen Sie. Keiner scheint ihn zu mögen.«
Sie schien sich ja ziemlich für James zu interessieren.
»Leute, die ihre Haustiere auf Reisen mitnehmen, fordernSchwierigkeiten geradezu heraus«, bemerkte ich, während sie das Bändsel des Kittels hinten so fest zuzog, dass ich den Satz mit einem Keuchen beendete. »Man könnte es natürlich schon als gestörtes Verhalten interpretieren, dass er Murphina überhaupt mitgenommen hat«, bekräftigte ich meine Feststellung. »Wissen Sie, was mir Sorgen macht? Wenn wir jetzt anfangen, uns seltsam und abnormal zu verhalten, wie sollen wir wissen, ob es an dem Bazillus liegt oder daran, dass wir während des Übergangs ein paar Gehirnzellen zu viel verloren haben?«
Dr. Gomez-Herrera kam aus James’ Zimmer, den Blick auf ein Krankenblatt gerichtet, blickte auf und fragte uns, was wir hier machten.
»Ich fühle mich ein bisschen eingesperrt«, meinte Bean.
»Ich hatte eine Eingebung, was
sein
Buch betrifft. Alles ist in bester Ordnung. Und warten Sie, mir fällt noch etwas ein – Tante Henriettas Foto ist verschwunden. Außerdem habe ich Kopfschmerzen.« Ich hickste.
Dr. Gomez-Herrera warf mir einen scharfen Blick zu und machte eine schnelle, unleserliche Notiz auf ihrem Block, dann eilte sie ins nächste Zimmer. Bean und ich gingen weiter zum Ende des Korridors, wo eine Tür mit der Aufschrift »Nur für Personal« zu einer schmalen Treppe führte. Oben gelangten wir auf das große Flachdach, auf dem der Flieger mich gestern abgesetzt hatte. Die Augen vor dem grellen Licht zusammenkneifend, trat ich zu Bean ans Geländer. Die Luft war trocken und warm. Zwischen uns und der Bucht erstreckten sich
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