Bianca Arztroman Band 0026
intensiven Blick. “Fühlt sich das gut an, Cate?”
Cate nickte und wunderte sich über die Selbstverständlichkeit, mit der ihre Hand in seine geschmiegt lag, als gehöre sie dahin.
“Danke, Cate.”
“Wofür?”, fragte sie etwas atemlos.
Er zuckte mit den Schultern. “Einfach dafür, dass Sie so sind, wie Sie sind, denke ich.” Andrew hob die andere Hand und strich ihr die hellen Haarsträhnen aus dem Gesicht. “Das wollte ich tun, seit ich Sie das erste Mal gesehen habe …” Er brach ab und wandte ihr sein Gesicht zu.
“Eine Ewigkeit her”, kicherte sie. “Etwas mehr als vierundzwanzig Stunden.”
Andrew runzelte die Brauen. “Ich könnte schwören, dass es eher ein Jahr war. Meine Uhr muss stehen geblieben sein.”
“Soso …”
Schweigend saßen sie nebeneinander und Cate schloss die Augen. Dieses Gefühl erlebte sie doch nicht zum ersten Mal — oder doch? Mit Andrew schien alles anders zu sein, als sie es bisher erlebt hatte. Irgendwie unbeschwerter, natürlicher …
Mit geschlossenen Augen atmete sie tief seinen männlich herben Duft ein. Alles schien ihr so vertraut, als würde sie ihn schon ewig kennen.
“Cate?” Seine Stimme war heiser.
Cates Herz flatterte wie ein gefangener kleiner Vogel gegen ihre Rippen, als Andrew seine Hände um ihr Gesicht legte und ihr tief in die Augen schaute. Dann, mit einem erstickten Laut, küsste er sie zärtlich auf den bebenden Mund. Ihr Körper reagierte mit jeder Faser auf diesen Mann und ließ sie den Schmerz und die Pein vergessen, die Rick ihr einmal bereitet hatte.
Sie hob die Hände und vergrub ihre Finger in seinem festen dunklen Haar, das sich im Nacken leicht kringelte. Unwillkürlich hielt sie die Luft an, als Andrew mit seiner Hand die nackte Haut unter ihrem Pullover berührte, bedächtig über ihren Bauch strich, die Konturen ihrer zarten Brust nachzeichnete und sich dann zu ihrem Rücken weitertastete, um ihn sanft zu massieren.
Doch Andrew war es auch, der den zärtlichen Hautkontakt wieder abbrach. Ganz plötzlich ließ er Cate frei. Das Atmen schien ihm schwerzufallen, als er sich langsam zurücklehnte und sie aus brennenden Augen fixierte.
Cate fühlte Enttäuschung in sich aufsteigen. Sie saß da wie eine Stoffpuppe, deren Arme hilflos zu beiden Seiten hinunterhingen. Sie wandte sich von ihm ab und kam etwas wackelig auf die Füße. Die Arme wie schützend um ihren eigenen Körper geschlungen, schaute sie blicklos auf ihn hinunter. “Ich glaube, es ist besser, wenn Sie jetzt gehen, Andrew.”
Sein Kopf fiel auf die Brust, und er wischte sich mit der Hand über die Augen. Dann stand er plötzlich auf den Füßen und ging um das Sofa herum. Den dunklen Kopf zur Seite geneigt, schaute er Cate fest in die Augen. “Warum die plötzliche Panik, Cate?”
“Wir kennen uns kaum fünf Minuten”, brachte sie heiser heraus.
Andrew lächelte schief. “Fünf Minuten … fünf Jahre. Was zwischen uns passiert ist, war unvermeidlich und hat nichts mit Zeit zu tun.”
Und mit diesem Kommentar verließ er sie.
Cate wartete mit klopfendem Herzen, bis das Motorengeräusch in der Ferne verklang. Wollte er etwa eine Affäre mit ihr anfangen? Sie lehnte sich erschöpft mit dem Rücken an die Wand und rutschte dann langsam auf den Boden. Und — viel wichtiger noch — wollte sie eine Affäre mit Andrew?
Cate fühlte sich elend und voller Zweifel, als sie am Montagmorgen zur Arbeit fuhr. Sie fragte sich ständig, was sie von Andrew zu erwarten hatte, und überlegte, ob er sich genauso unsicher fühlte wie sie. Wie schade, dass sie nicht in seinen Kopf schauen konnte.
Nach drei Stunden Praxisarbeit sehnte sich Cate nach einer heißen Tasse Kaffee. Sie öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum und blieb wie angewurzelt stehen. Andrew stand am Fenster und starrte hinaus, eine Hand in der Hosentasche vergraben, mit der anderen umklammerte er einen Kaffeebecher.
“Hallo, Cate.”
“Andrew.”
“Na, wie geht’s?” Er lächelte ihr freundlich zu, und ihr Herz schlug wie ein Hammer.
Wie sollte es ihr schon gehen — verrückt, verwirrt, verunsichert …
“Prima. Und Ihnen?”
“Großartig.” Wen wollte er damit täuschen? Cate Clifford hatte ihn aus der Fassung gebracht, wie noch keine andere Frau vor ihr. Aber seine Chancen hatte er wohl gestern verspielt. Andrew schlenderte zur Spüle, um seinen Becher abzustellen. “Ich werde jetzt ein paar von Petes Hausbesuchen übernehmen.”
Cate zwang sich zu einem Lächeln. “Haben Sie
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