Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
Nachmittagssonne just in diesem Moment auf die Stelle, wo er ihrem Wunsch nach einem Kuss entsprochen hatte; es war der Moment gewesen, in dem ihr klar geworden war, dass alles in ihrem Leben vor Finian nichtswürdig und blass gewesen war.
Sie senkte den Kopf. Atmete stoßweise ein und aus, immer wieder.
Balffe knurrte und starrte entschlossen nach vorn. Weibertränen waren billig zu haben, und er würde sich von ihnen nicht zur Umkehr bewegen lassen. Auch nicht, wenn ihr dicke, fette Tränen über die Wangen tropfen würden.
»Wer sind all diese Leute?«, fragte sie und zeigte auf die Menschenmenge, die sich auf der Ebene vor der Festung versammelt hatte.
Natürlich wusste sie es. Es waren Dorfbewohner auf der Flucht vor den Truppen, die in den Krieg zogen. Ungebetene Gäste. Man würde sie nicht hereinlassen, noch nicht einmal dann, wenn die Schlacht begann. Und man würde ihnen auch nicht gestatten, den Ring eines feindlichen Heeres zu passieren, das draußen vor den Burgmauern sein Lager aufgeschlagen hatte. Die Leute würden sich zwischen den Soldaten herumtreiben, waren nichts als unerwünschte Mäuler. Es war eine Todeszone.
Balffes Rüstung knackte, als er sich Senna zuwandte. Bis auf das Flügelrauschen eines Vogelschwarms, der plötzlich zu ihrer Linken aufflog, herrschte Stille.
Dann, wie aus dem Nichts, ertönte das Donnern von Hufen. Ruppige Schreie gellten. Von hinten und von jeder Seite galoppierte ein Trupp Ritter heran, raste mit gezückten Schwertern und gespannten Bögen auf sie zu. Stählerne Pfeilspitzen zischten Balffe am Kopf vorbei und stachen in den Erdboden neben ihm. Die stählernen Spitzen, in denen der Tod steckte, straften die grazilen Schäfte aus Eschenholz lügen.
Fluchend peitschte Balffe die Pferde in einen wilden Galopp, sodass sie der bewaffneten Menge voranjagten. Senna schrie auf, so plötzlich war der Angriff über sie hereingebrochen. Sie warf sich im Sattel herum wie ein Sack Weizen.
Sie jagten über die offene Ebene, rasten der Burg entgegen, die aus dem Abendnebel auftauchte. Sie klammerte sich an der Mähne ihres Pferdes fest. Die Knie hatte sie fest an den Sattel gedrückt; der Galopp war so erschütternd, dass sie mit den Zähnen klapperte. Trotzdem erkannte sie ihren Bruder.
»William!«
Dann entdeckte sie Finian.
»Lieber Himmel, nein«, wisperte sie und schrie auf, als ihr plötzlich eine heiße Flamme über die Kopfhaut zu schießen schien. Balffe hatte mit der gepanzerten Hand in ihr Haar gegriffen und sie an sich gerissen.
Er zerrte sie zurück in den Sattel, wickelte sich die Zügel ihres Pferdes um die Faust und zog sie so eng an sich, dass die rot flammenden Nüstern ihrer Pferde sich beinahe berührten, während sie wie der Teufel über das flache Land jagten.
Balffe überlegte kurz, ob er anhalten sollte, um sich in einen offenen Kampf mit O’Melaghlin zu begeben, ging sogar so weit, sich in den Steigbügeln aufzustellen und seinen Hengst zu zügeln, als eine kleine Axt an seinem Kopf vorbeisauste ... dicht genug, um den Bartwuchs eines ganzen Tages abzurasieren.
Sofort duckte er sich in die Mähne des Pferdes, um dem Tod zu entkommen. Ein Pfeil zitterte am Rumpf des Pferdes vorbei; das Tier stürmte so verrückt nach vorn, dass Balffe nicht mehr die Neigung verspürte, sich zu widersetzen.
Steine wirbelten unter den Hufen auf, als sie zur Festung preschten. Balffe hob sich ein kleines Stück aus dem Sattel und spornte sein Pferd zu einer wilden, wagemutigen Jagd über die mit Heidekraut übersäte Heckenlandschaft an, während er Sennas Pferd am Zügel mitzog.
Jetzt war es nicht mehr weit bis zur Festung, nur noch etwa eine Viertelmeile. Balffe blähte die Nasenlöcher wie sein panischer Hengst, trieb sein Pferd mit den Schenkeln, den Armen und seinem Zorn voran, bis sie über die hölzerne Brücke rasten und unter dem äußeren Torbogen hindurchflogen.
Die Wachen staunten mit offenem Mund.
»Zieht das verfluchte Tor hoch!«, brüllte Balffe.
Wie Schmeißfliegen auf einem Haufen Fleisch schwärmten die Wachen aus, keuchten und schwitzten und stöhnten wie Matrosen im Hurenhaus, als sie an den schweren Ketten zogen und sich die harten Schwielen in den Händen aufrissen, um das Gatter zu öffnen.
Balffe wartete nicht ab, bis das Gatter vollständig hochgezogen war. Er drängte sein Pferd nach vorn, beugte sich tief über den Erdboden, bis sie noch eine Brücke überquert und ein weiteres Tor passiert hatten. Noch ein bellender Schrei, noch
Weitere Kostenlose Bücher