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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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zu sein«, antwortete sie abwesend mit einem Blick in den Rückspiegel über dem Armaturenbrett, »sagte ich, dass du nicht mit James und Gabriella nach Carmel sollst. Mit Arni und Pak und mir ist das etwas ganz anderes.«
    »Eine völlig andere Sache«, stimmte Arni vom Rücksitz auszu. Er hatte eine ziemlich lange Nase und schulterlange, lockige Haare. »Außerdem wäre es möglich, dass dein Alter bereits in Carmel ist. Ich bin sicher, du möchtest ihn kennenlernen.«
    »Nein, wirklich nicht. Paragraf 7 verbietet es.«
    »Der betrifft die Privatsphäre und Informationen über Alter, ja. Aber er entfällt, wenn dein Alter dir seine schriftliche Einwilligung erteilt. Und ja, natürlich gibt es die Imbiss-Regel, die wahrscheinlich auf Alter am allermeisten zutrifft. Aber selbst dann muss man doch seine Neugier befriedigen. Ich habe kein Alter Ego, daher spreche ich nicht aus persönlicher Erfahrung, aber es liegt doch in der menschlichen Natur, einen Blick auf seinen Doppelgänger werfen zu wollen ...«
    »Könnten wir aufhören, so über ihn zu reden?« Ich schnitt eine Grimasse. »Nennt ihn Felix oder Bürger Sayers oder was.«
    »Ist es nicht verwirrend, ihn Felix zu nennen?«, wollte Arni wissen und beugte sich vor, um mich um die Kopfstütze herum ansehen zu können.
    »Für mich nicht. Es ist ja nicht so, dass ich mich im Geiste selbst mit Felix Anspreche. Ich gebe mir überhaupt keinen Namen. Ich bin einfach ich.«
    »Wir verteilen eine Nummer an jedes Forschungsobjekt, falls dir das lieber ist. Du und dein Alter, ihr seid 4102 A und 4102 B. Der Kulinaria-Autor Felix und der Koch Felix, wenn du so willst.« Während er weitersprach, fuhrwerkte Arni auf dem Rücksitz herum und stieß mir mehrfach die Knie in den Rücken. Er war von den drei Studenten am elegantesten gekleidet und trug einen modischen Pullover und Hosen mit Bügelfalten, im Gegensatz zu Beans und Paks T-Shirts, kurzen Hosen und Turnschuhen. Das lag wahrscheinlich daran, dass er hauptsächlich die Interviews mit den Forschungsobjekten führte.
    »Arnold, was treibst du denn da hinten?«, wollte Bean wissen und wich einem Schlagloch aus.
    »Ich sammle den Müll auf. Hast du vielleicht eine Plastiktüte?«
    »Irgendwo auf dem Boden. Wirf ja nichts Wichtiges weg!«
    »Ich glaube, ich möchte ihn lieber nicht als Nummer betrachten«, sagte ich nach kurzem Nachdenken.
    »Na, dann nenn ihn doch Felix B. Soll ich dich Felix A nennen?«, fragte Arni, während er eine alte Sprudeldose zerdrückte.
    »Nein. Einfach nur Felix.«
    »Und du willst ihn wirklich nicht sehen? Aber er ist einer deiner engsten Verwandten – der engste überhaupt. Denk doch, was ihr alles zu besprechen hättet.«
    Ich starrte zum Fenster hinaus. Der Käfer rollte ein steiles Straßenstück hinab auf eine Art Wanderdüne zu. Einzigartige. Was hatten die schon für eine Ahnung?
    »Es ist unwahrscheinlich, dass wir ihm begegnen«, meinte Bean resigniert und löste sorglos den Blick von der Straße, um in unsere Richtung zu sehen und die Achseln zu zucken. »Felix B wird wahrscheinlich im Büro von
Past & Future
unter Verschluss gehalten und erzählt denen alles über seine Kindheit.«
    »Da wir von Kindheit sprechen«, meinte Arni, »Felix, ist es wahr, dass du keine Ahnung von deinem Alter hattest, bis Foto Nummer 13 auftauchte? Wie ist das möglich? Du hast keinen Naturnamen, und das ist oft ein verräterischer Hinweis ... Brauchst du diese Papiere noch, Bean? Schon gut, schon gut, ich werfe sie schon nicht weg ... Bean und ich haben natürlich Naturnamen, da wir Einzigartige sind. Und dann gibt es noch Mike Pak ...«
    »Warte mal«, sagte ich. »Arni?«
    »Arni ist die Kurzform von Arnold.«
    »Und ...?«
    »Und ein Arnold verfügt über die Kräfte des Adlers. Also – es gibt die offizielle Alter-Liste des DIM, ganz zu schweigen von deiner Identikarte, deiner Geburtsurkunde, den Krankenakten ... Wie konnte es dazu kommen, dass unseren zuverlässigenund vertrauenswürdigen DIM-Beamten entgangen ist, dass deine Eltern sechs Monate deines Alters unter den Tisch fallen ließen?«
    Ich seufzte. »Meine Eltern haben jemanden dafür bezahlt, dass er meine Geburtsurkunde fälschte, und zwar zu der Zeit, als das Departement für Informationsmanagement noch im Entstehen war. Das DIM hat das veränderte Geburtsdatum einfach als gültig akzeptiert. Was mich anbetrifft – ich dachte einfach, ich wäre ein Stückchen größer als die anderen Kinder in meiner Klasse. Wie hätte

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