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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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spürte, wie mir die Röte in die Wangen stieg.
    »Arnold Pierpont hier hat mir erzählt, dass Sie eben erst herausgefunden haben, dass Sie ein Alter Ego besitzen.« Er stieß einen seltsamen Laut aus, den ich erst nach ein paar Sekunden als Kichern identifizierte. »Können Sie denn nicht zählen?«
    »Wie bitte?«, fragte ich.
    »Die Anzahl der Tage im Kalender zwischen Ihrem Geburtstag und dem sechsten Januar. Das sind die Tage, die Ihr Alter und Sie gemeinsam hatten, bevor sich – hihi – Ihre Wege trennten.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, meinte ich. Ich hatte keine Lust, meine Familiengeschichte vor einem Wildfremden auszubreiten.
    »Das muss Ihnen nicht peinlich sein«, fuhr Monroe gnadenlos fort. »Ach, schaut nur, ganz aufgeregt, nur weil er ein paar Monate seines Lebens mit einem anderen geteilt hat.« Er stieß ein zweites nicht identifizierbares Geräusch aus, das einem verächtlichen Schnauben ähnelte. »Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erzähle, dass ich einundsiebzig war – ja, richtig,
einundsiebzig
 –, als ich herausfand, dass Leute
eures
Schlags«, er richtete einen knochigen Finger auf Bean und Pak, »einfach eine Kopie der ganzen Welt mit jedem Menschen darin hergestellt hatten. Alter, von wegen. Den meinigen habe ich aber überlebt, hihi. Ist bei einem Brand gestorben, der Gute. Hat letztes Jahr sein eigenes Haus abgefackelt.«
    »Wir haben keine Kopie des Universums hergestellt«, verteidigte Bean Leute ihres Schlags. »Wir haben es lediglich entdeckt.«
    »Absolut unverantwortlich«, schnappte Monroe.
    »Der Fortschritt an Wissen wird immer größer«, meinte Pak. »Das lässt sich nicht aufhalten.«
    »Fortschritt? Fragen Sie Ihren jungen Freund hier, ob er das für Fortschritt hält.« Er rammte den Daumen in meine Richtung. »Fragen Sie ihn, ob er heute hier wäre, wenn ihr der Natur nicht
ins Handwerk gepfuscht
hättet. Glücklicherweise hat die Regierung der Sache einen Riegel vorgeschoben.«
    Arni warf Bean, die kurz vor dem Explodieren zu stehen schien, einen warnenden Blick zu. »Was geschehen ist, ist geschehen«, meinte er leichthin. »Aber das ist nicht der Grund, warum wir heute hier sind.«
    »Haben Sie mein Geld dabei, Pierpont?«
    Arni erhob sich von seinem Hocker, zog einen Kreditbon aus der Tasche seines Pullis, reichte ihn Monroe und setzte sich wieder. »Wir wissen es zu schätzen, dass Sie uns die Möglichkeit geben, den Gegenstand aus Felix’ Vergangenheit zu untersuchen.«
    Als Antwort grunzte Monroe lediglich, während er den Bon studierte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Bean mit leiser Schärfe.
    Monroe faltete den Bon zusammen und verstaut ihn in seinem Morgenmantel. »Das, wonach Sie suchen, ist oben. Es befand sich schon hier, als ich einzog, und ich habe es behalten, weil man ja nie weiß, wie ich zu sagen pflege, und ich hatte recht, denn jetzt sind Sie ja hier. Die andere Gruppe, diejenige, die zuerst kam« – Arni fluchte unterdrückt –, »sie konnten das Ding in Gang setzen. Sie wollten alles zu ihrer Firma mitnehmen, aber ich habe abgelehnt. Und darauf bestanden, dass sie alles genau in dem Zustand hinterlassen, wie sie es vorgefunden haben, ohne Fisimatenten. Dasselbe gilt auch für euch Leute.« Er stand auf, ziemlich elastisch für einen Mann, der behauptete, vor fünfunddreißig Jahren einundsiebzig gewesen zu sein. »Die Treppe hinauf und dann rechts. Sie finden mich in der Küche. Ich muss etwas zu Abend essen.«
    Mein Blick fiel auf die Wanduhr. Es war erst drei Uhr siebenunddreißig.
    Monroe bemerkte meinen Blick. »Das Geheimnis eines langen Lebens – und da bin ich der richtige Ansprechpartner, hihi, glauben Sie mir – sind regelmäßig Pflaumen und ein frühes Abendbrot. Lassen Sie die Finger von den Kisten auf dem Dachboden, Pierpont, wie abgemacht. Sie gehören alle mir. Und machen Sie die Tür hinter sich zu, wenn Sie gehen.«
    Ich blieb zurück, während die anderen die Treppe hinaufstiegen.
    Ich holte Monroe auf dem Weg in die Küche ein. »Mein Alter, war er mit der anderen Gruppe hier?«
    »Ja, vermutlich. Es sei denn, Sie hätten einen Zwillingsbruder.«
    Ein kleines Wesen schwenkte vorbei und streifte mein Bein mit seinem Fell. Eine winzige Katze.
    »Schien er ...« Ich wusste nicht recht, wie ich es formulieren sollte. »Schien er mit seinem Leben
zufrieden
zu sein?«
    Monroe starrte mich verständnislos an. Ich ging nach oben.

    Der Dachboden war eine Rumpelkammer mit Schachteln voller abgelegter

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