Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
wartet auf günstigen Wind. Wenn es so weit ist, segelt er nach Irland und marschiert hierher. Er schickt Wogan voraus, seinen Justiziar, den Gouverneur von Irland, um mit Euch zu sprechen. Wenn das Wetter es erlaubt, wird er sich auch hier einfinden.«
Rardove schwenkte den Weinbecher, trank die Neige und ließ den Becher dann einfach fallen. »Gut«, schnappte er, »dann erfährt der königliche Hund endlich, wie schwer es in Wahrheit ist, seinen Besitz gegen die verfluchten Iren zu verteidigen.«
»Er wird auch erfahren, dass Ihr die Wishmé-Farben habt herstellen lassen, ohne ihn zu unterrichten.«
Rardove zog eine wütende Miene, aber Pentony wusste, dass es sich um pure Angeberei handelte. Rardove hatte allen Grund, Angst zu haben. Edward Longshanks, König von England und Hammer of the Scots, verfügte über die unheimliche Gabe, immer herauszufinden, wer die Aufstände in seinen Ländern provoziert hatte. Und genau deshalb gab es so wenige in seinen Ländern. Zugegeben, das galt nicht für den Spion Red, der verrückt sein musste, weil er um den Zorn des königlichen Willens förmlich buhlte. Edward war ein entsetzlicher Feind. Habgierig, entschlossen, brutal.
Und es schien, als sei ihm nicht verborgen geblieben, dass Rardove hinter seinem Rücken versuchte, die legendären Farbstoffe herzustellen.
Daher waren Erschütterung und Verstimmung sicherlich nur eine blasse Umschreibung der Gefühle, die Edward Longshanks wirklich hegte. Wut. Mörderische Wut. Das kam der Sache schon näher.
Ganz besonders dann, wenn er erfuhr, dass Rardove wusste, wie man der Legende über die Wishmés ein Ende und sie zu einer handfesten Tatsache machen konnte. Rardove besaß Muster, mit denen er es beweisen konnte, gefertigt von der einzigen Färbehexe, die in den vergangenen fünfhundert Jahren in der Lage gewesen war, die begehrten Farben herzustellen: Elisabeth de Valery.
Deren Tochter Senna war Rardoves letzte Chance, die Farben aufs Neue zu produzieren.
Wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, konnte das keine einfache Angelegenheit sein, denn Senna war so schwer zu fassen wie ein Pfeil, der hundert Yards über einem Erdwall schwebte. Aber da war es wieder: Sie stammte einer uralten Färberfamilie. Zwar behauptete sie, niemals in der Kunst ausgebildet worden zu sein, aber das spielte keine Rolle. In der Legende hieß es, dass man das Talent im Blut hatte oder eben nicht.
Das galt ganz bestimmt für ihre Mutter, die die alte Rezeptur neu entdeckt hatte; die Frau hatte alles niedergeschrieben und war dann davongelaufen.
Immerhin, das liegt im Blut, dachte Pentony. Beide, Mutter und Tochter, hatten den Mut aufgebracht, die Flucht zu ergreifen, sobald sich ihnen eine Gelegenheit dazu bot. Aber anders als Senna hatte Elisabeth das Geheimnis der Farbstoffe mit sich genommen.
Und anders als ihre Tochter war Elisabeth verheiratet gewesen. Mit einem Wollhändler. Mit Gerald de Valery, einem Mann, für den sie offenbar eine tiefe Liebe empfand – tiefer als für Rardove. Liebe im Dreieck zahlte sich nie aus.
Andererseits hegte Pentony den Verdacht, dass Elisabeth überhaupt niemals zu diesem Dreieck gehört hatte. Ihre Liebe hatte sie ausschließlich Valery geschenkt. Es war ihm immer noch ein Rätsel, warum sie wegen der Farbstoffe hierhergekommen war.
Aber genau so war es gewesen. Nachdem sie die Ehe eingegangen war und Kinder auf die Welt gebracht hatte und einen Haushalt zu führen hatte, hatte Elisabeth ihren Mann Gerald de Valery verlassen und war zu Rardove gekommen. Zu den Schneckenbänken am Strand. Das Versprechen, den legendären Farbstoff herstellen zu können, war offenbar verlockender gewesen als die Gewissheit, geliebt zu werden und ein Heim zu haben.
Verführung. Leidenschaft. Begehren. Diese Schwächen hatten sich zerstörerisch auf die Familie ausgewirkt. Die Mutter: eine Färbehexe. Der Vater: ein Spieler. Senna schien der stärkste Ast der Familie zu sein.
Ein Schatten bewegte sich an der Tür, doch der Baron schaute nicht auf. Nervös sah der Soldat zwischen Pentony und Rardove hin und her, der ihn schließlich hereinwinkte.
Der Mann trug ein knielanges Kettenhemd und dazu Kettenstrümpfe; das Metall schimmerte matt im flackernden Kerzenlicht, als er an den Tisch trat, an dem Rardove in sich zusammengesunken saß. Sein Blick war auf einen unsichtbaren Punkt an der gegenüberliegenden Wand gerichtet.
»Mylord, wir haben einen Mann gefunden, der Red sein könnte.«
Rardove richtete sich auf und
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