Bezwungen von einem Highlander
Womöglich glaubte er, sie so leicht ködern zu können wie die englischen Frauenzimmer, die spöttisch lächelnd herüberschauten, als sie am Arm eines Mitglieds des Königshauses vorbeischlenderte. »Es geschieht nicht jeden Tag, dass ich jemandem begegne, der mir seine ehrliche Meinung in Angelegenheiten der Kirche sagt – und schon niemals jemandem, der so bezaubernd ist wie Ihr.«
Mairi wandte sich wieder dem Weg vor ihnen zu, fühlte sie sich doch außerstande, Wilhelm von Oranien auch nur einen Moment länger anzusehen als nötig. »Vielleicht kann ich Euch noch mehr unverblümte Ansichten bieten. Ihr müsst nur fragen.«
»In der Tat.« Er blieb stehen, als sie an einen Bach kamen, der in die Themse floss. Ein Bestand hochgewachsener Eichen schützte seinen Lauf vor der Sonne. »Sagt mir, was Ihr von den Franzosen denkt!«
Sie blinzelte ihn an. »Die Franzosen, Mylord?«
»Ja. Vor einigen Abenden habt Ihr an der Tafel des Königs über Gott gesprochen, und ich bin neugierig, was Ihr über König Ludwigs Erklärung des Klerus von Frankreich und die vier gallikanischen Artikel denkt. Sicherlich habt Ihr davon gehört? Die Erklärung stärkt die königliche Autorität zu Lasten der päpstlichen Macht.«
»Ich fürchte, ich weiß nichts darüber«, gab Mairi zu, die keine Ahnung hatte, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte. Dennoch blieb sie auf der Hut, denn sie war sicher, dass der Prinz eine bestimmte Absicht verfolgte.
»Ich nahm an, Ihr könntet damit vertraut sein, da Ihr mit Admiral Stuarts Schwester Lady Huntley befreundet seid. Ihr wisst natürlich, dass der Admiral seit einiger Zeit in Frankreich lebt.«
Ging es ihm darum? Um Informationen, die ihm in seinem Kampf gegen die Franzosen von Nutzen sein könnten? Es war klug von ihm, das musste sie zugeben. Wenn jemand ihn mit dem versorgen konnte, was er über seinen Feind wissen wollte, dann war das Claires Bruder. Aber, so überlegte Mairi weiter, warum fragte er nicht einfach Graham oder auch Claire selbst? An dieses Warum erinnerte sie sich einen kurzen Moment später. Der Prinz hielt sie, Mairi, für voreilig und naiv und leicht zu gewinnen durch schöne Worte.
»Leider haben wir den High Admiral seit vielen Jahren nicht gesehen.«
»Lady Huntley erhält keine Briefe in … wie heißt dieser Ort, in dem Eure Familie in den Highlands lebt?«, fragte er unschuldig.
Warum wollte er das wissen? Niemand in England, von Connor abgesehen, wusste von Camlochlin oder wo auf Skye es lag, und seit sie hier angekommen war, schien niemand auch nur das geringste Interesse daran gehabt zu haben, wo er die MacGregors finden konnte. Sie legte den Kopf schief und sah Wilhelm an, bevor sie antwortete. Hatte er irgendwie herausgefunden, dass sein Plan, die erstgeborene Tochter des Königs zu töten, fehlgeschlagen war und dass sie sich jetzt in der Obhut der MacGregors befand? Mairi fühlte den starken Wunsch, sich umzuschauen. War irgendeiner dieser Leute erst vor Kurzem nach Whitehall gekommen? Hatten sie Gerüchte gehört, dass nicht alle Klosterbewohner in den Flammen von St. Christopher umgekommen waren?
»Leider, Mylord«, entgegnete sie ruhig, »besitzt meine Familie nur wenig oder gar keine Ländereien. Während der Zeit der Ächtung haben wir den Anspruch auf unser Land in Glen Orchy verloren. Genau genommen sind wir Nomaden und haben uns nie an einem festen Ort niedergelassen. Admiral Stuart schickt keine Briefe, weil es keinen Ort gibt, an den er sie schicken kann.«
Wilhelm starrte sie an. »Lady Huntley scheint mir nicht die Frau zu sein, die sich damit zufriedengibt, kein Dach über dem Kopf zu haben.«
»Ich bin überzeugt, Ihr wisst, dass Lady Huntley in ihrer Jugend viele Jahre lang in den Wäldern gelebt hat.«
»Ja.« Der Prinz rümpfte seine enorme Nase, als hätte er plötzlich einen unangenehmen Geruch wahrgenommen. »Ich habe das über sie gehört.« Er legte eine Hand auf den Rücken und spielte mit der anderen am Saum seines Spitzenjabots. Als er seinen Weg fortsetzte, schien er seine Möglichkeiten zu überdenken und abzuwägen … oder sich eine Strategie zurechtzulegen, mit welcher nächsten Frage er am besten vorankäme.
Mairi ging neben ihm her und wartete geduldig ab. Sie betrachtete die Schwäne, die über den See glitten, und schaute auf, als ein hellroter Vogel von einem Baum zum anderen flatterte. Sie musste zugeben, dass einiges an England recht schön war – was zum Teil daran liegen mochte, dass sie wieder mit
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