Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
Bündel voller harter, kantiger Gegenstände. Die Knie hatte sie bis ans Kinn gezogen, die Arme um einen Teil des Bündels geschlungen und das Haar, das sich aus dem Zopf befreit hatte, bedeckte ihr Gesicht. Alles was er sehen konnte, war das Profil ihres zarten Kinns.
Er wandte sich ab und stieg auf eine kleine Anhöhe, um Wache zu halten.
Der Mond stand jetzt hoch und hell am Himmel, und der leichte Wind trug den Geruch der Pflanzen und der feuchten lehmigen Erde heran. Finian atmete tief durch und begann, die Umgebung der Lichtung auszukundschaften, auf der Senna schlief.
Nichts regte sich in der dunklen Welt. Jahrelange Übung sorgte dafür, dass Finian sich geräuschlos durch den Wald bewegte. Eine Runde. Die zweite.
Eine Eule schrie.
Er erstarrte.
Rasch und lautlos ging er weiter, drückte sich mit dem Rücken an einen Baumstumpf. Noch ein Geräusch durchbrach die nächtliche Stille, links von ihm und ein gutes Stück von ihm entfernt. Finian verharrte reglos, seine Hand lag auf dem Griff des Schwertes.
Da war es wieder. Schlurrende, schwere Hufe. Weit entfernt – und doch viel zu nah. Der gedämpfte Klang einer Stimme, den die Nachtluft zu ihm trug. Knarzendes Leder, klirrende Sporen. Soldaten.
Tief gebückt und mit gezücktem Schwert schlich er zur Lichtung, nutzte dabei den Schatten der Bäume und war so leise wie die Fledermaus, die über ihn hinwegflog und deren Flügel fast seinen Kopf berührt hatten. Bei Senna angekommen, hockte er sich hin und beugte sich über sie.
»Aufwachen, Senna. Wir haben Gesellschaft«, flüsterte er an ihrem Ohr.
Sie schlug die Augen auf. Hell und erschrocken und nur eine Handlänge von ihm entfernt.
»Ungebetene Gäste. Ich könnte Euer Können mit der Klinge brauchen«, flüsterte er, bevor er sich erhob und ihr mit einer Geste zu verstehen gab, dass sie sich hinter einem der entfernter stehenden Bäume verbergen sollte.
Sie rappelte sich auf, tastete nach der Messerscheide an ihrer Taille und schlich dann gebückt zu der Stelle, auf die Finian gezeigt hatte.
Die Geräusche, wenn Hufe auf kleine Äste am Boden traten, waren plötzlich nicht mehr zu hören. Finians Muskeln waren so angespannt, dass sie zuckten. Er warf den Kopf zurück und lauschte. Seine Sinne waren für Gerüche, Geräusche und Bewegungen geschärft. Er hielt das Schwert gesenkt, die matt silbrige Stahlfläche schimmerte im Mondlicht.
Das Wiehern eines Pferdes durchbrach die angespannte Stille. Zwei Stimmen waren jetzt zu hören, sie sprachen ein nahezu unverständliches Englisch. Finian stellten sich die Nackenhaare auf.
Er hob sein Schwert und schlich näher heran, bewegte sich von Baum zu Baum wie ein schwarzer Schatten. Das Blut pulsierte langsam und schwer durch seine Adern. Es fühlte sich kalt an, verlieh aber auch Sicherheit. Er drückte den Handballen auf die raue Rinde eines Baumes, schob den Kopf hinter dem Stamm hervor und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen.
Doch die Finsternis war undurchdringlich. Finian konnte nichts erkennen. Hinter sich hörte er Sennas unregelmäßige Atemzüge.
Das Hufgetrappel begann aufs Neue und entfernte sich langsam. Hin und wieder wehten Flüche oder ein paar Wörter bis zu ihm. Er ließ eine Weile verstreichen. Dann drehte er sich zu Senna um und legte den Finger auf den Mund, um dafür zu sorgen, dass sie weiterhin schwieg – aber auch, um ihr die Angst zu nehmen.
Erstaunt ließ er die Hand wieder sinken. Das sollte die Frau sein, die er vor Kurzem aus dem Schlaf gerissen hatte, um ihr zuzuflüstern, dass sie Gefahr liefen, ihr Leben zu verlieren? Nein, das war unmöglich. Sie sah nicht im Mindesten verängstigt aus.
Im Gegenteil. Senna strahlte Energie und Tatkraft aus, und sie verhielt sich großartig. Sie hatte sich dicht gegen den Baumstamm gedrückt, die Wange gegen die raue Borke, und ließ den Blick wachsam schweifen. Ihr Körper war angespannt und hatte sich auf die Gefahr eingestellt. Sie hielt den Kopf leicht zurückgeworfen. Die dunklen Locken ergossen sich wirr über Schultern und Arme. Ihre Fingerspitzen spielten trügerisch ruhig mit der Klinge, die sie am Oberschenkel trug.
Das Mondlicht, das gefiltert durch die Bäume drang, zeichnete die straffen Muskeln in ihrem Arm nach. Dass ihr die Finger gebrochen worden waren, schien sie nicht im Geringsten zu hindern. Ihre Augen glitzerten, als sie auf seinen erschrockenen Blick trafen, und sie warf ihm ein stolzes, kühnes Lächeln zu.
»Wir sind immer noch am Leben«,
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