Bezueglich Enten und Universen

Forschungssicherheit des DIM, der damit beauftragt war, Paragraf 19 (Wissenschaft & Forschung) zu überwachen, bei einem solchen Szenario eingreifen. Nicht, wenn die Leute erst einmal angefangen hatten zu sterben wie die Fliegen. Aber es musste doch einen besseren Weg geben, dachte ich, während ich an der Arznei würgte, einen besseren Weg, als auf eine tödliche Epidemie zu warten, um den Wissenschaften ein wenig mehr Freiheit zu verschaffen. Ich knüllte die beiden leeren Pappbecher zusammen und warf sie in den Abfalleimer. Als ich mich wieder umdrehte, hörte ich die Ärztin sagen: »Und lassen Sie mich wissen, wenn Sie irgendwelche Nebenwirkungen spüren.« Ich bemerkte, dass ich einen Teil ihrer Ansprache ausgeblendet haben musste.
    Eine Weile hing ich noch in der Cafeteria herum, während einundzwanzig Bürger hitzig über die Ereignisse des Tages diskutierten. Kaum überraschend, war keiner besonders erfreut über den unerwarteten Eingriff in sein Alltagsleben, insbesondere Gabriella Love, die erklärte: »Dies ist
absolut
inakzeptabel. Ich arbeite gerade an einem neuen
Projekt.
« Ihr Blick fiel auf mich und sie musterte mich nachdenklich, wahrscheinlich weil ich neben James stand, mit dem sie immer noch kein Wort gewechselt hatte.
    Ich plauderte eine Weile mit Quarantänefall 11, dem Mädchen mit den stacheligen Augenbrauen, das darüber jammerte, dass es seine Party verpasste. Und auch mit dem eher erwachsenen Quarantänefall 3, der mir erzählte, dass er als Versicherungsvertreter zu einem bi-universellen Kongress in der Stadt weile, der aber sonst keine weiteren Details über sich preisgeben wollte, da sein Alter ebenfalls an dem Kongress teilnahm und sie auf Kriegsfuß standen. Wenn man mich drängte, stellte ich mich selbst mit ein paar lapidaren Sätzen vor, zu denen »Ich bin Tourist« gehörte, ein Ausdruck, den ich langsam leid war. Aber es wäre undenkbar gewesen (obwohl ich damit bei meiner Zuhörerschaft sicher größeres Interesse geweckt hätte) zu sagen: »Ich bin hier, um meinen Doppelgänger auszuspionieren. Klar, es ist illegal, aber was ist das heutzutage nicht?«
    James wurde zwar nicht direkt mit Anklagen konfrontiert, doch die Situation musste sehr unangenehm für ihn sein. Nach einer Weile zog er sich in den Hintergrund des Raums zurück, wo er mit verschränkten Armen stumm dastand, jedes Starren schweigend erwiderte und meine Bewunderung gewann. Ich an seiner Stelle wäre ein nervöses Wrack gewesen.
    Als Gabriella Love endlich zu ihm trat, hörte ich sie sagen: »Das beweist, dass man auf Geschäftsreisen niemals Haustiere mitnehmen sollte, meinen Sie nicht?« Für mich klang das außergewöhnlich unhöflich, selbst für einen Filmstar.
    Er ließ sich nicht erschüttern. »Ich habe das Gefühl, dass die Dinge sich noch zum Besten wenden werden.«
    »Und was ist mit dem anderen?«, hörte ich sie sagen, aber die Antwort ging im verzweifelten Aufkreischen von Quarantänefall 11 unter, der Teenagerin, die zwei und zwei zusammengezählt hatte und begriff, dass sie die Party am Sonntagabend
auch
noch verpassen würde.

    Auf meinem Bett im Krankenzimmer erwartete mich bereits mein Rucksack, dazu eine handschriftliche Mitteilung aus dem
Queen Bee Inn
. Es waren die üblichen Genesungswünsche, aber Franny hatte ein PS hinzugefügt: »Ich habe Ihnen etwas beigelegt, damit die Zeit schneller vergeht.« Ich setzte mich aufs Bett, zog den Reißverschluss auf und stellte fest, dass jemand meinen Rucksack – mit etwas mehr Sorgfalt als ich – neu gepackt hatte. Der von Franny erwähnte Gegenstand lag obenauf.
    Noch nie zuvor hatte mir jemand ein Papierbuch geschenkt.
    Der Titel lautete
Ein Schritt ins Leere
, und der Umschlag zeigte einen Mann, der über eine Klippe in ein waberndes, nebliges Nichts trat. Ein Agatha–Christie-Roman, den ich seit Jahren nicht mehr gelesen hatte. Ich glaubte mich zu erinnern, dass er der perfekte Begleiter für einen kalten, regnerischen Wintertag war, vorzugsweise in einem bequemen Lehnsessel vor einem warmen, knisternden Kaminfeuer. Wahrscheinlich auch nicht das Schlechteste für einen Quarantäneaufenthalt.
    Nach einem vergeblichen Versuch, das Krankenhauskissen ein wenig aufzuschütteln, machte ich es mir so bequem wie möglich und schickte ein stummes Dankeschön an die Pensionsinhaber Franny und Trevor, weil sie sich daran erinnert hatten, dass ich Krimiklassiker liebte. Dann tauchte ich ein in die Abenteuer eines gewissen Bobby Jones, vierter Sohn