Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic

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Wesen mit großer Lungenkapazität und Wurfkraft. Gehetzte Kellnerinnen balancierten mit großen Tabletts zwischen den dicht an dicht stehenden Tischen hindurch. Ich fragte mich, welche Art von Verhalten mich wohl zu einem erinnerungswürdigen Gast gemacht hätte.
    »Dann sind Sie das also auf dem Foto«, sagte Gretchen A zu mir und schüttelte nochmals energisch den Kopf. »Ich kann Ihnen sagen, woran ich mich am Y-Tag am besten erinnere – an überhaupt nichts! Es war ein ganz gewöhnlicher Tag. Wir wussten ja nicht, dass Professor Singh eine Kopie des Universums angefertigt hatte, erst Monate später erfuhren wir davon. Dann sagten sie uns, es sei der Tag mit dem Stromausfall gewesen, aber das hatten wir oft. Es dauerte nie lange, höchstens ein paar Minuten – aber immer im ungünstigsten Moment, zum Beispiel genau im Mittagsgeschäft! Und die Inflation, lassen Sie sich das gesagt sein, die war fürchterlich. Wir druckten überhaupt keine Speisekarten mehr, sondern stellten nur eine Tafel auf, auf die wir die Preise mit Kreide schrieben. Jeden Tag löschte ich die vom Vortag und trug die neuen ein. Merkwürdige Zeiten waren das.« Sie seufzte und gab Bean das Foto von mir und meinen Eltern vor dem Eukalyptus zurück.
    Bean steckte es ein und schien einen Moment ratlos.
    »Was ist mit dem Zeitunterschied?«, gab ich ihr das Stichwort. Die ersten Quittungen aus Universum A waren eingetroffen, und wir wussten jetzt, dass die Rechnung des
Quake-n-Shake
– unterzeichnet von meiner Mutter, ein Mittagsbüffet für zwei Erwachsene und Apfelkompott für ein Kind – einen früheren Zeitstempel trug als die, die Felix Bs Mutter unterschrieben hatte. Zwanzig Minuten.
    »Der Zeitunterschied, richtig.« Bean riss sich zusammen. »Gretchen, was könnte eine Zeitdiskrepanz zwischen einer Rechnung aus Universum A und einer in Universum B erklären? Denken Sie daran, es muss kurz nach dem Vepuz gewesen sein ...«
    »Dem was, meine Liebe?«
    »Kurz nachdem Professor Singh eine Kopie des Universums herstellte«, sagte Bean. Sie wand sich angesichts der ungenauen Beschreibung. »Ein zwanzigminütiger Zeitunterschied in den Rechnungen fürs Mittagessen, bezahlt von Klara Sayers A und B.«
    »Damals zahlten die Gäste im Voraus. Heute ist das irgendwie peinlich, aber damals waren schwere Zeiten. Der zwanzigminütige Zeitunterschied bei der Rechnung bedeutet also, dass die eine Partei früher als die andere eingetroffen ist.« Gretchen A griff nach mehreren Speisekarten und Malstiften und verließ ihren Posten kurz, um eine Familie, die gerade hereingekommen war, zu einem Tisch zu führen. Während wir auf ihre Rückkehr warteten, beugte Bean sich zu mir und flüsterte: »Ich wollte, Arni wäre hier, er kann so etwas besser als ich. Er hat mir gesagt, ich soll anfangen mit ›Bitte denken Sie zurück an den Tag Y ...‹ und immer daran denken, höflich zu bleiben.«
    Gretchen kehrte zurück und sagte: »Noch etwas, was ihr wissen wollt, meine Lieben?«
    »Die Leute zahlten also bei der Ankunft«, sagte Bean. Plötzlich klang sie ein bisschen lebhafter. »Das ist ja interessant. Eineletzte Frage, Gretchen. Eine junge Frau mit einem Flecken auf der Bluse kam ebenfalls um die Mittagszeit herein ...«
    »Ach, das war am Y-Tag? Oh ja, ich habe mich immer gefragt, was wohl aus ihr geworden ist.« Gretchen A legte sich die Hand vor die Brust. »Das arme Ding war den Tränen nahe. Sie wollte zu einem Vorstellungsgespräch und bat darum, unsere Toilette benutzen zu dürfen, um sich den Flecken von der Bluse zu waschen. Es funktionierte aber nicht, das hätte ich ihr gleich sagen können, denn Granatapfelsaft kriegt man einfach nicht raus. Ich habe mich immer gefragt, ob sie den Job bekommen hat.«
    »Hat sie nicht. Nicht in Universum A«, meinte Bean.
    Es war ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Lebensgeschichten verlaufen konnten. Olivia May Novak Irving aus Universum B, die großzügige Spenderin, zu deren Haus Arni vorhin aufgebrochen war, hatte ein erfolgreiches Leben hinter sich. Nach einer großen Karriere in einer Ideenschmiede hatte sie sich frühzeitig zur Ruhe gesetzt. Olivia May aus Universum A dagegen war nicht nur
nicht
reich geworden, man hatte in keiner Ideenschmiede je von ihr gehört. Niemand wusste, was aus ihr geworden war. Bean meinte, man habe Olivia May A zuletzt gesehen, als sie am Tag Y mit einem großen Saftflecken auf der Bluse das
Quake-n-Shake
betrat.
    »Sie erinnern sich also an
sie
«,