Bezwungen von einem Highlander
Er hat mich kaum angesehen.«
»Judith.« Mairi berührte sie an der Schulter, um das Mädchen zu trösten, als es den Blick senkte und hörbar schniefte. »Colin ist entschlossen, der nächste General in König James’ Armee zu werden. Ich fürchte, damit er Euch bemerkt, müsstet Ihr ein Schwert sein. Was ist mit Edward Willingham? Er sieht sehr gut aus und ist in Eurem Alter.«
Judith sah sie an, ihre schönen grünen Augen waren groß und voller Tränen. »Ich will Edward Willingham nicht.«
Grundgütiger, Colin würde sie umbringen für das, was sie jetzt tun würde, aber heute Abend konnte Mairi die Liebe nicht ignorieren. »Also gut. Wenn Ihr meinen Bruder das nächste Mal seht, macht ihm Komplimente über sein Können! Das könnte Erfolg haben. Sprecht über Kriege und über Schlachten. Seid aufrichtig! Colin spürt Falschheit wie ein Reh das herannahende Unwetter. Er kann unehrliche Leute nicht ausstehen, und er wird Euch keine zweite Chance geben, wenn er Euch beim Schwindeln oder Lügen ertappt.«
Judith nickte, und ihr Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. Mairi hatte damit alles in ihrer Macht Stehende getan, ihr zu helfen, Colin zu gewinnen. Der Rest lag bei der jungen Frau selbst.
»Judith«, sagte sie, unfähig, es noch eine Minute länger für sich zu behalten, »erinnert Ihr Euch an das Gespräch, das wir über Captain Grant führten?«
»Ja, Mylady. Ihr sagtet, er sei ein Teufel.«
»Ich habe mich geirrt.« Sie strahlte, noch ganz gefangen in ihrem Glück. »Ich werde seine Frau werden.«
Judith lächelte sie an, doch dann runzelte sie die Stirn, als hätte sie Mairi nicht verstanden. »Captain Grant, Mylady?«
»Mairi, bitte, und ja – Captain Grant. Groß, blondes Haar, Grübchen?«
»Ja, ich kenne ihn, Mairi. Doch ich hörte, dass er Lady Elizabeth heiraten wird.«
Mairis Lächeln blieb. Für einen Moment. »Wie bitte? Ihr müsst Euch verhört haben.«
Judith schüttelte den Kopf. »Nein, sie hat diese beiden Namen genannt.«
»Sie? Ach, nein«, spottete Mairi. »Es war Lady Elizabeth, die es Euch erzählt hat?«
Und dann zerfiel ihr Lächeln.
»Nein, Mylady. Es war die Königin.«
Mairi wusste nicht, ob Judith danach noch etwas gesagt hatte. Als sie sich dem Bankettsaal näherten, sah sie Connor davorstehen, allein im Zwielicht und die Hände ineinander verschränkt. Er wartete darauf, dass sie näher kam. Nein, es konnte nicht wahr sein! Es war ein weiteres Komplott der Königin, um sie zusammenzubringen. Connor gehörte ihr, Mairi. Er hatte es ihr gesagt, hatte es ihr geschworen. Sie würden nach Hause zurückkehren und wieder zu träumen beginnen.
Sein Gesicht sah ein wenig blass aus, und seine Augen schienen in einem noch verwirrenderen Blau zu schimmern, als die leichte Brise ihm das goldene Haar ins Gesicht wehte. Es konnte nicht wahr sein. Er würde sie nie wieder aufgeben.
»Judith«, sagte sie und blieb stehen, als das Mädchen sich der Tür zuwandte. »Geht ohne mich hinein!« Sie sah Connor unverwandt an, als sie auf ihn zuging; das Herz klopfte ihr rasend schnell in der Brust. Warum lächelte er nicht? Er lächelte doch sonst immer, wenn er sie sah, als wäre es nicht erst eine Stunde oder zwei her, seit sie zuletzt zusammen gewesen waren, sondern Jahre.
»Was tust du hier draußen?« Es kostete sie Kraft zu sprechen, aber noch mehr, es nicht zu tun.
»Ich möchte einen Spaziergang mit dir unternehmen.« Connor senkte den Kopf und schaute auf seine Stiefelspitzen.
Sie konnte das nicht. Er hatte ihr etwas zu sagen, und sie wollte es nicht hören. Es konnte nicht wahr sein, was Judith ihr gerade eben erzählt hatte! Lieber Gott, bitte, das konnte doch nicht sein!
Als sie wie erstarrt dastand, hob er den Kopf, und ein Ausdruck, von dem sie vermutete, es sollte ein Lächeln sein, huschte über sein Gesicht. Es sah mehr aus wie der Schmerz auf dem Gesicht eines sterbenden Mannes. »Komm mit mir, Mairi!«
Sie trat einen Schritt auf ihn zu, legte ihre Hand in seine, als er sie ihr reichte, und ließ sich von ihm in den Garten führen. Sie schwiegen und sahen den Lampenanzündern zu, die von einer Laterne zur nächsten gingen und ihnen ihren Weg beleuchteten. Als die Sonne sich anschickte unterzugehen, wollte Mairi den Arm unter Connors schieben und sich an ihn schmiegen. Doch sie bezwang diesen Wunsch. Sie wollte nicht wissen, warum seine Hand so kalt und warum sein Kinn so angespannt war, als versuchte er angestrengt, stumm zu bleiben. Aber sie musste es
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