Bezugspunkt Atlantis
Körper war ebenso steif wie meiner. Wir hatten uns wie Narren benommen.
10.
Die Qualen der Reaktivierung verboten es von Natur aus, den starken schmerzunempfindlichen Mann zu heucheln. Ich hatte jedenfalls noch niemand kennengelernt, der beim Wiedererwachen der gewaltsam geschockten Nervenreflexe seine Not nicht lautstark bekanntgegeben hätte.
Man rechnete auch nicht mit einer heldenhaften Reaktion. Ich brachte allerdings so viel Selbstbeherrschung auf, nicht ausschließlich zu schreien, sondern die akustischen Schmerzäußerungen in wüste Verwünschungen zu kleiden.
Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis die Schmerzen abklan gen. Dann erholten wir uns verhältnismäßig schnell.
Wir lagen in einem düsteren Raum. Von den mächtigen Steinquadern rann die Feuchtigkeit nach unten.
Weiter vorn erkannte ich eine geländerlose Steintreppe, die nach oben führte. Rechts der Treppe bemerkte ich eine meterstar ke Felsplatte. Sie war normalerweise fugenlos in die Wand eingepaßt und daher unsichtbar. Jetzt stand sie zur Hälfte offen.
Hannibal und ich wußten längst, mit wem wir es zu tun hatten! Unsere Gegner ahnten nicht, daß diese Art der Paralyse nicht ausreichte, zwei Telepathen geistig auszuschalten. Wenn man eine Vollbetäubung gewählt hätte, was mit marsianischen Schockstrahlern durch eine Umschaltung der Energiefrequenzen möglich war, dann wären wir wirklich scheintot gewesen.
So aber waren lediglich die befehlsgebenden Nervenzentren für alle motorischen Bewegungsabläufe gelähmt worden.
Das genügte im Normalfall, einen Mann kampfunfähig zu machen. Dabei kann er aber einwandfrei hören und das sehen, was im Blickfeld seiner reglosen Augen erscheint.
Bei uns war darüber hinaus ein anderer Faktor hinzugekommen – unsere Psi-Fähigkeiten.
Wir hatten Kiny noch während des Transports über die neuesten Ereignisse informieren können. Außerdem hatte ich mit Hannibal in einem ständigen Gedankenaustausch gestanden. Er war so lange einwandfrei gewesen, bis die Schmerzkaskaden der Reaktivierung unsere Sinne umnebelten. Nun war auch das wieder vorbei.
Zwei Männer bewachten uns. Sie stammten aus dem Hinterland der Seestadt, waren kräftig gebaut und trugen struppige Vollbarte. Ihre Waffen waren primitiv, aber dennoch gefährlich.
Als unsere Schmerzen endlich nachließen und Allisons Röcheln ebenfalls verstummte, stand einer von ihnen auf und trat zu einem grob bearbeiteten Wandschrank. Als er ihn öffnete, erkannte ich darin zu meiner Überraschung das messingfarbene Trichterende eines armdicken Lederschlauchs, das hier als Schalleiter fungierte. Es war eine Sprechverbindung, wie sie in unserer Zeit auf alten Dampfschiffen üblich war.
»Das darf doch nicht wahr sein!« rief Hannibal mich an. Ich spürte, daß er noch immer zu leiden hatte.
Der Bärtige brüllte einige Worte in das Messingende hinein und hielt dann sein Ohr dagegen. Die Antwort war zwar akustisch nicht zu verstehen, aber telepathisch.
Weit über uns warteten einige Personen auf unser Erwachen.
Wir griffen sofort nach ihrem Bewußtseinsinhalt, sondierten die verschiedenartigen Psi-Frequenzen und werteten sie aus. Es waren die gleichen wie vor zwei Stunden, nur waren sie jetzt besser zu entschlüsseln.
»Idioten wie wir sollten sich aufhängen lassen«, meinte Hannibal in bitterem Spott. »Demnächst wird einer von uns immer die Umgebung überwachen, wenn der zweite Mann mit Kiny in Kontakt steht. Das sollte eisernes Gesetz sein.«
Ich antwortete nicht, sondern lauschte weiter.
Es handelte sich um vier Männer. Unter ihnen befand
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