Bezugspunkt Atlantis
Umständen auf Herz und Nieren testen lassen. Das wäre auch sicher geschehen, wenn Sie den Fehler begangen hätten, den Verletzten zu töten. Das war ein guter Schachzug.«
»Vielen Dank«, murmelte ich geistesabwesend. »Ja, Framus, mir gefällt das auch nicht. Moftinan paßt nicht ins Programm.«
»Meine Auswertung steht fest, Sir«, meldete sich Nishimura. »Man war zurückhaltend, weil man glaubt, über uns noch anderen Spionen auf die Spur kommen zu können. Sie haben ausgezeichnet geblufft und die Herkunft unserer Waren folgerichtig geschildert. Man wird es überprüfen. Für den Marsianer bleibt jedoch die Frage offen, weshalb sich der Verletzte ausgerechnet zu uns flüchtete. Wenn jetzt noch andere Überlebende der denebischen Agentenzentrale den Versuch unternehmen, mit uns in Kontakt zu treten, weil man uns eindeutig für Merklohrs Boten hält, dann wird es schwierig.«
»Es ist schon schwierig! Ich hoffe, daß es keine weiteren Überlebenden mehr gibt. Der Tote wurde durch seine selbststrahlende Hochenergiewaffe eingepeilt und ausfindig gemacht. Das hätte er als geschulter Mann wissen sollen.«
»Seine Todesnot war stärker als der Verstand«, vermutete Kenonewe. »Vielleicht auch der unbändige Wille, uns unbedingt warnen zu müssen. Offiziell konnten wir von der Aushebung der hiesigen Zentrale noch nichts wissen. Insofern ist seine Handlung logisch.«
»Nein, das war sie nicht! Ich hätte es an seiner Stelle nicht riskiert. Wenn er schon Treue zu seinen Auftraggebern oder sonst etwas für ihn Ehrenhaftes beweisen wollte, hätte er einen anderen Weg finden müssen, uns zu warnen.«
»Mit der Verwundung?« zweifelte Hannibal. »Welchen Weg hätte ein Mann in seinem Zustand noch einschlagen sollen?«
»Zum Beispiel durch einen bezahlten Boten eine schriftliche Nachricht schicken. Das wäre für ihn weniger anstrengend gewesen als der Schleichgang in die bewachten Gewölbe.«
»Du vermutest doch hoffentlich nicht, daß er im Auftrag der Spionageabwehr handelte?« fragte der Kleine und griff unwillkürlich zur Waffe.
»Laß nur deinen Zahnstocher stecken. Doch, einen Augenblick lang habe ich daran gedacht, aber dann hätte sich der Marsianer anders verhalten. Er zögerte lange, bis er mir die Erlaubnis zum Verkauf der Waren gab. Das war für ihn auch nicht das Wesentliche. Er scheint uns nicht für denebische Agenten zu halten. Wahrscheinlich ist die Besatzung des Seglers längst verhört wor den. Auf diese Art pflegen keine wichtigen Personen einzusic kern. Das war Maßarbeit der GWA aus dem 21. Jahrhundert nach der Zeitenwende. Nur das hinderte den Marsianer daran, uns verhaften zu lassen. Wir passen nicht in sein Schema. Wichtig war – wie bereits erwähnt –, daß wir einen unter Umständen belasten den Zeugen nicht getötet haben. Jeder zeitgenössische Agent hät te es sicherheitshalber getan. Ich habe mich auf einen fremdartigen Ehrenkodex berufen. Rodkon erschlägt keinen Hilflosen! Das war überzeugend.«
Hannibal und ich gaben die Ereignisse telepathisch an Kiny durch. Da wir uns zusammen auf die Nachrichtenübermittlung konzentrierten, geschah etwas, was einem Telepathen niemals unterlaufen darf.
Wir achteten nicht darauf, was außerhalb des Nebengewölbes geschah.
Ehe wir es begriffen, war es zu spät.
Die Tür brach plötzlich aus den Angeln. Die Druckwelle einer kleinen Sprengladung warf mich zur Seite, aber bevor ich mich aufrichten konnte, blickte ich schon in das Mündungsflammen einer marsianischen Energiewaffe.
Das Fauchen des Strahlschusses klang lange in meinen Ohren nach, aber zu der Zeit war ich bereits völlig paralysiert.
Hannibal lag quer über mir. Sein
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