Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
weiß es. Und das alles ist deine Schuld!«
Zu ihrer Überraschung erblasste Kieran leicht und kam mit einem Journal in der Hand um den Tisch herum. »Du bist nur überdreht«, beruhigte er sie und fächelte ihr sanft Luft zu. »Atme, Zee, um Himmels willen, atme. Du kannst das Kind jetzt noch nicht bekommen – oder doch?«
Xanthia hielt die Augen geschlossen. »Ich denke nicht«, murmelte sie. »Aber was wissen wir beide schon davon? Ich fühle mich, als würde ich ohnmächtig werden. Bitte, Kieran, sag mir, dass du nicht gerade eben behauptet hast, Mademoiselle Marchand bei einem Kartenspiel gewonnen zu haben?«
»Nun, ich habe das Recht gewonnen, sie zu heiraten«, führte er genauer aus. »Das ist nicht ganz dasselbe, würde ich meinen.«
Xanthia öffnete die Augen und richtete sich irgendwie auf ihrem Stuhl auf. »Du meinst es vollkommen ernst.«
»Aber ja doch. Ich war gestern Abend bei Valigny.«
»Ja, das weiß ich«, entgegnete Xanthia trocken. »So viel habe ich aus Pamela herausgeholt. Wer war sonst noch Zeuge dieser Geschichte?«
»Enders und Calvert.«
»Lord Enders! Entsetzlich!«, sagte Xanthia. »Dieser widerwärtige Mensch! – Oh, Himmel Herrgott! Wird einer von ihnen darüber reden? Wenn ja, wird der Ruf des Mädchens ganz und gar ruiniert sein. Das muss dir klar sein.«
»Darüber habe ich bereits nachgedacht.« Kieran klang völlig sachlich. »Calvert kann man vielleicht gerade noch einen Gentleman nennen. Enders werde ich drohen müssen. Valigny auch, denke ich, ehe es zu spät ist.«
Wie konnte man mit einem solchen Mangel an Gefühl eine Heirat in Erwägung ziehen?, fragte sich Xanthia. Mademoiselle Marchand mochte ihre Situation verbessern – aber nur sehr geringfügig. »Ihr eigener Vater!«, wisperte sie. »Und mit Lord Enders! Wie konnte er nur?«
Kieran zuckte mit den Schultern und leerte sein Brandyglas. »Valigny kennt keine Skrupel – und er bewegt sich in schlechter Gesellschaft. In meiner, zum Beispiel.«
»Nun, im Vergleich zu Lord Enders bist du ein krasser Amateur.«
»Danke für deinen unerschütterlichen Glauben an mich.«
Xanthia runzelte die Stirn, als sie ihren Bruder ansah. »Du hast also wirklich vor, das zu Ende zu bringen?«
Kieran zog wieder die Schublade auf, nahm einen Bogen schweren Schreibpapiers heraus und legte ihn auf den Schreibtisch. Xanthia ergriff ihn und las. Eine Sondererlaubnis. Sie war mit klarer schwarzblauer Tinte geschrieben, vorschriftsmäßig unterzeichnet und gesiegelt worden.
»Wie das?«, wollte Xanthia wissen. »Wie hast du die so schnell bekommen?«
»Dein alter Freund Lord de Vendenheim in Whitehall«, sagte ihr Bruder. »Er kennt jemanden, der jemanden kennt. Und wie der Zufall es will, schuldete er mir noch einen ziemlich großen Gefallen, deshalb bin ich heute Morgen nach Whitehall gegangen und habe diese Schulden eingefordert.«
»Er schuldet auch mir ein, zwei Gefallen, du wirst dich erinnern«, sagte sie und klang gekränkt. »Ich wurde bei seiner kleinen Schmuggelgeschichte fast getötet.«
»O nein, mein Mädchen!«, sagte Kieran und lehnte sich mit der Hüfte gegen den Schreibtisch. »Du hast geheiratet und bist schwanger geworden – das ist dir widerfahren –, wenn auch wahrscheinlich nicht in dieser Reihenfolge –, und keines von beidem war Vendenheims Werk.«
Xanthia hob die Hände, als wollte sie sich die Haare raufen. »Hier geht es nicht um mich.«
Ihr Bruder sah sie ungerührt an. »Aber ich würde weitaus lieber über dich als über mich reden, meine Liebe. Das wäre sehr viel weniger – wie ist das Wort dafür? – aufdringlich, denke ich, würde gut passen.«
»Warum, Kieran?«, rief sie. »Sag mir nur, warum du das tun willst! Ich habe meine Vermutungen, weißt du. Ich will, nein, du musst mir sagen, dass ich mich irre.«
»Vorsicht, meine Liebe. Du klingst ein wenig pathetisch.«
Er hatte recht, aber sie hasste es, das zugeben zu müssen. »Beantworte einfach die Frage!«, fauchte sie. »Schwangere Frauen sind nicht immer ganz zurechnungsfähig, und gerade in diesem Augenblick liebäugle ich mit dem silbernen Brieföffner dort auf deinem Schreibtisch.«
Rothewell warf einen Blick darauf, dann zuckte er mit den Schultern. »Dann wirst du ihn mir in den Rücken stechen müssen«, sagte er, während er zum Sideboard ging. »Weil ich unbedingt noch einen Brandy brauche, und zwar so dringend, dass ich den Tod dafür riskiere. Und was deine Frage betrifft – ich nehme nicht an, das du mir glauben
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