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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Universum kreiert.«
    »Und was kreiert ein Universum?«
    »Alles, was eine signifikante Ereigniskette konstituiert.«
    »Alles, was – Mann, um Himmels willen«, meinte ich und stampfte hinauf in mein Zimmer.

    Ein Weilchen später klopfte Bean an die Tür, rief »Ich habs, wir treffen uns unten« und war gleich wieder verschwunden. Ich nahm mir einen Moment Zeit, meine Glieder zu strecken, nachdem ich die letzten paar Stunden mit der so ziemlich einzigen Tätigkeit verbracht hatte, die einer Person offensteht, während ein Team (zwei Teams, wenn man James und Gabriella mitzählte) ihre Kinderfotos mit einem feinen Kamm durchsiebt, um zu beweisen, dass besagte Person vor fünfunddreißig Jahren versehentlich ein Universum kreiert hat. Oder arbeiteten sie mit Pinsel und Mikroskop? Egal, ich machte jedenfalls ein Nickerchen.
    Eine steile Holztreppe führte vom Turmzimmer des
Be Known Inn
ein Stockwerk tiefer zu den Zimmern der Promotionsstudenten (ich war gerührt gewesen, als sie mir das Zimmer überließen, das sie offensichtlich alle für das beste hielten, obwohl ich den runden Wänden mit extrem schmalen Fenstern wenig abgewinnen konnte). Ich bekam keine Antwort, als ich an die Türen klopfte, also ging ich hinunter in den Frühstücksraum.
    Die Studenten standen mit dem Rücken zu mir über den Tisch gebeugt. Die Bilder mit Blumenmotiven an den Wänden hingen, nachdem sie die Säuberungsaktion durch Tulip übersich hatten ergehen lassen, ein wenig schief. Staubsaugerlinien verliefen kreuz und quer über den Teppich.
    Ich legte Frannys Taschenbuch
Ein Schritt ins Leere
, das ich bei mir trug, damit es so aussah, als hätte ich die letzten paar Stunden gelesen, auf den Tisch, aber niemand bemerkte es. (Nur so am Rande: Ein Taschenbuch zum Lesen mit mir herumzuschleppen hatte sich als weniger mühsam erwiesen als befürchtet.)
    »Schaut genau hin«, sagte Bean. »Ich muss zwar zugeben, dass meine Erfahrung mit Babys gegen null geht, aber meines Wissens bleibt man, wenn man es einmal geschafft hat, ein Kind erfolgreich ruhigzustellen, unter allen Umständen bei dieser Methode.«
    Vergrößerungen von 13 A und 13 B lagen nebeneinander.
    Ich trat näher. Auf dem linken Foto, Tante Henriettas Nummer 13, hing ich in einer Babytrage vor der Brust meines Vaters und ließ alle vier kleinen Gliedmaßen von mir baumeln, während ich an etwas saugte. Auch im Foto aus Universum B befand sich Felix in
seiner
Babytrage und ließ seine mickrigen Gliedmaßen hängen und nuckelte an etwas. Es war wie eines dieser nervtötenden Spiele, wo man die Unterschiede zwischen zwei Bildern finden soll. Ich war nie sehr gut bei
Original und Fälschung
gewesen und die beiden Fotos ähnelten sich ohnehin nur sehr oberflächlich: Beide zeigten Vater und Sohn, aber 13 A fing meinen Vater mit ernster Miene ein, während er in 13 B Faxen für die Kamera machte und so tat, als wollte er Felix B, der sicher in seiner Babytrage festgeschnallt war, in die Luft werfen. 13 A war eine Nahaufnahme, während in 13 B mehrere Fußgänger und ein Auto zufällig ins Bild geraten waren. Auf beiden waren graue Wolken und die senkrechten Kabel der Brücke zu sehen, wenn auch in 13 B etwas mehr davon. Man konnte unmöglich sagen, was wichtig und was rein zufällig war.
    »Die Vergrößerungen sind etwas unscharf «, sagte Bean. »Undauch der Betrachtungswinkel unterscheidet sich, und beide Objekte sind gelb, aber ...«
    »Jetzt sehe ich es«, sagte Arni. »Banane. Ente.«
    »Was?«, fragte ich und sah genauer hin.
    Und da war es in der Tat. Eine gelbe Banane in 13 A, eine gelbe Ente ohne Füße in 13 B. Zwei ganz herzallerliebste Schnuller.
    »Also,
das
ist ja interessant«, meinte Pak.
    »Der Entenschnuller ist auch in 1 B und 10 B vorhanden – in dem Foto am Morgen vor dem
Big Fat Pancake
und später vor dem Eukalyptusbaum. Der Tag hat also damit angefangen, dass Felix einen Entenschnuller besaß«, teilte Bean uns mit, während ihre Stimme sich vor Erregung hob. »Aber auf Tante Henriettas Foto 13 A ist er verschwunden. Die Veränderung ist nur im Universum unseres Felix hier eingetreten.«
    Ich zuckte zusammen. »Sag das nicht so.«
    »Tut mir leid. In Universum A.«
    »Warte«, wandte ich ein. »Es gibt tausend winzige Unterschiede zwischen den beiden Fotos. Die Matrosenmütze meines Vaters zum Beispiel. Auf 13 B trägt er sie, aber nicht auf 13 A. Wie steht es damit? Woher wollt ihr wissen, dass der Austausch der Schnuller so wichtig ist?«
    »Tun wir

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