Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
weniger Minuten war Finian in das schützende Kettenhemd eines Engländers gekleidet; er zuckte nur leicht, als das Gewicht der Kluft sich ihm auf den Rücken legte. Für Senna gab es kein Kettenhemd, das passte. Sie griff nach einem Messer, das aussah, als hätte es die richtige Größe für Finian, und er band es sich sofort um den Oberschenkel, bevor er sich noch eines nahm, das sie ihm um den linken Arm schnallte. Dann nahm sie sich selbst eines, ein langes, gefährlich aussehendes Ding, das genau richtig zu sein schien.
In diesem Augenblick murmelte der Schmied ein paar unverständliche Worte. Finian und Senna erstarrten, blickten einander an. Schweigen. Dann war ein »Rück rüber« zu hören.
Herr im Himmel. Das Weib des Schmieds war aufgewacht.
In Sennas Brust wurde es kalt. Ein paar Schritte von ihr entfernt zog Finian das Messer aus der Armhalterung. Stumm schüttelte Senna heftig den Kopf. Finian hob die Hand und machte eine seitliche Kopfbewegung. Dabei warf er ihr einen Blick zu, als ob sie verrückt geworden sei.
Sie deutete unerbittlich auf die Messerscheide an seinem Arm. Finian zog die Brauen hoch, schob das Messer aber wieder zurück, als alles ruhig blieb. Senna unterdrückte einen Seufzer.
Es schien Stunden zu dauern, bis sie sich wieder zu rühren wagten. Finian schlich als Erster zur Treppe zurück; Senna folgte ihm in geduckter Haltung.
Sie erspähte etwas aus den Augenwinkeln und schlich näher.
Es war ein Breitschwert, das in einer kunstvoll gearbeiteten Scheide steckte; die Stickereien in kräftigen Farben stellten mythische Tiere und Buchstaben in einer unbekannten Sprache dar. Es sah aus wie das Schwert eines Kriegers, wie das eines Königs; es sah aus wie Finians Schwert.
Ohne darüber nachzudenken, was sie tat, hob sie die schwere Waffe an, trug sie mühsam die Treppe hinunter und zischte Finian zu, er solle stehen bleiben.
Seine Augen glitzerten in der Dunkelheit, als er herumwirbelte und sein Körper reflexartig eine Kampfhaltung einnahm. Die feurige Glut des Ofens betonte die Schatten auf seinem Gesicht. Er sah wild und gefährlich aus, und Senna schickte sich an, ihm das mächtigste Schwert zu reichen, das sie jemals gesehen hatte.
»Hier«, wisperte Senna.
»Mein Schwert«, murmelte er und trat näher.
»Eures? Wirklich und wahrhaftig?« Sie hatte nur gedacht , dass das so aussah, als könne es ihm gehören.
»Aye.« Ehrfürchtig ergriff Finian die schwere Waffe und handhabte sie mit einer Leichtigkeit, als wäre sie ein Laib Brot beim Abendessen. Er zog die Waffe halb aus dem Futteral. Der matte Stahl blitzte im Feuerschein auf. »Das Futteral gehört mir auch«, wisperte er, »ich dachte, man würde es rasch durch ein anderes ersetzen, obwohl die Bannflüche, die hineingewoben sind, bei niemand anders ihre Wirkung tun würden. Und ganz gewiss nie bei einem Sachsen.« Er hob den Kopf und schaute ihr in die Augen. »Jetzt stehe ich zweifach in Eurer Schuld.«
Sie verließen das Haus des Schmieds und schlichen am Rand des offenen Exerzierfeldes entlang. Es war Wahnsinn, das zu tun, und vor Angst wurde Senna der Mund so trocken, dass sie kein Wort mehr herausbrachte. Finian schien beeindruckt. Wie stumme Schatten huschten sie zwischen den Gebäuden entlang: zwischen kleinen Hütten, die nur aus einem Zimmer bestanden, vorbei an einer Kapelle, an Ställen entlang.
Als sie am Küchengarten vorbeikamen, stolperte Senna über eine tiefe Furche und stieß einen Fluch aus; es klang wie ein Schrei in der stillen Nacht. Sie riss den Kopf hoch.
Finian starrte sie reglos an.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie auf die Schritte lauschte, die eilig näher kamen.
Kapitel 11
S enna und Finian drückten sich gegen die Mauer und wagten kaum zu atmen. Der Soldat kam näher und ging auf dem Weg, der in rechtem Winkel an ihnen vorbeiführte, weiter. Senna hielt den Atem an. Der Mann schaute nicht einen Moment zu ihnen hinüber und verschwand schließlich hinter einem anderen Gebäude. Senna suchte Finians Blick.
»Ich glaube ...«, wisperte sie so leise, dass sie sich selbst kaum hören konnte.
Er schüttelte heftig den Kopf. Nach weiteren fünf Minuten Schweigen kam ein zweiter Soldat vorbei. Senna drückte sich eng an die Mauer und gab sich alle Mühe, wie ein Haufen Abfall auszusehen. Die Wache ging vorbei.
Weitere zehn Minuten verstrichen, aber es kamen keine Soldaten mehr. Finian löste sich von der Mauer, und Senna tat es ihm gleich. Sie öffnete den Mund. Lautlos und
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