Bianca Arztroman Band 0026
vernünftige Wegbeschreibungen?”
“Kein Problem. Wann wollen wir Ihre Mrs. Twigg besuchen?”
Cate stutzte. Das hatte sie völlig vergessen. “Am besten nicht so spät. Sie fürchtet sich, nach Einbruch der Dunkelheit die Tür zu öffnen. Sagen wir — gegen vier?”
“Ich werde parat sein. Brauchen wir zwei Wagen?”
Cate zögerte. Sie warf einen Blick auf seine langen Beine und dachte an ihr kleines Auto. “Ich denke nicht. Wir nehmen Ihren, wenn es Ihnen recht ist.”
Sie trat neben ihn und schenkte sich einen Kaffee ein. Als sie ihm ihr Gesicht zuwandte, strich er ihr leicht mit einem Finger über die Wange. “Ich glaube, ich habe eine Wohnung für mich gefunden.”
“Und — entspricht sie Ihren Anforderungen?”, fragte sie mit unsicherer Stimme.
“Sie ist okay”, sagte Andrew etwas unbestimmt. “Da gibt es nur noch einen Punkt, den ich klären muss, bevor ich sie nehme.”
“Oh, gibt es ein Problem?”
“Ich hoffe nicht.” Sein Lächeln reichte nicht bis zu seinen Augen, als er Cate ansah. “Sie liegt nämlich nur eine Straße von Ihrer entfernt.”
Wilde Gedanken schossen durch Cates Kopf und verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Sie hielt seinem forschenden Blick stand — aber mit ungeheurer Anstrengung. “Das ist doch kein Problem, Andrew. Nehmen Sie die Wohnung.”
Andrew stand mit verschränkten Armen neben seinem Wagen, als Cate gegen vier aus dem Praxisgebäude kam.
“Hi”, sagte er und hielt ihr die Beifahrertür auf.
“Hi”, echote sie mit klopfendem Herzen.
“Sieht so aus, als wenn uns das Wetter heute im Stich lässt.”
“Ganz normal für diese Jahreszeit.” Cate kuschelte sich in ihre rote Winterjacke. Der in Brisbane bekannte Augustwind hatte heute zugelegt und fegte die letzten Blätter von den Bäumen. Dazu hatte noch ein leichter Nieselregen eingesetzt.
“Ich hoffe, dass Madeleine es geschafft hat, ein Feuer zu machen”, sagte Cate.
“Wäre nicht einer von diesen modernen Elektroöfen bequemer und sicherer?”
Hörte sich das etwa nach einem versteckten Vorwurf an? Cate presste ihre Lippen zusammen. “Mrs. Twigg hat ihren eigenen Kopf. Ich kann sie schlecht zwingen, alte Gewohnheiten aufzugeben.”
Er schürzte die Lippen. “Ich darf aber doch annehmen, dass sie fließend Wasser hat?”
Cate schaute gereizt zur Wagendecke. Was war mit ihm los? “Ich nehme an, Sie wissen, wo Sie hinfahren müssen?”
“Ich habe die Adresse von Chrissie bekommen. Und ich war nach meinen Hausbesuchen heute Morgen ein bisschen auf Erkundungstour. Mrs. Twiggs Haus liegt in der Highgate-Hill-Gegend, nicht wahr?”
“Ja.” Cate bewegte ihre Zehen in den Schuhen, um sie zu wärmen.
Dann schwiegen sie beide, während Andrew sich auf den Verkehr konzentrierte. “Haben Sie die Wohnung genommen?”
Er hob eine Augenbraue. “Ich habe dem Vermieter Geld gegeben, also nehme ich an, dass sie mir gehört.”
Das hörte sich so emotionslos und desinteressiert an, dass Cate sich fragte, was diesen Mann eigentlich aus der Reserve locken konnte. Würde sie es je herausfinden? Und wollte sie es überhaupt?
Es hatte aufgehört zu regnen, als sie Madeleine Twiggs Haus erreichten, aber die grauen Wolken hingen noch tief am Himmel. Cate schaute Andrew zweifelnd an. “Dies ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, Madeleine ihr zukünftiges Heim zu präsentieren. Ich meine den Regen und alles.”
“Wir werden sehen. Wir sollten es aber in jedem Fall behutsam angehen.” Er schien noch etwas sagen zu wollen, schwieg dann aber. Abrupt zog er den Zündschlüssel heraus und schwang sich aus dem Auto.
Cate blieb nichts anderes übrig, als es ihm gleichzutun. Bei diesem Wetter sieht es noch trübseliger aus als sonst, dachte Cate, als sie die graue Fassade des alten Hauses musterte. Die Farbe blätterte ab, der Gartenzaun war umgefallen und lag auf dem verwilderten Grundstück.
“Dr. Clifford!”, rief eine junge Frau von der Haustür aus und eilte auf sie zu.
“Roxanne?” Cate klang leicht alarmiert. “Was ist los? Ist etwas mit Mrs. Twigg?”
Roxanne war beim Wagen angelangt. “Ich wollte Sie gerade anrufen.” Sie warf einen schnellen Blick auf Andrew. “Mrs. Twigg geht es gar nicht gut …” Sie schluckte und holte tief Luft. “Ich war eine Woche verreist und hatte ihr vorher den Kühlschrank gefüllt, aber sie scheint kaum etwas angerührt zu haben.”
“Gehen Sie schon ins Haus”, sagte Andrew. “Ich hole noch meinen Arztkoffer aus dem
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