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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Future
befanden. Ich stellte mir vor, wie Felix gerade in einem luxuriösen Büro saß und Gabriella und James alles über seine Kindheit und unsere Eltern erzählte, die einen großen Teil ihres Lebens in diesem Badeort am Meer verbracht hatten. Aber das Bild blieb verschwommen. Ich selbst hatte keine einzige Erinnerung an meine frühe Kindheit, obwohl ich die ersten Jahre hier verbracht hatte, bis meine Eltern mit einem leicht
verjüngten
Kind anderswo ein neues Leben anfingen. Sie hatten ihre Jobs in der Kunstgalerie aufgegeben, das Haus vermietet und waren mit Sack und Pack nach Norden gezogen, in eine Wohnung in San Francisco, die zu meinem eigentlichen Zuhause wurde. Als ich die Uni in San Diego besuchte, zogen sie zurück in das Haus in Carmel und eröffneten ihre eigene Kunstgalerie, aber für mich war es zu spät. Ich war dort immer nur Gast gewesen.
    Arni berichtete, dass das Haus in der Cypress Lane 161 noch stand, anders als sein Gegenstück in Universum A – das Haus
meiner
Eltern. Letzteres war bei einem Brand im vergangenen Jahr zerstört worden. Falls es irgendwelche Antworten gab, dann nur noch hier in Universum B.
    »Fertig?«, fragte Bean.
    »Tut mir leid, ich war in Gedanken.« Ich sprang aus dem Käfer, machte die Autotür zu, sie sprang wieder auf, und ich knallte sie fester zu, damit sie auch zublieb.
    »Nettes Auto«, sagte ich zu Bean, während sie die Türen des Käfers eine nach der anderen versperrte.
    »Er tut es, aber neu und schick ist er nicht mehr. Frag michnicht nach dem Baujahr – okay, na gut, ich sag’s schon. Es ist ein Neunundsechziger. Noch mit dem ersten Motor.«
    »Der Käfer hat sein eigenes Alter Ego«, spottete Arni.
    »Wenigstens
benutze
ich mein Auto. Arni lässt seinen Sportflitzer nie aus der Garage, damit er garantiert wie neu bleibt«, gab Bean zurück.
    »Er ist eben mein Baby. Wie wärs mit Mittagessen? Monroe erwartet uns erst später.«
    Ich wurde munter. Mein Magen knurrte schon seit geraumer Zeit.
    »Gut, Mittagessen«, stimmte Bean zu und schwang sich ihre Tasche über die Schulter (es war dieselbe, die sie auch beim Übergang getragen hatte, nur dass sie jetzt kompakter wirkte, als hätte der Beutel sich irgendwie in sich selbst zusammengefaltet). »Felix, du suchst das Lokal aus. Dir ein Mittagessen zu spendieren ist das Mindeste, was wir tun können, nachdem wir dich ohne Vorwarnung hierhergeschleift haben«, sagte sie, während wir uns auf den Weg zur Main Street machten, sechs Häuserblocks entfernt. »Ein Jammer, dass Professor Maximilian im Labor zu beschäftigt war, um mitzukommen«, fügte sie hinzu.
    Da war ich mir nicht so sicher. Einen Wagner, Maximilian zu kennen reichte für ein ganzes Leben – aber ich hielt mich zurück, das zu sagen.
    »Stimmt, er hätte das Essen bezahlen können«, meinte Arni.
    Bean knallte ihm ihre Umhängetasche gegen die Schulter. »Du weiß genau, dass ich
das
nicht gemeint habe. Jedenfalls nicht
nur.
Der Professor kann einfach besonders gut mit Menschen umgehen.«
    »Da ist was dran«, antwortete ich.
    Kurz nach drei, nachdem wir unsere Energiereserven mit einer Mahlzeit aus Meeresfrüchten und Limonade wieder aufgefüllt hatten, klopften wir an die Tür eines zweigeschossigen Hauses im spanischen Stil, vor dem ein ungepflegter Rasen miteiner einzelnen Monterey-Zypresse lag. Ein alter Mann öffnete uns die Tür. Die Falten in seinem Gesicht hatten sich so tief eingegraben, dass er überhaupt nicht zu dem herrlichen Nachmittag passen wollte, wie ein weiser alter Mann aus einer dunklen, vergangenen Ära, der irgendwie im falschen Jahrhundert gelandet war. Arni stellte ihn uns als Monroe vor. Ich fand nie heraus, ob das sein Vor- oder Nachnahme war.
    »Da sind Sie ja«, stellte Monroe überflüssigerweise fest. Er trug eine senfgelbe Trainingshose mit dazu passender Jacke und über dem ganzen Ensemble einen lose zugebundenen karierten Morgenmantel. Wir folgten ihm, während er in seinen Pantoffeln durch die schlecht beleuchtete Diele schlurfte, unter einem Türbogen hindurch in ein Wohnzimmer, wo schwere Vorhänge alles Sonnenlicht abschirmten. Er deutete auf eine abgewetzte Couch. Bean, Pak und ich setzten uns gehorsam. Monroe ließ sich auf die einzige andere Sitzgelegenheit sinken, einen bequemen Lehnstuhl. Arni studierte die Lage, entschuldigte sich, ging aus dem Zimmer und kehrte einen Augenblick später mit einem Küchenhocker zurück.
    Monroe schien es gar nicht zu bemerken. Er starrte nur mich an. Ich

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