Bezugspunkt Atlantis
können, daß nur wenige Kilometer östlich unseres Startplatzes die Straße von Gibraltar zum Höllenschlund wurde.
Es war ganz anders als in unserer Zeit, denn jetzt existierte noch die Große Barriere zwischen der späteren Halbinsel Gibraltar und dem Kap Almina auf afrikanischer Seite.
Das war damals die gefährlichste Stelle der Wasserstraße gewesen, die sich erst nach dem Untergang des Erdteils Atlantis umgestaltet hatte.
Wehe dem Segelschiff, das östlich des heutigen Kap Cires von dem immer heftiger werdenden Sog erfaßt und in Richtung der Großen Barriere abgetrieben wurde. Da gab es keine Rettung mehr.
Hinter dem Felsenriff stürzten die Wassermassen des Atlantiks zweiunddreißig Meter in die Tiefe und bildeten einen gigantischen Wasserfall. Die Erklärung dafür war geophysikalisch einfach, historisch verwirrend.
Der Wasserspiegel des Mittelmeers lag zu dieser Zeit noch zweiunddreißig Meter tiefer als jener des Atlantiks. Wir hatten von Folrogh erfahren, daß unser heutiges Mittelmeer durch gewaltige, vulkanisch bedingte Erdverschiebungen einige zehntausend Jahre lang durch eine mächtige Felsenbarriere zwischen Europa und Afrika vom Zufluß der atlantischen Wassermassen abgeschnitten gewesen war.
Die in das Mittelmeer einmündenden Flüsse hatten bei weitem nicht ausgereicht, den Wasserstand zu halten. Im Verlauf der Jahrtausende war daher eine Ansammlung von mehr oder weniger ausgedehnten Binnenseen entstanden, aus denen sich die großen Mittelmeerinseln wie Kreta, Korsika, Elba und alle anderen steil hervorgehoben hatten. Dazwischen hatte es viele trockenliegende Wegstrecken gegeben, auf denen sich afrikanische Tiere, darunter Elefanten, auf den Marsch nach Norden und umgekehrt begeben hatten.
Wir wußten nun, wieso man auf den heutigen Mittelmeerinseln die Überreste solcher Tiere entdeckt hatte.
Dann aber war es in der Lufthülle der Erde zu einem Gefecht zwischen marsianischen Kreuzern und angreifenden Landungsbooten der Deneber gekommen. Eines davon war abgeschossen worden, in die Tiefe gestürzt und ausgerechnet dort explodiert, wo der Felsrücken die Straße von Gibraltar verschloß.
Er war zertrümmert worden; und seitdem floß das Wasser des Atlantiks wieder in jenes riesige Becken hinein, das wir in unserer Epoche als Mittelmeer kannten.
Die auf den Inseln lebenden Tiere wurden von den steigenden Fluten abgeschnitten und starben aus.
Nunmehr lag der Wasserspiegel nur noch zweiunddreißig Meter tiefer als der des Atlantischen Ozeans. Es würde nach unseren Berechnungen nochmals fünfunddreißig Jahre dauern, bis die durch die Enge strömenden Fluten endgültig den Ausgleich erreicht haben würden.
Für unser Vorhaben waren die Erkenntnisse äußerst wichtig, belehrten sie uns doch darüber, wieso die Landstriche entlang der Mittelmeerküste verödet und nahezu menschenleer waren. Die späteren Großkulturen unserer antiken Völker, der Pharaonen, Griechen und Römer wären damals infolge der klimatischen Verhältnisse unmöglich gewesen.
Das Land war trocken und steppenhaft. Erst die nördlich liegenden Alpen führten Wasser in der Form von riesigen Gletscherwüsten. Das milde Mittelmeerklima in unserem Sinne existierte noch nicht.
Es war daher auch nicht verwunderlich, daß sich die kultivierten Völker dieser Zeit und solche, die es werden wollten, ausschließlich nach Westen orientierten. Dort lag der reiche, eisfreie Erdteil Lurcarion, von uns Atlantis genannt.
Der Orient in unserem Sinn existierte nur in kümmerlicher Form.
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