Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
die Augenbrauen hoch. »Es ist ein wenig zu früh dafür, oder nicht, alter Knabe?«
Rothewell gab keine Antwort und ging zur Tür.
Hinter ihm kratzte ein zweiter Stuhl über den Boden. »Dieser Mann ist ein verfluchter Narr«, hörte er Gareth sagen. »Ich gehe besser mit ihm mit.«
Rothewell schnellte herum, um Gareth zu sagen, dass er sich selber ficken sollte, tat das aber in solcher Hast, dass er den Gentleman nicht sah, der in diesem Moment durch die Tür hereinkam. Sie prallten direkt zusammen, wobei Rothewell fast über seine Füße stolperte.
» Bonjour , Mylord Rothewell!« Der Comte de Valigny wich zurück und gab vor, seine Kleidung abzuklopfen. »Ach, wie ich hörte, habe ich die Hochzeit verpasst!«
Rothewell war einen Moment lang sprachlos. »Sie!«, brachte er schließlich heraus.
Valigny legte den Kopf schief. » Mais non , doch nicht schon jetzt die Reue des Käufers!«, sagte er. »Sie ist nur eine Hand voll, meine petit chou , n’est-ce pas? Machen Sie sich keine Gedanken. Sie werden das Feld schon bald durchgeackert haben, mon ami .«
Rothewell schob ihn zur Seite und ging davon, gefolgt vom schallenden Lachen des Comte.
Camille ging in einer Mischung aus Neugier und Beklommenheit zur Dienerschaft hinunter. Zu Hause, im Schloss in Frankreich, hatte das Personal aus einer Hand voll Bejahrter bestanden, die schon immer dort gewesen waren und offiziell in den Diensten von Valignys Onkel standen. Sie hatten Camille und ihre Mutter als Gäste betrachtet, die die Gastfreundschaft überbeanspruchten. Auf das Verwalten eines Budgets verstand sich Camille gut, denn schon in jungen Jahren war ihr diese Aufgabe zugefallen, und Geld hatte nur sehr wenig zur Verfügung gestanden. Zu wirtschaften und sorgsam mit dem knappen Geld umzugehen war lebensnotwendig gewesen.
In der Küche traf sie auf Mrs. Trammel, die einem Küchenmädchen gerade eine Standpauke hielt und dabei ein gefährlich aussehendes Messer in der Hand hielt. Die Köchin war eine hochgewachsene, schlanke Frau unbestimmbaren Alters mit stark ausgeprägten, hohen Wangenknochen und einer ebenholzfarbenen Haut, die weitaus dunkler als die ihres Mannes war. Sie sprach mit einem melodischen Timbre in der Stimme, das für Camille fremd klang. Unter einem weißen Kopftuch schaute ihr zu Zöpfen geflochtenes Haar hervor, und an ihren Ohrläppchen baumelten Goldkreolen. Jede ihrer Gesten zeugte von Selbstvertrauen, und das Küchenpersonal stand stramm, wenn sie vorbeiging.
Camille straffte den Rücken und stellte sich vor.
»Sie können mich Miss Obelienne nennen, Madame«, sagte Mrs. Trammel, als sie in ihrem Reich saßen. »Hätten Sie gern eine Tasse Tee?«
»Merci«, bedankte sich Camille für das Angebot. »Das wäre wunderbar.«
Miss Obelienne verbeugte sich leicht und ging hinaus, um bald darauf mit einem Kessel mit kochendem Wasser zurückzukommen. Der Tee, der sich in einer irdenen Kanne auf ihrem Arbeitstisch befand, duftete nach Kräutern und Blumen. Während er zog, schnitt Obelienne einige Scheiben von einem Gebäck ab, das wie ein Kuchen ohne Glasur aussah und mit Kokosraspeln bestreut war.
Camille aß ein wenig von dem Backwerk und nippte zaghaft an dem exotischen Getränk, während sie über die Führung des Haushalts redeten. Zwei Mädchen, so erfuhr sie, erledigten die üblichen Hausarbeiten. Das Küchenpersonal umfasste vier Leute, zudem gab es drei Lakaien, und im Stall waren vier Männer beschäftigt.
» Alors , es gibt keine Haushälterin?«
Miss Obelienne schüttelte den Kopf. »Sie ist vor vierzehn Tagen gegangen. Mit unserem Herrn ist schwer auszukommen, wenn man nicht an seine Art gewöhnt ist. Aber es ist in Ordnung so. Sie wurde nicht gebraucht.«
Camille war überrascht, als die Köchin erklärte, dass sie und ihr Mann jetzt diese Pflichten untereinander aufgeteilt hätten. Was die Einkäufe anging, so kamen jeden Morgen zwei zuverlässige Händler vorbei, Eier und Milch wurden jeden zweiten Tag von einem Hof in Fulham geliefert, und der bevorzugte Schlachter hatte sein Geschäft in der Nähe von Shepherd’s Market.
Miss Obeliennes Blick fiel auf Camilles Kuchenteller. »Sie mögen ihn nicht?«
»Er ist ungewöhnlich«, wich Camille aus. »Und schmeckt sehr nach Gewürzen. Was für ein Kuchen ist das?«
»Kein Kuchen, Madame, sondern ein Brot«, erwiderte die Köchin, und der Klang ihrer Stimme erinnerte an einen melodiösen Singsang. »Es ist Maniokbrot von den Inseln. Es war früher das Lieblingsessen
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