Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
»Hm« von sich.
Sie ist glücklich, erkannte Rothewell, zumindest in diesem Augenblick. Es war eine überraschende, wenn auch einfache Erkenntnis, darüber nachzudenken. Rothewell bezweifelte, dass er jemals irgendeine Frau glücklich gemacht hatte. Befriedigt, das ja, was aber nicht dasselbe war, wie er jetzt begriff. Aber dieses Gefühl würde nicht bleiben; Glück war immer flüchtig. Aber zumindest im Augenblick – ja, in dieser Sekunde – hatte er nicht das Gefühl, Camilles Leben zerstört zu haben. Vielleicht könnte er verhindern, es zu tun. Er wollte nicht, dass sie ihn liebte oder Zuneigung für ihn entwickelte. Wollte er das wirklich nicht? Sicherlich war er nicht egoistisch. Wenn er aufhören könnte, den Schurken zu spielen, vielleicht würde sie dann eines Tages gern an ihre gemeinsame Zeit zurückdenken.
Bei diesem Gedanken küsste Rothewell sie auf die Schulter, zog die Bettdecke höher und drehte sich dann auf den Rücken. Er starrte hinauf zum Akanthusfries, der am oberen Rand der Wandflächen entlanglief. Es war falsch von ihm gewesen, dass er Camille gestern allein gelassen hatte, und er war nicht so dumm zu denken, dass ihm verziehen worden war. Er hatte sie mit sinnlichem Genuss abgelenkt, das war alles.
Die Wahrheit war, dass Camille ein Recht hatte, Fragen zu stellen. Er hätte die meisten zurückweisen können – mit ein wenig Diplomatie. Stattdessen hatte er sie angeschnauzt. Diplomatie war nicht gerade seine Stärke. Auf Barbados hatte er nur Xanthia gefallen müssen, die immer über seine Rauheit hinweggesehen und ihn niemals mit dem Heraufbeschwören der Erinnerung an die Vergangenheit bestraft hatte. Das hieß, abgesehen von einem Mal. Damals, als er so offen mit Martinique über deren Heirat und ihren Auserwählten gestritten hatte. Danach hatte Xanthia ihm – unter vier Augen – seine grausamen Worte wie eine Phiole voller ätzender Säure ins Gesicht geschleudert.
Rothewell dankte Gott dafür, dass seine Nichte fortgegangen und nicht mehr in seiner Nähe war – um ihretwillen. Er hatte dem Mädchen wahrlich nichts Gutes getan, ihm eine Menge Schaden zugefügt. Er war ein Dreckskerl gewesen, unfähig, sich zurückzuhalten – ebenso wie gestern bei Camille.
Wenn die Erinnerung an seine eigenen Wunden ihn gehindert hatte, für ein Kind zu sorgen – ein Kind, das Luke geliebt und seiner Fürsorge anvertraut hatte –, wie mochte sein Verhalten Camille schrecken?
Rothewell schob einen Arm unter seinen Nacken. Es war seltsam, aber wenn er in den vergangenen Monaten an Martinique gedacht hatte, hatte er nicht gleichzeitig auch an ihre Mutter denken müssen. Es bedeutete nicht mehr das Wachwerden seiner Erinnerung an Annemarie, wie sie – eingehüllt in die Laken des Bettes seines Bruders – am Morgen nach ihrer Hochzeit vor ihm gestanden und an ihm vorbeigesehen hatte. Mit einem Ausdruck des Bedauerns in ihren Augen. Oder das Sichzurückrufen von Annemaries Bild, eingehüllt in die Kleiderfetzen, in denen man sie tot aus dem Zuckerrohrfeld getragen hatte.
Er rutschte hin und her. Annemarie war seine Vergangenheit. Doch diese Frau neben ihm – diese wunderschöne Frau, die Annemarie vielleicht ein wenig ähnelte, aber so ganz und gar nicht wie sie war -war seine Zukunft, soweit er eine hatte. Sie würden ein Kind haben. Ein Kind, das auf dieser Erde, so hoffte er, ein besserer und glücklicherer Mensch sein würde, als er es je war. Vielleicht ging es im Grunde genau darum. Vielleicht versuchte er, seine Sünden zu büßen.
In diesem Moment war ein leises Kratzen an der Verbindungstür zu hören. Rothewell schlüpfte aus dem Bett und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Ein schattenhaftes Wesen schoss an seinen Füßen vorbei und sprang auf das Bett. Ein leichtes Gefühl der Erleichterung erfüllte Rothewell, aber er unterdrückte es.
»Aye, besser, du genießt das noch einmal«, sagte er leise zu dem Hund. »Beim ersten Hahnenschrei geht’s zurück zu Tweedale, alter Junge.«
Der Hund schnaubte nur und kuschelte sich an Camilles Füßen zusammen. Rothewell glitt zurück ins Bett und streckte sich dicht neben ihr aus. Aber gerade als er die perfekte Position gefunden hatte, knurrte sein Magen laut. Camille, von der er geglaubt hatte, sie schliefe fest, wandte sich um und sah ihn an.
»Das klingt, als hätte ich eine schlecht gelaunte Straßenkatze verschluckt, nicht wahr?«, sagte er und drehte sich ihr zu. Er knabberte sanft an ihrem Nacken.
»Oui, und du hast auch
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