Bianca Arztroman Band 0026
überwinden.”
“Alles, außer deinem Vater”, sagte er und schnappte sich eine Champagnerflöte vom Tablett eines vorbeikommenden Kellners. Er reichte sie ihr.
Die schneidende Antwort folgte prompt. “Lass meinen Vater aus dem Spiel, Grant.”
“Nur schade, dass du vor acht Jahren noch nicht so gedacht hast, Olivia”, erwiderte er und stieß mit ihr an. “Dann würden wir hier vielleicht nicht herumstehen und Unfreundlichkeiten austauschen, sondern uns gemeinsam einen Weg überlegen, von hier zu verschwinden, um uns irgendwo ein wenig zu vergnügen.”
Leider tauchte die Bauchrednerpuppe in diesem Moment wieder auf. Das ersparte Olivia eine weitere Beschädigung ihres Images als perfekt kontrollierte Exehefrau, die ihren lästigen Ex gelassen abbürstete.
“Oh, wie ich sehe, hat dir schon jemand anders einen Drink gebracht, Pussycat”, tönte er locker. Dabei wanderte der Blick seiner blassblauen Augen jedoch misstrauisch zwischen Olivias geröteten Wangen und Grant hin und her. “Ich glaube nicht, dass wir einander schon vorgestellt worden sind. Ich bin Henry Colton, ein sehr guter Freund von Olivia.”
Ihre hochnäsige Art, die besitzergreifende Art des Mannes, dieses Pussycat-Getue — all das ergab eine Mischung, die Grant veranlasste, den beiden einen Dämpfer zu verpassen.
“Ich bin Grant Madison, Exliebhaber und Exmann von Olivia.”
“Grant!” Olivia holte so empört Luft, dass ihr die Kohlensäure des Champagners in die falsche Kehle geriet.
Grant nahm ihr das Glas ab, klopfte ihr vorsichtig auf den Rücken und lächelte dabei Henry Colton freundlich an. “Sagen Sie mir doch, Henry, was verstehen Sie genau darunter, der sehr gute Freund einer Frau zu sein?”
“Du musst diese Frage nicht beantworten, Henry”, keuchte Olivia. “Es geht Grant nämlich überhaupt nichts an.”
“Schon gut, Olivia. Ich habe nichts zu verbergen.” Colton straffte die maßgeschneiderten Schultern und reckte kräftig den Hals. So erreichte er ungefähr Grants Größe. “Wir haben uns in der Bank kennengelernt. Ich bin Manager von Springdale Savings and Loan , wissen Sie …”
“Nein, ich weiß nicht”, sagte Grant. “Müsste ich?”
Olivia schoss ihm einen Blick zu, halb flehend, halb mörderisch. “Bitte, Grant, lass das sein!”
“Ich bin doch nur höflich, Hübsche”, sagte er und massierte ihr dabei beruhigend die Schultern. Ihr cremefarbenes Kleid war schulterfrei, gehalten von zwei Spaghettiträgern mit einem tiefen Ansatz. Selbst wenn er es gewollt hätte, so hätte er es nicht vermeiden können, ihre glatte, warme Haut zu berühren. “Erzählen Sie weiter, Henry. Ich bin fasziniert.”
Auch Henry schien fasziniert — von der Art, wie Olivias Exmann sie ungeniert antatschte. Er bemühte sich offensichtlich, nicht auf Grants wandernde Hand zu starren und räusperte sich. “Als sie nach einem Sponsor für ihren Wohltätigkeitsfonds suchte, suchte sie mich aus.”
“Sie hat Sie ausgesucht?” Grant konnte sein Kichern gerade noch hinter einem Hustenanfall verbergen. Sam Whitfield verdiente eine Medaille für die Auswahl des Kandidaten!
Henry brüstete sich unbeeindruckt weiter. “Keiner von uns beiden hat zu der Zeit eine Beziehung gesucht, aber …” Er starrte nun doch wie gebannt auf die Hand, die locker auf Olivias Schulter lag. Und eine Spur von Ärger war nun in seiner Stimme zu hören. “Was soll ich sagen, um Ihnen ein noch klareres Bild zu geben? Es war ein Zusammentreffen gleicher Geister, ja, das war es. Wir banden uns aneinander, stark — und der Rest ist Geschichte, wie man so sagt. Wir sind eins. So simpel ist das.”
Das einzig Simple hier bist du, mein Freund! dachte Grant. Er konnte den Mann einfach nicht ernst nehmen. “Es ist schon komisch, wie manchmal das Leben spielt, stimmt’s? Man meint, man hat sein Leben gut im Griff, und peng! … innerhalb eines Sekundenbruchteils verändert sich radikal alles.”
“Wenn einem die richtige Frau über den Weg läuft, ist es das wert, einen solchen Aufruhr der Gefühle erleben”, gab Henry zur Antwort.
“Und Olivia versteht es wirklich, einen solchen Aufruhr der Gefühle zu erzeugen”, meinte Grant.
Olivia versenkte zwar nicht den spitzen Absatz ihres Pumps in Grants Fuß, aber sie wünschte, sie könnte es tun. Wenn sie doch nur den bösen Blick hätte!
“Henry”, schnurrte sie, trat an seine Seite und legte ihm vertraulich die Hand auf den Arm. “Könntest du bitte so lieb sein und mir ein Glas Wasser
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