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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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ich denn wissen sollen, dass ich älter bin?« Ich fühlte mich ein wenig in die Defensive gedrängt, denn er hatte recht. Ich hätte es früher merken müssen. Im ersten Schock war ich niedergeschlagen gewesen, weil ich es um Haaresbreite verpasst hatte, ein Einzigartiger zu sein, aber genau genommen waren sechs Monate ja nicht einmal eine Haaresbreite.
    »Glaubst du eigentlich«, fragte Arni, der sich nicht aufhalten ließ, »dass deine Eltern und seine Eltern sich jemals begegnet sind? Vielleicht haben die vier sich getroffen und einen Plan ausgeheckt, um ihre Sprösslinge vor dem Wissen zu bewahren, dass sie identisch sind.«
    »Ich denke, es war süß von deinen Eltern, zu versuchen, dich zu beschützen«, meinte Bean mit einem weiteren Blick in den Rückspiegel. »Es gab damals sehr merkwürdige Reaktionen auf die Verbindung der Universen. Ob sie wohl geplant hatten, es dir zu erzählen, wenn du alt genug bist, nachdem du mit der Schule fertig warst, einen Beruf und deinen Platz im Leben gefunden hattest? Was meinst du?«
    »Vielleicht«, antwortete ich. »Aber das Unglück kam dazwischen.« Bean hatte mir erzählt, dass Felix Bs Eltern sich ebenfalls zur Feier ihrer silbernen Hochzeit auf einer Kreuzfahrt in der Karibik befunden hatten, als ein Hurrikan den Kurs des Schiffes kreuzte. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Stürme inA und B sich nach Zeit
und
Ort überlappten, war, wie Bean sagte, so gering, dass sie gegen null ging. Aber Wetter war eben Wetter, daher passierte es trotzdem ziemlich häufig.
    »Also«, durchbrach ich das Schweigen, das sich plötzlich über uns gelegt hatte. »Was wissen wir über Felix B?«
    »Dies und das«, antwortete Arni. »Eine Menge der Daten sind natürlich irrelevant. Aber das ist ja gerade der Trick – herauszufinden, was wichtig ist und was nicht.«
    »Allerdings«, meldete sich Pak.
    Ich hatte beinahe vergessen, dass er auch im Wagen saß. Der älteste der Doktoranden hatte eine tiefe Stimme, wirkte ein wenig vergammelt und sah ständig besorgt drein, als würde die Welt bald untergehen und er wäre der Einzige, der davon wusste. Bean hatte ihn vorgestellt mit: »Mike Pak. Sag Pak zu ihm, niemand nennt ihn Mike.« Neugierig hatte ich gefragt warum, worauf Pak antwortete: »Du kennst mindestens drei verschiedene Mikes. Jeder tut das, es gibt einfach zu viele davon. Ich arbeite an einem Artikel zu dem Thema. Aber du kennst vermutlich keine anderen Paks, es sei denn, du wärst in einer Familie dieses Namens aufgewachsen oder lebtest in Seoul.« Er sprach den Anfangsbuchstaben seines Namens wie eine Kreuzung aus B und P aus. Alles, was ich sonst noch über ihn herausgefunden hatte, war, dass er ein Fahrrad besaß.
    Ich starrte auf die Straße und versuchte mein Interesse nicht allzu deutlich zu zeigen. »Der Computer im Labor durchforstet die Datensätze, stellt Ereignisketten aus alten Zeitungen, Personenbefragungen, städtischen Akten aller Art und historischen Filmaufnahmen zusammen. Dein Alter – Felix B – hat aber einen Vertrag mit
Past & Future
unterschrieben und sich geweigert, mit uns zu kooperieren. Das war Pech. Alles, was wir über ihn in Erfahrung bringen konnten, stammt aus zweiter Hand und ist unvollständig.« Er fuhr fort: »Es ist auch nicht gerade hilfreich, dass Sayers ein so verbreiteter Nachname ist. Wir sindsogar auf ein paar zusätzliche
Felix
Sayers gestoßen – die aber anscheinend mit euch beiden nicht verwandt sind und nur existieren, um uns das Leben schwer zu machen.«
    »Die einzige andere Sayers, von der ich je gehört habe«, warf ich ein, »ist die Dorothy L. Sayers, die die Krimis mit Lord Peter Wimsey und Harriet Vane geschrieben hat, aber sie ist keine Verwandte. Sie war Engländerin.«
    Wir hielten an einem DIM-Kontrollpunkt. Die Beamten scannten unsere Identikarten und winkten uns durch.
    »Ja, aber was
habt
ihr denn nun herausgefunden?«, fragte ich, während der Kontrollpunkt hinter uns zurückblieb.
    »Das übliche Zeug«, erwiderte Arni, während er Kaugummipapierchen in den Müllbeutel stopfte. »Willst du ein paar Beispiele?«
    »Beispiele, ja«, sagte ich und erwartete fast zu hören:
Er steckt mitten in der Arbeit an einem Kriminalroman ...
    Arni wischte sich die Hände mit einem Papiertaschentuch ab und klappte den eleganten Omni auf, den er um den Hals hängen hatte. »Also gut, 4102 B, nicht nach Relevanz geordnet: In der Vorschule Buchstabenplätzchen in Regenbogenfarben, lobende Erwähnungen, Kunstausstellung in

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